Helene Neumann

Helene Neumann
Selbstbildnis (Radierung)
Archiv der Franz-Neumann-Stiftung

Helene Neumann (* 14. März 1874 in Königsberg; † 2. Juni 1942 in Rauschen) war eine Königsberger Künstlerin (Malerin, Graphikerin) und Vorsitzende des Königsberger Hausfrauenbundes.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Helene Neumann war die Ur-Enkelin von Karl Gottfried Hagen (1749–1829), dem Begründer der wissenschaftlichen Pharmazie für Deutschland. Ihr Großvater war der Physiker Franz Ernst Neumann (1798–1895), ihr Vater der bekannte Königsberger Pathologe und Hämatologe Ernst Neumann (1834–1918), ihr Bruder der Mathematiker Ernst Richard Neumann (1875-1955). Weiterhin war sie die Großnichte von Ernst August Hagen (1797–1880), dem ersten Kunstprofessor an der Albertina, der 1845 die Kunstakademie mitbegründet hatte.

H. Neumann absolvierte ihre Ausbildung zur Graphikerin von 1897 bis 1900 in München bei Peter Halm, Ernst Neumann und Heinrich Wolff, in Berlin bei Louis Jacobi (aus Lit. Merx). 1902 trat sie in die neu errichtete Damenklasse H. Wolffs an der Kunstakademie Königsberg ein.

Künstlerische Tätigkeit

Das Haus der Künstlerin mit Studienpavillon v. Ernst Chr. Neumann, Hämatologe

Die Motive ihrer Radierungen, Lithographien und Aquarelle entnahm Helene Neumann überwiegend dem Samland mit seiner Steilküste, der Nehrungslandschaft, der Stadt Königsberg, sowie Masuren. Entsprechend ihres sozialen Engagements (s.u.) stellte sie häufig den arbeitenden Menschen dar. Hier wurde sie beeinflusst von Käthe Kollwitz, indem sie häufig soziale Themen aufgriff, den arbeitenden Menschen, die Armen und die Alten in der Gesellschaft. Für ein Zusammentreffen mit Käthe Kollwitz in deren Königsberger Zeit (1861–1891) war H. Neumann zu jung, zumindest ist diesbezüglich nichts überliefert. Eine große Anzahl ihrer „Originalsteinzeichnungen“ wurde als Postkartenserien in den Jahren 1908–1920, sowie ab 1934 bei H.Schwarz bzw. A.Wilutzky aufgelegt. Zu einer zwischenzeitlich vergriffenen Neuauflage der Serie mit 16 Postkarten kam es 1993 beim Rautenberg-Verlag, Leer/ Ostfr.

Ausstellungen

Schon zu Lebzeiten wurden Helene Neumanns Werke auf Ausstellungen des Königsberger Kunstvereins, der dortigen Kunstakademie und der Kunstgalerie Teichert gezeigt, sowie 1912 in Berlin. Die Nachkriegsaussstellungen:

  • 1977 „Nidden und die Kurische Nehrung“ in der Ostdeutschen Galerie Regensburg
  • 1994 Staatliche Kunstgalerie Kaliningrad
  • 1994/1995 Museum Stadt Königsberg in Duisburg
  • 1999 Brachert-Museum in Georgenswalde-Ostradnoje/ Russland
  • 2005 Kunstgalerie Kaliningrad zur 750-Jahrfeier der Stadt Königsberg-Kaliningrad
  • 2006 „Die Kurische Nehrung“ im Museum Stadt Königsberg, Duisburg

Soziale Tätigkeit

Parallel zu ihrem künstlerischen Wirken unterstützte sie als spätere Vorsitzende tatkräftig die Gründung des „Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen“ (1904–1914). Um 1910 baute sie ein altes Fischerhaus zu einem Heimarbeiterinnen-Erholungsheim aus, dem später nach ihr benanntem „Helene Neumann Haus“ in Sassau. In den 1920er Jahren wurde sie 2. Vorsitzende des Königsberger Hausfrauenbundes, übernahm hier die Rechnungsführung und leitete die Wohnungskommission. Sie begründete mit Olga Friedemann (1857–1935) erstmals für Deutschland die Berufsausbildung "Meisterin der Hauswirtschaft“. Nach dem Tode von Olga Friedemann verlor der Hausfrauenbund seine Eigenständigkeit. H. Neumann leitete ab 1935 die Geschäfte des Hausfrauenbundes. Auf Anordnung der Nationalsozialisten wurde er von Helene Neumann 1936 in das „Deutsche Frauenwerk“ überführt.

Literatur

  • Der Nachlass H. Neumanns wird verwaltet über die Franz-Neumann-Stiftung, vergl. externe Links auf die Stiftung und die Homepage www.gelehrtenfamilie-koenigsberg.de
  • Prussia-Gesellschaft Duisburg und Ostdeutsche Galerie Regensburg (Hsg): Albinus, U.: Kunstakademie Königsberg 1845–1945 Werk 11 der Prussia Schriftenreihe, Aumüller Regensburg, um 1985
  • Merx, Klaus: Die Graphikerin Helene Neumann in: Neumann-Redlin von Meding,E.; Neumann,F.: Ostpreußische Landschaft in Bildern. 1. Aufl. Stiftung Ostpreußen Hamburg, 1979; 2.Aufl. Rautenberg Verlag 1987
  • Neumann-Redlin von Meding,E.: Helene Neumann (1874–1941), Malerin aus Königsberg. Ausstellungen ihrer Werke in Kaliningrad und Duisburg. Königsberger Bürgerbrief Ausg. 44 (1995) 31-33
  • Neumann-Redlin von Meding,E.: Helene Neumann: Ausstellung im Brachert Museum Ostradnoije. Ansprache am 6. Juni 1999 im Museum Stadt Königsberg, Duisburg, Königsberger Bürgerbrief Nr.53 (1999) S. 68-69
  • Barfod, J.: Nidden – Künstlerkolonie auf der Kurischen Nehrung – Fischerhuder Kunst-Buch, 2005

Weblinks


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