Herman Baltia

Herman Baltia
Herman Baltia (1922)

Baron Herman Baltia (* 1. September 1863 in Saint-Josse-ten-Noode/Sint-Joost-ten-Node bei Brüssel; † 1938) war ein belgischer General-Leutnant, sowie Hoher Kommissar und General-Gouverneur für die Ostkantone, die zu seiner Zeit Neubelgien genannt wurden.

Herman Baltia war Sohn eines Generals luxemburgischer Herkunft und einer deutschen Mutter. Er wurde 1899 der Oberleitung des Generalstabs zugeteilt. 1907 war er Offizier im kartografischen Institut der Armee, um sich auf eine Mission zur Grenzziehung im Süden von Belgisch-Kongo vorzubereiten, die er aber nicht antrat. 1908 wurde er zum Major befördert.

Während des Ersten Weltkrieges erhielt er hohe militärische Auszeichnungen und wurde im Dezember 1916 zum General-Major befördert. Seine militärischen Erfolge errang er hauptsächlich im Norden Frankreichs und in den Flandernschlachten. Im März 1919 folgte seine Ernennung zum General-Leutnant.

Am 22. Oktober 1919 vertrauten ihm König Albert und die belgische Regierung das Amt des Hochkommissars und Gouverneurs der im Zuge des Versailler Vertrages an Belgien abgetretenen Kantone Eupen, Malmedy, Sankt Vith sowie des ehemaligen Neutral-Moresnet an. Bis März 1925 war er im Amt.

Zur Eingliederung der Ostkantone in das belgische Staatsgefüge wurde Baltia mit kolonialen Vollmachten ausgestattet. Der damalige belgische Premierminister Léon Delacroix schrieb ihm 1920 kurz vor seinem Amtsantritt: "Achten sie mit Sorgfalt darauf, daß alles ohne Probleme abläuft und die Kosten sich in einem verträglichen Rahmen bewegen. Sie werden wie der Gouverneur einer Kolonie, welche direkt dem Vaterland unterstellt sein wird, agieren können."

Eine der ersten symbolträchtigen Amtshandlungen Baltias war die Demontage eines an den französisch-preußischen Krieg von 1870/1871 erinnernden Denkmals in seiner Residenzstadt Malmedy. Nachdem sich die hohen Erwartungen der Regierung an Baltia schnell erfüllten, erhielt er durch königliche Verfügung vom 28. August 1920 den Titel eines Barons.

Zwischen dem 26. Januar und dem 23. Juli 1920 veranlasste Baltia die durch den Versailler Vertrag vorgesehene Volksbefragung, in der die Wahlberechtigten, die mit der Eingliederung (in den Augen vieler eine Annexion) nicht einverstanden waren, ihre Namen und Adressen in ausliegende Listen eintragen konnten. Da damit zwangsläufig verbunden war, dass mit der Annexion nicht einverstandene Einwohner namentlich bekannt wurden und einige Repressalien zu befürchten hatten, trugen sich lediglich 271 der 33.726 Wahlberechtigten ein. Hiervon war ein Teil reichsdeutsche Beamte, deren Wurzeln nicht in der Region lagen.

Trotz einiger Fehleinschätzungen während seiner Amtszeit suchte Baltia auch lange nach seiner Amtszeit als Gouverneur Kontakt zu den Menschen, die er „regiert“ hatte.[1]

Literatur

  • Mémorial publié à l'occasion de la Manifestation organisée en l'honneur du Lieutenant-Général Baron Baltia le 28. Octobre 1923. Eupen-Malmédy et son gouverneur. = Eupen-Malmedy und sein Gouverneur. Denkschrift herausgegeben bei Gelegenheit der zu Ehren des General-Leutnants Baltia am 28. Octobre 1923 veranstalteten Feier. Goossens, Brüssel 1923.
  • Martin R. Schärer: Deutsche Annexionspolitik im Westen. Die Wiedereingliederung Eupen-Malmedys im zweiten Weltkrieg. Lang u. a., Bern 1975, ISBN 3-261-02192-6 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 38), (2. verbesserte um eine Einleitung und ein Register vermehrte Auflage. ebenda 1978).

Einzelnachweise

  1. Robert CHRISTOPHE: Aperçu historique de Malmedy (französisch). Ulg.ac.be. Abgerufen am 7. Juli 2010.

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