Herrligkoffer

Herrligkoffer

Karl Maria Herrligkoffer (* 13. Juni 1916 in Schweinfurt; † 9. September 1991 in München) war ein deutscher Arzt und Expeditionsleiter.

Zwischen 1953 - Erstbesteigung des Nanga Parbat im Alleingang durch Hermann Buhl - und 1986 leitete Herrligkoffer vielfach Expeditionen im Himalaya und im Karakorum. Er war der Halbbruder von Willy Merkl, der im Jahre 1934 die Deutsche Nanga-Parbat-Expedition 1934 leitete und dort mit zwei weiteren deutschen Bergsteigern und sechs Sherpas im Schneesturm ums Leben kam. Herrligkoffer nahm das Erbe seines Halbbruders auf und setzte sich die Expeditionsleitung bezüglich der Besteigung von Achttausendern im Himalaya und Karakorum zum Lebensziel. Dabei beschränkte er sich jedoch nur auf die Finanzierung, Vorbereitung und organisatorische Leitung der Expedition aus dem Basislager, ohne jemals einen der hohen Gipfel selbst zu besteigen. Zwischen 1953 und 1975 war allein acht Mal der Nanga Parbat das Ziel seiner Expeditionen. Neben der erfolgreichen Erstbesteigung dieses Achttausenders über dessen Nordseite gelang seiner Expedition 1962 auch die erste Besteigung über die Diamirflanke (Westwand). Auch die dritte Wand des Nanga Parbat, die 4.500 m nach Süden abfallende Rupalflanke, wurde 1970 unter Herrligkoffers Leitung erstdurchstiegen. Während dieser Expedition starb Günther Messner, der mit seinem Bruder Reinhold Messner den Gipfel erreichte, beim Abstieg. Auch in den Jahren 1971, 1972, 1973 und 1975 führte Herrligkoffer Expeditionen in den Himalaya. 1974, 1976 und 1977 war er in der Arktis unterwegs, und 1978 leitete er wieder eine Expedition zum Mount Everest, bei der sieben Bergsteiger, darunter die Deutschen Hillmaier, Engl und Mack, den höchsten Gipfel der Welt bezwangen. 1982 leitete er zuletzt persönlich eine Expedition in den Himalaya, danach musste er wegen eines Herzleidens im Flachland bleiben. Er organisierte aber weiterhin Expeditionen, so 1986 zu seinem 70. Geburtstag zum K2.

Die Person Karl Maria Herrligkoffer war bezüglich ihres autoritären Führungsstils bei den Expeditionen und der juristischen Verfolgung der Verwertungsrechte der jeweiligen Bergbesteigungen nicht unumstritten. So sicherte er sich immer schon im Vorfeld der Expeditionen sämtliche Verwertungsrechte, um so seine eigenen Versionen der jeweiligen Expedition exklusiv und lukrativ schildern zu können. Widerstände gegen diese Methode, wie zum Beispiel von Hermann Buhl oder später Reinhold Messner, die eigene Publikationen über ihre Erfahrungen am Berg mit Herrligkoffer veröffentlichten, führten zu jahrelangen Gerichtsprozessen, die Herrligkoffer stets gewann. Die Mehrheit der von ihm engagierten Alpinisten war sich aber der Tatsache bewusst, dass sie vor allem Herrligkoffer und seinem legendären Geschick, die nötigen Mittel durch Sponsoren aufzubringen, die Teilnahme an einer Expedition in den Himalaya verdankten.

Der oft geäußerte Vorwurf, Herrligkoffer habe Hermann Buhl im Jahr 1953 den Gipfelgang verboten und damit seine Inkompetenz als Expeditionsleiter bewiesen, relativiert sich angesichts der Tatsache, dass Buhl sein Wagnis nur durch sehr großes Wetterglück überlebte, und Herrligkoffer angesichts der Abwesenheit des alpinen Leiters Peter Aschenbrenner und des Risikos gar keine andere Wahl hatte, als sich mit einem Rückzugsbefehl der Mitverantwortung für Buhls Alleingang zu entziehen.

„Wie immer er gewesen sein mag, ein außergewöhnlicher Mensch war er. Man mochte ihn oder man war von ihm abgestoßen. Seine drei großen Leidenschaften waren junge Medizinstudentinnen, das Organisieren von Expeditionen und das Führen von Prozessen. Grundsätzlich haben wir ihm alle viel zu verdanken, insbesondere Reinhold Messner wurde auf seinem Rücken zum ‚Rolling Stone‘ der Popclimber.“[1]

Literatur

  • Karl M. Herrligkoffer: Nanga Parbat. Ullstein, Berlin 1967.
  • Karl M. Herrligkoffer, Lehmann: Nanga Parbat 1953. Lehmann, München 1954.
  • Karl M. Herrligkoffer: Sieg am Kanchenjunga. Die deutsche Erstbesteigung. Droemer Knaur, München 1983, ISBN 3426037165
  • Karl M. Herrligkoffer: Abschied vom Himalaya. Erfolg und Tragik am K2 und Broad Peak. Bayerland, Dachau 1989, ISBN 3892510296.
  • Reinhold Messner, Horst Höfler: Karl Maria Herrligkoffer. AS, Zürich 2001, ISBN 3905111659.

Quellenangaben

  1. Hans Saler: Zwischen Licht und Schatten. A-1, München 2003, ISBN 3-927743-65-8, S. 63.

Weblinks


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