Grünten

Grünten

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Grünten
Der Grünten aus westlicher Richtung

Der Grünten aus westlicher Richtung

Höhe 1.738 m ü. NN
Lage Landkreis Oberallgäu, Bayern
Gebirge Allgäuer Alpen
Dominanz 9,6 km → Iseler
Schartenhöhe 611 m ↓ P. 1077 im Schwellbachtal → Kühgundkopf
Geographische Lage 47° 33′ 11″ N, 10° 19′ 0″ O47.55305555555610.3166666666671738Koordinaten: 47° 33′ 11″ N, 10° 19′ 0″ O
Grünten (Bayern)
Grünten
Typ Bergrücken
Besonderheiten Wächter des Allgäus
Ansicht des Grünten vom Rottachberg aus (Nordwest)

Der Grünten ist ein 1738 Meter hoher Bergrücken im Landkreis Oberallgäu. Aufgrund seiner markanten Lage direkt am Alpenrand hat der Berg den Beinamen Wächter des Allgäus bekommen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Grünten ist einer der nördlichsten Berge der Allgäuer Alpen. Er befindet sich etwa 5,5 km nordöstlich von Sonthofen. Ihm zu Füßen liegen die Ortschaften Burgberg und Rettenberg, das Tal der Iller, in die bei Sonthofen die Ostrach einmündet und das Tal der Starzlach (mit der Starzlachklamm), die ebenda in die Ostrach mündet.

Etwas vorgelagert erhebt sich das 1.496 Meter hohe Burgberger Hörnle, dessen Besteigung über einen schmalen Grat Schwindelfreiheit erfordert.

Zwei markante Bauwerke bestimmen das Bild im Gipfelbereich des Bergrückens: Auf dem Hauptgipfel, der den Namen Übelhorn trägt, stehen das 1924 nach Planung und unter Leitung von Bruno Biehler erbaute Denkmal für gefallene Gebirgsjäger und unweit dieser Stelle der 92 Meter hohe, im Jahr 1951 errichtete Sendeturm des Bayerischen Rundfunks (siehe Sender Grünten).

Geschichte

Im Unterschied zu den meisten anderen Bergen der Allgäuer Alpen wurde der Grünten bereits im Mittelalter von Einheimischen und auch von Gästen bestiegen. Anfang des 16. Jahrhunderts soll der Berg von Kaiser Maximilian I. bezwungen worden sein. Vom Augsburger Fürstbischof Clemens Wenzeslaus ist eine besonders originelle Grüntentour überliefert. Im Jahr 1773 hat dieser sich mit Hilfe von 56 einheimischen Bauern in einem gepolsterten Tragsessel auf den Gipfel befördern lassen.[1]

Grüntenhaus

1852 erbaute Carl Hirnbein mit dem Grüntenhaus das erste Hotel in den Allgäuer Alpen und legte damit einen Grundstein zur touristischen Erschließung des Allgäus.

Bergbau

Am Grünten wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert noch Erz abgebaut. Die Stollen sind aber wegen Einsturzgefahr nicht mehr begehbar. Seit 2006 sind mehrere Schaustollen mit Führung wieder zur Begehung freigegeben. Bei Burgberg gibt es die Erzgruben-Erlebniswelt, ein Museumsdorf zum Thema.[2]

Entwicklung

Entstehung der Erzadern: In den Südhängen am Grünten sind die reichsten und mächtigsten Erzadern zu finden. Allerdings nicht mit der besten Qualität. Diese Erze haben sich im Laufe von Jahrmillionen in einem großen Meer abgelagert. Nachdem sich die kontinentale und die afrikanische Erdplatte aneinander geschoben haben, falteten sich im Laufe von wieder vielen millionen Jahren die Alpen auf. Aufgrund dieser Faltung kamen die Erzadern ans Tageslicht und von oben nach unten im Berg liegend war es möglich sie zu finden und abzubauen.

