Henry Creswicke Rawlinson

Henry Creswicke Rawlinson
Henry Rawlinson

Sir Henry Creswicke Rawlinson (* 11. April 1810 in Chadlington in Oxfordshire; † 5. März 1895 in London) war ein britischer Archäologe, Assyriologe und Diplomat.

Rawlinson war entscheidend mit an der Entzifferung der Keilschrift beteiligt. Zwischen 1837 und 1844 schrieb er die persischen und elamitischen Partien der Behistun-Inschrift ab und entzifferte die altpersische Schrift.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Rawlinson war der Sohn des Pferdezüchters Abram Tyzack Rawlinson und dessen Ehefrau Elizabeth Eudocia, einer Tochter von Henry Creswicke. Der Historiker George Rawlinson war sein Bruder.

Er erhielt seine Erziehung in Ealing in Middlesex, trat 1826 in den Militärdienst der Englisch-Ostindischen Kompanie. Er ging 1827 als Kadett für die Ostindische Kompanie nach Indien. Er lernte dort fließend persisch und wurde sechs Jahre später nach Persien gesandt, um die Truppen des Schahs auszubilden. Dort sah er die Felseninschriften in Keilschrift von Bisutun, die er innerhalb von zwei Jahren unter Einsatz seines Lebens abschrieb. Konflikte zwischen der britischen und der persischen Regierung führten zu seiner Abreise aus Persien. 1840 erhielt Rawlinson einen Posten in Kandahar und zeichnete sich durch Tapferkeit im afghanischen Krieg aus. Auf eigenen Wunsch erhielt er eine neue Stelle in Bagdad, wo er Zeit hatte, seinen Keilschriftstudien nachzugehen.

1833 war er Major in persischen Kriegsdienst. 1840 wurde er zum politischen Agenten in Kandahar in Afghanistan, 1843 zum Agenten in Arabien, 1844 zum britischen Konsul in Bagdad berufen und in dieser Eigenschaft 1851 zum Generalkonsul und Oberstleutnant ernannt.

Die Behistun-Inschrift

Rawlinson benutzte diese Stellung zu archäologischen Forschungen und erwarb sich zunächst ein großes Verdienst durch die mit Lebensgefahr verbundene genaue Kopierung der hoch oben an einem isolierten Felsen angebrachten mehrsprachige Behistun-Inschrift in Persien. Vermutlich ohne die inzwischen in Deutschland gemachten Fortschritte in der Keilschriftentzifferung zu kennen, bestimmte er den Lautwert der altpersischen Keilzeichen bis auf ein Zeichen genau so wie Christian Lassen in Bonn. Nicht minder bedeutend war das historische Ergebnis seiner Forschungen, da sich die Inschrift von Bisutun als ein ausführlicher Bericht des Königs Dareios I. über seine ersten Unternehmungen und Feldzüge zu erkennen gab.

Ein noch größeres Feld für seine Tätigkeit fand Rawlinson auf den Trümmerfeldern von Ninive und Babylon, wo er eine außerordentlich große Anzahl assyrisch-babylonischer Keilschriften entdeckte und in Gemeinschaft mit anderen englischen Archäologen entzifferte. 1846 veröffentlichte er seine Übersetzung der vollständigen Bisutun-Inschrift.

1849 kehrte Rawlinson nach England zurück und veröffentlichte dort 1851 seine Erinnerungen und die Behistun-Inschrift. Er vermachte seine orientalischen Antiquitäten dem Britischen Museum und ging mit Austen Henry Layard auf Expedition in das alte Mesopotamien. 1855 kündigte er bei der Ostindischen Kompanie und verbrachte den größten Teil seiner verbleibenden vierzig Lebensjahre in London.

1856 wurde er von Reigate ins Parlament gesandt und gleichzeitig zum Rate der Ostindischen Kompanie erwählt, welche Stellung er auch bei der Neuorganisation der indischen Verwaltung 1858, nun im Namen der Krone, behielt.

1859 erhielt er die Stelle eines britischen Gesandten am Hof zu Teheran, legte dieselbe aber schon 1860 wieder nieder.

Von 1865 bis 1868 war er wieder Mitglied des Parlaments für Frome und trat dann von neuem in den indischen Rat ein.

