- Herforder Marienkirche
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Die Marienkirche auf dem Luttenberg im westfälischen Herford geht auf eine kleine Michaelskapelle zurück, die nahebei an Stelle einer heidnischen Kultstätte errichtet worden war.
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge
Die Gründung des monastirium sanct mariae ad crucem in monte extra muros erfolgte im Jahr 1011 durch die Äbtissin Gotesda (1001–1040). Es war für die Töchter des niederen Adels bestimmt, denen der Zugang zum hochadeligen Pussinnen-Stift in Herford verwehrt blieb. Der frühromanische Kirchbau mit kreuzförmigem Grundriss wurde im Jahr 1018 vom Paderborner Bischof Meinwerk geweiht.
Heutige Kirche
Der heutige Bau ist als hochgotische Hallenkirche auf einem fast quadratischen Grundriss zwischen 1290 und 1350 entstanden. Reste der romanischen Wände sind in den Neubau integriert worden und noch deutlich zu erkennen. Aus diesem Grund befindet sich der "Marienschlußstein" genau in der Mitte der Kirche. Sie wurde 1325 geweiht und besitzt quergestellte Satteldächer. Der Innenraum wirkt mit den schlanken aufsteigenden Pfeilern ungemein licht. Der Altar, in dem sich ein Baumstumpf aus der Zeit der Herforder Vision befindet, besitzt ein spätgotisches Reliquientabernakel aus rotem Sandstein in der Art eines Sakramentsturms. Im Andenken an die Vision ist der Altar mit mehreren Tauben verziert. Während der napoleonischen Besatzung wurde die Kirche als Pferdestall zweckentfremdet. Anschließend wurde sie wegen Baufälligkeit beinahe abgerissen. Durch dilettantische Restaurierungsarbeiten wurden in den 1950er Jahren originale mittelalterliche Deckenmalereien sowie die gotische Kanzel entfernt. In den Jahren 2004 bis 2006 wurde eine zusätzliche Orgel eingebaut, gleichzeitig wurden nun das gesamte aus dem 19. Jhd stammende Gestühl sowie die originalen Fußbodenplatten herausgeworfen. Der Hochaltar wurde nach hinten versetzt und ein neuer Sandstein"tisch" vor dem eigentlichen Altarraum aufgestellt. Auch ein lebensgroßes gotisches Kruzifix und die Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs wurden von den Wänden abgenommen.
Unmittelbar an der Kirche liegt der einzige in Herford erhaltene historische Kirchhof (Friedhof).
Die Kirche ist seit 1548 evangelische Pfarrkirche.
Orgeln
In der Kirche befinden sich zwei Orgeln. Die Collon-Orgel, benannt nach dem Erbauer, der Fa. Patrick Collon aus Brüssel, wurde im Jahre 2004 eingeweiht. Auf ihr finden seit 2006 internationale Orgelwettbewerbe statt.
Wallfahrtskirche
Die Herforder Marienkirche ist eng mit der Legende der Herforder Vision verbunden. Im Jahre 1982 wurde die älteste Beschreibung dieser Vorgänge „de visitatione beatae Mariae virgines“ wieder aufgefunden, die wohl noch aus dem 10. Jahrhundert stammt. Daher war sie im Mittelalter eine bedeutende Wallfahrtskirche. Seit einiger Zeit werden wieder Wallfahrten nach Herford durchgeführt.
Glocken
Das Geläut besteht aus sechs bronzenen Glocken, die 1986 in der Glockengießerei Rincker in Sinn (Hessen) gegossen wurden. Für den Weihegottesdienst wurde vom Herforder Komponisten Johannes H. E. Koch die Stiftberger Glockenmesse komponiert.
Nr.
Name
Gussjahr
Gießer
Durchmesser
(mm)Gewicht
(kg)Nominal
1 Kyrie 1986 Gebr. Rincker 1455 1895 cis1 2 Gloria 1986 Gebr. Rincker 1243 1220 e1 3 Magnificat 1986 Gebr. Rincker 1130 944 fis1 4 Sanctus 1986 Gebr. Rincker 1028 721 gis1 5 Pacem 1986 Gebr. Rincker 972 612 a1 6 Te Deum 1986 Gebr. Rincker 881 464 h1 Öffnungszeiten
Außerhalb der Gottesdienstzeiten ist die Kirche montags bis freitags von 15 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
Literatur
- Otto Gaul: Die Marienkirche in Herford. Große Baudenkmäler Heft 232, Deutscher Kunstverlag, München 1969.
- Wolfgang Otto & Dirk Nothoff: Die Stiftskirche St. Marien auf dem Berge zu Herford. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 2006, ISBN 978-3-422-02051-1.
- Rainer Pape: Sancta Herfordia. Bussesche Verlagshandlung, Herford 1979, ISBN 3-87120-857-4.
52.1161944444448.6866666666667Koordinaten: 52° 6′ 58″ N, 8° 41′ 12″ O
Weblink
Siehe auch
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