Hirnbein

Hirnbein

Carl Hirnbein, auch Karl Hirnbein (* 27. Januar 1807 in Unterwilhams; † 13. April 1871 in Weitnau) war Großbauer, Agrarreformer und Politiker in Süddeutschland. Er lebte vor allem in Wilhams und Weitnau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach einer Lehre in Italien erwarb er Kenntnisse in der Schweiz und studierte dann die Weichkäseherstellung in der Umgebung des Städtchen Limburg, heute in der belgischen Provinz Lüttich. 1830 eröffnete Hirnbein in Wilhams eine Weichkäserei und begann als erster Allgäuer gemeinsam mit den Brüdern Grosjean aus Limburg mit der Produktion des Limburger aus einheimischer Milch. Nach schwerer Anfangszeit schaffte er den Durchbruch [1]. Als Produktionsgrundlage führte Hirnbein das damalige Allgäuer Hungerland von der nicht mehr rentablen Flachsbearbeitung und Hausweberei zur florierenden Milch- und Käsewirtschaft.[2] Er begründete so den Wandel vom „blauen“ – vom Flachsanbau geprägten – zum „grünen“ Allgäu. Mit 1000 Hektar Landbesitz war er schließlich einer der größten Grundbesitzer im Allgäu.

Hirnbeins Nachfolge in der Agrarreform trat sein Schwiegersohn Josef Widmann (* 1807; † 1899) an, der es bis dahin in seinem eigentlichen Beruf als Tiefbau- und Eisenbahningenieur sowie Flussverbauer bis zum Baurat gebracht hatte [1].

1852 erbaute Carl Hirnbein mit dem Grüntenhaus das erste Hotel in den Allgäuer Alpen und legte damit den Grundstein für einen weiteren maßgeblichen Wirtschaftsfaktor, die touristische Erschließung des Allgäus (erster Fremdenverkehrsprospekt für das Allgäu). Später gehörte er der zweiten Kammer des bayerischen Landtag an.

In einer zwischen 1934 und 1936 erschienenen Trilogie über Hirnbeins Leben nennt ihn der Priesterdichter Peter Dörfler den Patriarchen des Allgäus, den Notwender, Zwingherr und Alpkönig.

Erinnerungsstücke

Nach Carl Hirnbein sind Straßen in Kempten, Sonthofen, Immenstadt und Wangen benannt. In Missen-Wilhams ist ihm ein Museum und ein mit vielen Informationsstationen gestalteter nach Weitnau führender Wanderweg gewidmet. In Kempten steht auch das Haus der Milchwirtschaft.

Literatur

  • Th. Aufsberg: Bausteine zur Geschichte der Milchwirtschaft im Allgäu. Oechelhaeuser, Kempten 1913. 
  • Klaus von Andrian-Werburg: Carl Hirnbein. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 9, Hueber, München 1966, S. 308-329. 
  • Peter Dörfler: Der Notwender. Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten 1979. ISBN 3-88006-051-7
  • Peter Dörfler: Der Zwingherr. Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten 1979. ISBN 3-88006-052-5
  • Peter Dörfler: Der Alpkönig. Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten 1979. ISBN 3-88006-053-3
  • Georg Wagner: Strukturwandel in der Landwirtschaft. In: Heimatbuch Weiler im Allgäu. Holzer, Weiler im Allgäu 1994, S. 303–316. 

Weblinks

Quelle

  1. a b siehe Lit. Georg Wagner: Strukturwandel in der Landwirtschaft
  2. siehe Weblink Karl-Hirnbein-Museum

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