Geschichte

Die Bergwerke wurden erstmals 1471 schriftlich erwähnt. Knappen aus Schwazen in Tirol fanden am Grünten Erzadern und begannen diese abzubauen. Das Knowhow dazu bekamen Sie aus einem Handbuch für Bergbau, das reich illustriert war und zu damaliger Zeit in Schwarzen geschrieben wurde. Kaiser Friedrich verlieh dem Grafen von Montfort die Schürfrechte. Das Gebiet am Grünten gehörte aber den Bischöfen von Augsburg. Die gab ewige Streitereien. 1563 erteilte der Bischof seinen Untertanen das Recht auf eigene Gefahr und Rechnung nach Erz zu graben. Dies könnte der Anfang der Knappentätigkeit gewesen sein. Ab 1802 wurden die Kirchenbesitzungen staatlich. Dadurch wurden die freischaffenden Knappen auch staatlich. Ab diesem Zeitpunkt begann der Erzabbau am Grünten kräftig aufzuleben.

Auswirkungen des Bergbaus

Zum Schmelzen des Eisenerzes waren große Mengen von Holz notwendig. Um einen Zentner schmelzbares Eisen zu gewinnen wurden 100 Ztr. Holz benötigt. Aus diesem Grund gab es bald im ganzen Allgäu einen Holzmangel, darum heißt der Grünten auch Grünten was früher im Dialekt Glatzkopf (Grind) bedeutete. Es gab Zeiten da wurde sogar das Holz sammeln reglementiert. Es wurden auch nur noch Monokulturen mit schnellwachsendem Holz angebaut.

Die Verarbeitung des Eisens war ein großer Wirtschaftsfaktor zu dieser Zeit im Allgäu. So hatte Burgberg zu dieser Zeit viele Nagel-, Hufnagel- und Schuhnagelschmieden. Dieser Wirtschaftsfaktor brach rapide ein, nachdem ab 1853 die Eisenbahn fertig gestellt wurde und besseres Eisen aus anderen Gebieten importiert wurde. Daraufhin wanderten 250 Burgberger mit Kind und Kegel aus.

Das Leben der Bergmänner

Die Arbeit der Knappen war sehr schwer. Sie hatten besondere Kleidung, mussten 6 Tage in der Woche 7 Stunden arbeiten und hatten Sonntags frei. Bei Sprengungen wurden auch viele Knappen verletzt. Die meisten hatten zuhause eine kleine Landwirtschaft, die von den Ehefrauen und den Kindern betrieben wurde. Sie hatten auch als erste eine Art Krankenkasse. Den Krankenunterstützungsverein Burgberg. Sie bezahlten 1 Pfennig in eine Kasse aus der dann die Alten und Kranken versorgt wurden.

Wirtschaftsfaktor

Geschichte

1607 wurde in der Nähe von Sonthofen, dort wo die Starzlach in die Ostrach mündet ein Schmelzwerk errichtet. Eine Schmiede soll an dieser Stelle schon seit 1532 existiert haben. 1680 sind im Hüttenwerk in Sonthofen ca. 15500 Zentner Erz vom Grünten verarbeitet worden. Die anderen Öfen an der Starzlach gingen ein, weil das Hüttenwerk in Sonthofen mit neueren Schmelztechniken arbeitete und weniger Holzkohle benötigte. Um 1840 beschäftigte das Hüttenwerk 100 Arbeiter, 30 Holz- und Kohleknechte und 25 Fuhrleute, was die Ernährung von 700 Köpfen bedeutete. Zur damaligen Zeit war das sehr viel. Der Schmelzofen wurde 1863 gänzlich ausgeblasen, das sich das Schmelzen von Erz nicht mehr rentierte. Das Erz am Grünten war bei weitem nicht so gut und brüchiger wie das Erz das importiert wurde. Die Leitung des Grüntenwerks setzte allerdings schon vorher auf die Gießerei, die dann einen Aufschwung erlebte. Diese bestand bis 1974. 1927 wurde dann das Hüttenwerk, das bei den Einheimischen auch heute nur „Schmitte“ genannt wird, in BHS (Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG, Niederlassung Sonthofen) umbenannt.

