Helene Herrmann

Helene Herrmann

Helene Herrmann, geborene Schlesinger (* 9. April 1877 in Berlin; † 10. Juli 1944 in Auschwitz), war eine deutsche Philologin und Lehrerin.

Leben

Von 1893 bis 1897 besuchte sie Helene Langes „Gymnasialkurse für Frauen“. 1898 heiratete sie den Theaterwissenschaftler Max Herrmann; zugleich nahm sie das Studium der deutschen Philologie und Kunstgeschichte an der Berliner Universität auf. Als erste verheiratete Frau im Deutschen Reich promovierte sie 1902 bei Erich Schmidt und Wilhelm Dilthey mit der Arbeit „Die psychologischen Anschauungen des jungen Goethe und seiner Zeit“.

1907 legte sie das Examen für das Lehramt an höheren Schulen ab und trat eine Stelle als Lehrerin am Falkschen Gymnasium in Berlin an. Sie unterrichtete auch in den humanistischen Kursen Sigmund Auerbachs, nach dessen Tod sie die Schulleitung übernahm. 1933 gründete sie gemeinsam mit Vera Lachmann eine kleine, vor allem von jüdischen Kindern besuchte Privatschule in Berlin-Grunewald, an der Helene Herrmann Englisch, Französisch und Latein unterrichtete; ihr Ehemann Max Herrmann war zu dieser Zeit wegen seiner jüdischen Herkunft schon aus seinen akademischen Stellungen entlassen. 1938 wurde die Schließung der Schule angeordnet; ab dieser Zeit erteilte Helene Herrmann lediglich noch Privatunterricht.

Am 10. September 1942 wurden Helene und Max Herrmann mit dem 63. Transport aus Berlin nach Theresienstadt verschleppt. Max Herrmann kam dort im November 1942 ums Leben. Helene Herrmann wurde gemeinsam mit ihrer Schwester Katharina Finder genannt Käte, geb. Schlesinger, am 16. Mai 1944 mit einem sogenannten „Arbeitseinsatztransport“ aus Theresienstadt in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Der genaue Todestag ist nicht bekannt; es ist davon auszugehen, dass Helene Herrmann wie die anderen nicht arbeitsfähigen Insassen des Transportes am 10. oder 11. Juli 1944 in den Gaskammern in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde.

Literatur

  • Joachim Biener: Sprache, regsam in den Gelenken. in: Helene Herrmann, Einfühlung und Verstehen. Schriften über Dichtung, hrsgg. durch Joachim Biener 1988, Leipzig.
  • Ruth Mövius: Helene Herrmann (Ein Lebensbild). in: Helene Herrmann, Einfühlung und Verstehen. Schriften über Dichtung, hrsgg. durch Joachim Biener 1988, Leipzig S.158-163.
  • Jutta Dick, Marina Sassenberg (Hrsg.): Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk, Reinbek 1993 ISBN 3-499-16344-6

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Herrmann — Verteilung des Nachnamens Herrmann in Deutschland (2005) Herrmann ist sowohl ein häufiger deutscher Familienname als auch ein früher häufiger, heute eher seltener männlicher Vorname. Herkunft und Bedeutung Als Schreibvariante von Hermann ist der… …   Deutsch Wikipedia

  • Max Herrmann (Theaterwissenschaftler) — Max Herrmann, ca. 1900 Max Herrmann (* 14. Mai 1865 in Berlin; † 17. November 1942 in Theresienstadt) war ein deutscher Literaturhistoriker und Theaterwissenschaftler. Inhaltsverzeic …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Herrmann — (* 7. November 1939 in Velbert) ist ein deutscher Pädagoge und Historiker, emeritierter Professor für Pädagogik und Honorarprofessor an der Universität Potsdam. Seine derzeitigen Schwerpunkte sind die Bildungspolitik, die Schulentwicklung und der …   Deutsch Wikipedia

  • Max Herrmann — For the German athlete, see Max Herrmann (athlete). Max Herrman, ca. 1900 Max Herrmann (14 May 1865 – 17 November 1942) was a German literary historian and theorist of theatre studies. He is considered to be the founding father of theatre studies …   Wikipedia

  • Liste der Biografien/Hep–Her — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Romanzero — Zeitgenössischer Einband und Titelblatt der Erstausgabe Romanzero ist der Titel von Heinrich Heines dritter und zu Lebzeiten letzter Gedichtsammlung. Als Buch erschien sie 1851 beim Verlag Hoffmann und Campe in Hamburg. Den größten Teil der… …   Deutsch Wikipedia

  • Vera Lachmann — Vera Regine Lachmann (* 23. Juni 1904 in Berlin; † 18. Januar 1985 in New York City) war eine deutsch amerikanische klassische Philologin und Lyrikerin. ihr Vater war der bekannte Berliner Architekt Louis Lachmann. Vera Lachmann studierte nach… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste berühmter Begräbnisstätten — Inhaltsverzeichnis 1 Ägypten 2 Argentinien 3 Australien 4 Belgien 5 Brasilien 6 Chile 7 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste berühmter Friedhöfe — Inhaltsverzeichnis 1 Ägypten 2 Argentinien 3 Australien 4 Belgien 5 Brasilien 6 Chile 7 …   Deutsch Wikipedia

  • Hanns Eisler — Briefmarke der Deutschen Post der DDR (1968) aus der Serie Berühmte Persönlichkeiten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”