Familie

Rawlinson heiratete 1862 Louisa Caroline Harcourt Seymour († 1889). Mit dieser hatte er zwei Söhne:

Veröffentlichungen

Ein bleibendes Monument hat er sich errichtet durch das große Werk, das er im Auftrag des Britischen Museums und mit Beihilfe von Norris und G. Smith in vier Foliobänden vollendete:

  • „The cuneiform inscriptions of Western Asia“ (1861–70).

Andre Schriften sind:

  • „The Persian cuneiform lnscriptions at Behistun“ (1846);
  • „History of Assyria, as collected from the inscriptions discovered in the ruins of Niniveh“ (1852);
  • „Memorandum on the publication of the cuneiform inscriptions“ (1855);
  • „A selection from the miscellaneons inscriptions of Assyria“ (1870) und
  • „England and Russia in the East“ (1875).
  • George Rawlinson: Memoir of Henry Creswicke Rawlinson, Longmans Green, New York 1898.

Weblinks

Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Henry Creswicke Rawlinson — Henry Rawlinson L’inscription de Behistun, transcrite et décryptée par Rawlison, donne le même texte en trois langues, gravée dans une falaise, indiquant l’histoire des conquêtes du roi Darius. Sir Henry Creswicke Rawlinson (né le 11 avril 1810… …   Wikipédia en Français

  • Rawlinson,Sir Henry Creswicke — Raw·lin·son (rôʹlĭn sən), Sir Henry Creswicke. 1810 1895. British diplomat and scholar who deciphered cuneiform texts from ancient Persia. * * * …   Universalium

  • Rawlinson, Sir Henry Creswicke — ▪ British orientalist born April 11, 1810, Chadlington, Oxfordshire, Eng. died March 5, 1895, London  British army officer and Orientalist who deciphered the Old Persian portion of the trilingual cuneiform inscription of Darius I the Great at… …   Universalium

  • Henry Rawlinson — Henry Creswicke Rawlinson a la edad de 40 años, pintura de Henry Wyndham Phillips. Sir Henry Creswicke Rawlinson, Primer Baronet (Chadlington, Oxfordshire, 11 de abril de 1810 – Londres, 5 de marzo de 1895) fue un soldado de nacionalidad inglesa …   Wikipedia Español

  • Rawlinson — Henry Rawlinson L’inscription de Behistun, transcrite et décryptée par Rawlison, donne le même texte en trois langues, gravée dans une falaise, indiquant l’histoire des conquêtes du roi Darius. Sir Henry Creswicke Rawlinson (né le 11 avril 1810… …   Wikipédia en Français

  • Henry Rawlinson, 1. Baron Rawlinson — Henry Rawlinson, 1. Baron Rawlinson, porträtiert von John Singer Sargent Henry Seymour Rawlinson, 1. Baron Rawlinson GCB, GCSI, GCVO, KCMG (* 20. Februar 1864 in Trent Manor …   Deutsch Wikipedia

  • Rawlinson — ist der Familienname folgender Personen: Brian Rawlinson (1921–2000), britischer Schauspieler George Rawlinson (1812–1902), britischer Historiker und Geistlicher der Kirche von England Greg Rawlinson (* 1978), neuseeländischer Rugby Union Spieler …   Deutsch Wikipedia

  • Henry Rawlinson — ist der Name folgender Personen: Henry Rawlinson, 1. Baron Rawlinson (1864–1925), britischer General des Ersten Weltkriegs Henry Creswicke Rawlinson (1810–1895), britischer Diplomat und Orientalist, Entzifferer der altpersischen Keilschrift Di …   Deutsch Wikipedia

  • Henry Rawlinson (assyriologue) — Pour les articles homonymes, voir Henry Rawlinson. L’inscription de Behistun, transcrite et décryptée par Rawlison, donne le même texte en trois langues, gravée dans une falaise, indiquant l’histoire des conquêtes d …   Wikipédia en Français

  • Rawlinson Baronets — The Rawlinson Baronetcy, of North Walsham, Norfolk, was created on 7 February 1891 for Henry Rawlinson, a former MP, in the Baronetage of the United Kingdom. His son, the 2nd Baronet, was created Baron Rawlinson in the Peerage of the United… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”