Wirtschaftliche Entwicklung

Ab 1863 stellte die Firma hochwertige Gussartikel her. Ab 1888 produzierten sie dann schon Bauschmaschinen Turbinen, Kräne und ähnliches. Ab 1904 kamen dann elektrische Anlagen dazu. Während des 1. Weltkrieges wurde das Hüttenwerk in die Waffenproduktion einbezogen. Ab 1926 traf die Wirtschaftskrise das Hüttenwerk auch voll. Ab 1928 wurden dann Reparationschulden umsonst gefertigt. Ab 1930 kam die Entlassungswelle, wobei sich die Geschäftsleitung sehr bemühte die Arbeiter zu halten. Bis 1928 gab es an Barbara immer ein großes Fest, das das Hüttenwerk bezahlte. Dies musste eingestellt werden, da kein Geld mehr da war um solches zu Finanzieren. 1932 bis 1934 wurden Elektromotoren hergestellt. Ab 1934 ging es wirtschaftlich wieder aufwärts und es wurde wieder eingestellt. Damals wurden die erste Getriebe gebaut. Ab 1934 gab es dann auch wieder ein Sommerfest statt Barbara. Ab 1943 stand der Betrieb dann still. 1944 wurde wieder gefertigt und 1950 kam der große Aufschwung mit Getriebemaschinen. Seit 1958 wurde dann eine eigene Abteilung für Großgetriebebau gegründet. Das BHS steht im Moment auf gesunden Beinen und gibt vielen Angestellten Arbeit.

Touristische Entwicklung der Erlebniswelt am Grünten

Geschichte: 1936 wurde das Erz nochmals untersucht und für zu schlecht zum Abbau befunden. 1946/47 wurden aus Sicherheitsgründen die Stollen zugesprengt. 1989 begannen Hobbyhistoriker zu graben und gründeten eine Interessensgemeinschaft. Im Laufe der Jahre kamen freiwillige Helfer dazu und die Theresiengrube, die Neue Annagrube, die Wassergrube (Christopherusgrube) und die Martinsgrube wurden untersucht und „ausgebuddelt“. Ab 1995 durften kleine ausgewählte Gruppen in die Theresiengrube. 1998 wurde ein Verein „Historischer Bergbau Allgäu“ gegründet und die Bergrechte vom Bayerischen Freistaat übernommen. Die Rechte besitzt seit dem Burgberg. Alle Versuche dies touristisch zu fördern scheiterten bis 2003. Zu diesem Zeitpunkt gab es länderübergreifende Fördermittel aus dem Europäischen Topf.

Entwicklung der Erz Gruben Erlebniswelt am Grünten: Die entscheidende Idee war die, ein Museumsdorf, unabhängig von den schwer zugänglichen Bergwerken aufzubauen. Dann ging alles sehr schnell. Ab Mai 2005 wurde mit dem Aufbau dieses Dorfes begonnen. In der Zwischenzeit wurde auch die „Alte Annagrube“ für den Publikumsverkehr entdeckt und mit integriert. Die notwendigen Sicherungen und Beleuchtungen wurden installiert und im Juli 2006 wurde die Erlebniswelt eröffnet.

Die Museumsgrundausstattung wurde von Museumsprofis geplant und realisiert. Die Beschaffung und Aufbereitung der verschiedenen Ausstellungsstücke wurde von Ehrenamtlichen übernommen. Ein Glücksfall war die aufgelassene Schmide aus Rubi, die dem Museumsdorf kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Im Juli 2008 konnte noch eine alte Nagelschmide dazu aufgestellt werden, denn Burgberg hatte um 1800 15 Nagelschmiden.

Um die Erlebniswelt noch attraktiver zu gestalten ist auch ein „Untertage-Kletterparcours“ in Verbindung mit einer Erzgrube als Attraktion angedacht und in Planung. Im Jahr 2008 hatten die Erzgruben bereits ca. 25.000 Besucher.

