- Hirsauer Reform
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Die Hirsauer Reform war eine monastische Reformbewegung des 11. und 12. Jahrhunderts. Sie führte zentrale Elemente der Reform von Cluny im deutschsprachigen Raum ein, unterschied sich aber von dieser insbesondere in der Organisationsform.
Entwicklung
Im Zusammenhang mit der Reform von Cluny und den Gregorianischen Reformen entstanden auch im Gebiet des heutigen Deutschlands Reformbestrebungen. Diese gingen von Siegburg, St. Blasien und dem Kloster Hirsau aus.
Hirsau war erst 1059 auf Anweisung von Papst Leo IX. gegründet worden. Die ersten Mönche kamen aus dem Kloster Einsiedeln und brachten von dort Ideen der Reformen von Gorze mit. Unter Abt Wilhelm wurde Hirsau selbst zum Reformkloster. Von dort ausgehend wurden insbesondere die schwäbischen Klöster reformiert. Die Ausstrahlung reichte teilweise weit darüber hinaus etwa bis nach Hessen, Bamberg, Magdeburg oder Corvey.
Das erste Ziel Wilhelms war es die Freiheit des Klosters gegenüber dem Eigenklosterrecht der Grafen von Calw durchzusetzen. Es gelang 1075 in dem Hirsauer Formular die freie Wahl der Äbte durchzusetzen. Die Übergabe des Abtstabes sollte im Rahmen der Selbstinvestitur allein durch den Konvent erfolgen. Lediglich die Weihe blieb dem örtlichen Bischof überlassen. Grundsätzlich erlangte er auch die freie Wahl des Vogtes, musste aber anerkennen, dass dieser stets aus der Familie der Stifter kommen musste.
Einige Zeit später wandte sich Wilhelm von der Richtung um Gorze ab und dem Kreis um Cluny zu. Unter Einfluss von Ulrich von Zell, eines Vertrauten von Abt Wilhelm, wurden die Consuetudines Hirsaugienses verfasst. Diese fußten teilweise auf Empfehlungen von Hugo von Cluny für Hirsau. In denen übernahm das Kloster die strenge Lebensweise Clunys. Streng geregelt waren der Tagesablauf, die Liturgie sowie die Organisation der Klostergemeinschaft.
Von Hirsau aus wurden etwa 120 Klöster reformiert. Im Unterschied zur Gemeinschaft von Cluny fehlte die Zentralisierung der Bewegung. Diese war lediglich durch die gemeinsamen Konstitutionen, durch Gebetsverbrüderungen und Totengedenken verbunden. Das Oblatenwesen, das heißt die Annahme von Kindern zur Hinführung auf das Ordensgelübde, wie es auch noch in Cluny üblich war, wurde abgelehnt. Stattdessen wurde die Aufnahme von Laienbrüdern („Conversi“) charakteristisch. Dies unterschied die Hirsauer Richtung von der Siegburger Reform oder von Gorze.
Es wurden entgegen der ursprünglichen Absicht nicht die Rechte der Bischöfe und Vögte zurückgedrängt. Dies führte zur Unterstützung der Bewegung durch den Adel, der etwa das liturgische Gebetsgedenken der Mönche positiv wertete. Politisch übte die Hirsauer Reform Einfluss dadurch aus, dass sie ganz auf Seiten des Reformpapsttums stand. Sie nahm im Investiturstreit eindeutig Partei für Gregor VII. gegen Heinrich IV.
Bereits im 12. Jahrhundert verlor die Hirsauer Reform an Durchsetzungskraft.
Literatur
- Karl Suso Frank: Hirsau. In: Theologische Realenzyklopädie. Berlin 1993. S. 388–390. Digitalisat
- Edeltraud Klueting: Monasteria semper reformanda. Kloster- und Ordensreformen im Mittelalter. Münster u.a. 2005, S. 24f. Digitalisat
Kategorien:- Christentumsgeschichte (Mittelalter)
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