Theoger

Theoger

Theoger (Dietger; * um 1050; † 29. April 1121 in Cluny) war Prior von (Kloster-) Reichenbach, Abt von St. Georgen im Schwarzwald, Klosterreformer und Bischof von Metz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über das Leben des St. Georgener Abtes Theoger unterrichtet uns in zwei Büchern eine Vita, die Vita Theogeri, die der Mönch und Bibliothekar Wolfger von Prüfening († nach 1173) um die Mitte des 12. Jahrhunderts unter dem Abt Erbo I. (1121–1162) vom Kloster Prüfening schrieb. Theoger, um die Mitte des 11. Jahrhunderts geboren, stammte – so die Vita – aus ministerialischen Verhältnissen, war aber wahrscheinlich mit mächtigen Adelsfamilien im elsässisch-lothringischen Raum verwandt, u.a. mit den Grafen von Metz und denen von Lützelburg. Theoger soll dann unter dem berühmten Manegold von Lautenbach und im Wormser Cyriakusstift seine geistliche Ausbildung erhalten haben. Er wandte sich aber dem Mönchtum Hirsauer Prägung zu und trat in das Kloster Hirsau unter dessen Abt Wilhelm (1069–1091) ein. Dieser ernannte ihn später zum Prior des Hirsauer Priorats (Kloster-) Reichenbach (1085–1088). Schließlich wurde Theoger auf Betreiben Wilhelms im Jahr 1088 zum Abt von St. Georgen eingesetzt.

Theogers Wirken in St. Georgen

Um Selbstständigkeit von Hirsau bemüht, gelang es Theoger während seines Abbatiats (1088–1119), das Kloster St. Georgen zu einem Reformmittelpunkt benediktinischen Mönchtums in Elsass, Süddeutschland und Österreich zu machen. Diese „St. Georgener Reform“ war verbunden mit der Einflussnahme der Schwarzwälder Mönchsgemeinschaft auf eine Reihe von Männer- und Frauenklöstern, die entweder neu gegründet oder von St. Georgen aus reformiert wurden, wobei St. Georgener Mönche vielfach als Äbte der zu reformierenden Klöster fungierten, während die Neugründungen meist als St. Georgener Priorate in Besitz und unter der seelsorgerischen Oberaufsicht der geistlichen Kommunität an der Brigach standen. Im Einzelnen haben wir Verbindungen St. Georgens zu folgenden Klöstern: Ottobeuren (1102), die Zelle des heiligen Markus bei Rouffach (ca. 1105), Amtenhausen (vor 1107), Lixheim (1107), St. Ulrich und Afra in Augsburg (1109), Admont (1115, Admonter Reform), Prüfening (1121). Der damaligen Bedeutung St. Georgens entsprach es, dass das Kloster auch Empfänger eines wichtigen Papstprivilegs wurde. Erinnert sei so an das Schutzprivileg Papst Urban II. (1088–1099) vom 5. März 1095, das für die Mönchsgemeinschaft unter Abt Theoger die „römische Freiheit“ bestimmte, das heißt: die Unterstellung unter den Papst, die freie Abtswahl und die freie Wahl des Klostervogtes. Wie der „Gründungsbericht des Klosters St. Georgen“ zudem mitteilt, waren es bedeutende Schenkungen von Landbesitz und Rechten, die die Mönche aus dem Schwarzwald um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert erlangen konnten. Diese äußeren Faktoren machten zusammen mit der inneren Geschlossenheit klösterlichen Lebens, das sich nach den „Hirsauer Gewohnheiten“ (consuetudines) richtete, den Erfolg des Klosters St. Georgen unter Theoger aus – ein Erfolg, der auch noch nach dem gleich zu behandelnden Weggang Theogers anhielt und das sogenannte St. Georgener Jahrhundert von der Klostergründung bis zu Abt Manegold von Berg (1084 bis nach 1193/1194) begründete.

Bischofswürde

Theoger war Reformabt und Anhänger der gregorianischen Kirchenreform. Daher ernannte die kirchliche Reformpartei im durch den Investiturstreit zerrütteten Deutschland ihn, der sich lange dagegen sträubte, endlich zum Bischof von Metz (1117) und damit zum Gegenkandidaten des kaiserfreundlichen Bischofs Adalbero IV. (1090–1117). Unterstützt von seinen Metzer Verwandten, ebenfalls Reformern, bestätigt vom Papst, gelang es Theoger dennoch nicht, im Metzer Bistum Fuß zu fassen (1119). Ein Ausgleich zwischen Papst Calixt II. (1119–1124) und dem Erzbischof Bruno von Trier (1102–1124) in Cluny (Ende 1119) endete schließlich damit, dass Theoger in Cluny bleiben konnte. In der 2. Hälfte des Jahres 1120 konnte er auf die Bischofswürde verzichten und starb am 29. April 1121 in Cluny, wo sich in gewisser Weise der Kreis von der cluniazensischen über die Hirsauer bis zur St. Georgener Reform schloss. Die Vita Theogeri verehrt Theoger als Heiligen.

Wie Abt Wilhelm von Hirsau, so hat sich auch Theoger mit den Artes liberales, den „sieben freien Künsten“ beschäftigt. Besonders die Disziplinen des Quadrivium hatten es ihm angetan, und so ist von Theoger auch eine musiktheoretische Schrift auf uns gekommen.

Literatur

  • Michael Buhlmann: St. Georgen und Südwestdeutschland bis zum Mittelalter (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Teil I = Vertex Alemanniae, H.2), St. Georgen 2002
  • Michael Buhlmann: Gründung und Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Teil II = Vertex Alemanniae, H.3), St. Georgen 2002
  • Michael Buhlmann: Manegold von Berg – Abt von St. Georgen, Bischof von Passau (= Vertex Alemanniae, H.4), St. Georgen 2003
  • Michael Buhlmann: Abt Theoger von St. Georgen (= Quellen zur mittelalterlichen Geschichte St. Georgens, Teil III = Vertex Alemanniae, H.7), St. Georgen 2004
  • Wilhelm Wattenbach: Dietger. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 163.
  • Vita Theogeri abbatis S. Georgii et episcopi Mettensis, herausgegeben von Philipp Jaffé, in: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores (in Folio) 12: Historiae aevi Salici. Herausgegeben von Georg Heinrich Pertz u. a. Hannover 1856, S. 449–479 (Digitalisat).
  • Hans-Josef Wollasch: Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Zur Ausbildung der geschichtlichen Eigenart eines Klosters innerhalb der Hirsauer Reform (= Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte, Band 14), Freiburg i.Br. 1964

Weblinks



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