Fauna

Der letzte Wolf wurde 1827 am Grünten erlegt. Seitdem gilt das Tier im gesamten Allgäuer Alpenraum als ausgestorben.[3]

Blick zum Grünten aus nördlicher Richtung von der oberen Kammereggalm

Aufstieg

Der Aufstieg zum Grünten ist über Burgberg, Rettenberg und Rettenberg-Kranzegg möglich. Viele bewirtschaftete Hütten und Berggasthöfe laden zur Einkehr ein. Der kürzeste Weg führt von der Alpe Kammeregg (Parkplatz) zur Grüntenhütte (eineinhalb bis zwei Stunden) und von da über den zuletzt drahtseilversicherten Ostgrat mit Eisenleiter zum Gipfel mit Gebirgsjägerdenkmal (45 Minuten). Dieser Weg ist auch bei Schnee – am besten vor oder nach der Skisaison – gut machbar und zumindest bis zur Grüntenhütte meist gespurt. Skitourengeher wählen den Grünten gern als kleine Halbtagestour, wobei der Aufstieg fast ausschließlich über die Skipisten erfolgt.

Gipfelkreuz

Kreuz am Gipfel des Grünten

Das Gipfelkreuz (Bild rechts) trägt die Aufschrift:

„Geweiht
Der Hl. Maria Muttergottes,
Unserer lieben Frau der Berge.
Gewidmet
Den verunglückten Bergsteigern im Allgäu.
Gestiftet
Von Dr. Peter Nowotny,
Rettenberg, 1998“

Aussicht

Vom Gipfel des Grünten hat man eine umfassende Aussicht auf die Allgäuer Landschaft und darüber hinaus – an klaren Tagen reicht sie von der Schweiz im Westen bis zur Zugspitze im Osten und vom Unterallgäu im Norden bis weit in die Hochalpen im Süden.

Aussicht vom Grünten vorbei an der Sendeanlage: Allgäuer Alpen (links u. mittig), Illertal (Mitte), Hörnergruppe u. Nagelfluhkette (rechts) u. Alpsee (ganz rechts)
Aussicht vom Grünten vorbei an der Sendeanlage: Allgäuer Alpen (links u. mittig), Illertal (Mitte), Hörnergruppe u. Nagelfluhkette (rechts) u. Alpsee (ganz rechts)

Sonstiges

Eine Allgäuer Volksweisheit besagt: „Trägt der Grünten einen Hut, wird das Wetter morgen gut. Trägt der Grünten einen Degen, gibt es andern Morgens Regen.“ Bekannt ist auch die Version: „Trägt der Grünten einen Hut, wird das Wetter gut, trägt er eine Mütze, gibt es eine Pfütze.“

Alle zwei Jahre ist der Grünten Schauplatz der Grüntenstafette, eines Staffelwettbewerbs mit sechs Teilnehmern je Team mit Lauf- und Radsportstrecken.

Sendeanlage

Hauptartikel Sender Grünten
Der ostseitige Aufstieg zum Gipfel von der Grüntenhütte (1477 m)
Der Sendeturm auf dem Grünten. Blick vom Gebirgsjägerdenkmal nach Westen.
Luftbild mit Blick nach Nordost.

Auf dem Gipfelgrat des Übelhorn, der höchsten Erhebung des Grünten, steht ein im Jahr 1951 errichteter, 94,5 Meter hoher, Sendeturm des Bayerischen Rundfunks (BR), der Sender Grünten.

Einzelnachweise

  1. Alfred Weitnauer: Bei uns im Allgäu, 5. Auflage, Kempten 1965, S. 18
  2. Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten. Abgerufen am 30. Juli 2010.
  3. Dieter Seibert: Allgäuer Alpen und Ammergauer Alpen - alpin, Bergverlag Rother München 2004, 16. Auflage, S. 24

Weblinks

 Commons: Grünten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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