Hohe Schule der NSDAP

Hohe Schule der NSDAP
Karte mit der Hohen Schule der NSDAP und den NS-Ordensburgen

Die Hohe Schule der NSDAP war das Projekt einer nationalsozialistisch ausgerichteten Eliteuniversität, die dem Chefideologen der NSDAP, Alfred Rosenberg, unterstand. Zu dieser Parteiuniversität gehörten verschiedene Institute, die mehr oder weniger verwirklicht worden sind. Das Vorhaben, auf der Grundlage der Pläne von Hermann Giesler an den Ufern des Chiemsees ein zentrales Monumentalgebäude für diese Universität zu errichten, scheiterte. Gelegentlich wird dieses Gebäude in der Literatur ebenfalls als „Hohe Schule“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits 1939 wurde mit dem Aufbau der Zentralbibliothek der Hohen Schule begonnen, wobei Alfred Baeumler den Philologen Walter Grothe zum Leiter dieser Bibliothek berief.[1] Am 29. Januar 1940 erhielt Alfred Rosenberg von Adolf Hitler offiziell den Auftrag, die Hohe Schule der NSDAP als nationalsozialistische Eliteuniversität zu errichten. In dem „Führererlass“ heißt es: „Die 'Hohe Schule' soll einst die zentrale Stelle der nationalsozialistischen Forschung, Lehre und Erziehung werden.“[2] Wegen des Krieges solle dieses bis auf Weiteres aufgeschoben werden. Hitler ordnete jedoch an, dass Rosenberg „diese Vorbereitungsarbeiten durch Errichtung der Bibliothek weiterführen solle.“

Zu diesem Zweck ließ Rosenberg in den besetzten Gebieten der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs und Frankreichs ab 1940 Staatsbibliotheken, Archive sowie Kanzleien von Logen und hohen Kirchenbehörden nach Material durchsuchen; zu den notwendigen Nachforschungen sollte auf Geheiß Adolf Hitlers auch die Geheime Staatspolizei beitragen[3]. In einem „Führererlass“ vom 1. März 1942 erhielt Rosenberg eine entsprechende Vollmacht für die besetzten Ostgebiete, denn die „Juden, Freimaurer und die mit ihnen verbündeten weltanschaulichen Gegner des Nationalsozialismus“ seien die Urheber des gegen das Reich gerichteten Krieges und die „planmäßige geistige Bekämpfung dieser Mächte“ sei eine kriegsnotwendige Aufgabe[4].

Geplant wurden mindestens elf Institute beziehungsweise Außenstellen, die mehr oder weniger weit gediehen sind. So unter anderen: Institut für Indogermanische Geistesgeschichte (München), Institut für Biologie und Rassenkunde (Stuttgart), Institut für Religionswissenschaften (Halle), Institut für germanische Forschung (Kiel), Institut für weltanschauliche Kolonialforschung (Hamburg), Institut für deutsche Volkskunde (Münster und Graz), Institut für Ostforschung (Prag), Institut für Keltenforschung (Römhild) und Institut zur Erforschung von Germanismus und Gallikanismus (Straßburg).[5] Als erste Einrichtung dieser Parteihochschule wurde am 26. März 1941 indessen in Frankfurt am Main das Institut zur Erforschung der Judenfrage eröffnet. Am 12. August 1942 wurde Alfred Baeumler als Dienststellenleiter der Hohen Schule eingesetzt und Kurt Wagner als sein Vertreter benannt.

Im Oktober 1942 übersiedelte die Zentralbibliothek der Hohen Schule von Berlin nach Kärnten, wo Teile der Bibliothek im Schloss Tanzenberg untergebracht wurden. Gegen Kriegsende wird die gesamte Hohe Schule in diesem ehemaligen Olivetaner-Kloster untergebracht.[6]

Literatur

Weblinks

Dokumente

Einzelnachweise

  1. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 490, ISBN 3-89667-148-0. (Quelle: Adunka, 2002, S. 16.)
  2. Martin Moll: 'Führer-Erlasse' 1939 - 1945. Edition sämtlicher überlieferter, nicht im Reichsgesetzblatt abgedruckter, von Hitler während des Zweiten Weltkrieges schriftlich erteilter Direktiven aus den Bereichen Staat, Partei, Wirtschaft, Besatzungspolitik und Militärverwaltung. Stuttgart 1997, S. 111 / auch als spätere Abschrift in: IMT: Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Nachdruck München 1989, Bd. XXV (= Dokumentenband 1), Dokument 136-PS, S. 230
  3. IMT: Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Nachdruck München 1989, Bd. XXV (= Dokumentenband 1), Dokument 137-PS, S. 230f
  4. IMT: Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Nachdruck München 1989, Bd. XXV (= Dokumentenband 1), Dokument 149-PS, S. 235
  5. Jan Björn Potthast: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag. Gegnerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. Frankfurt a.M. / New York 2002, S. 179, ISBN 3-593-37060-3.
  6. Alfred Rosenbergs 'Hohe Schule'. Abgerufen am 8. Januar 2011.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hohe Schule — steht für: Lektionen des höchsten Schwierigkeitsgrades in der Pferdedressur, siehe Hohe Schule (Reitkunst) eine Bildungseinrichtung in der frühen Neuzeit, siehe Akademisches Gymnasium mit einer Liste der ehemaligen Schulen. Zu einzelnen Hohen… …   Deutsch Wikipedia

  • Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Erziehung der NSDAP — Der Ausdruck Amt Rosenberg (ARo) im engeren Sinne bezeichnet eine Dienststelle für Kulturpolitik und Überwachungspolitik des NS Chefideologen Alfred Rosenberg, die im Jahre 1934 im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum „Beauftragten des Führers… …   Deutsch Wikipedia

  • Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP — Der Ausdruck Amt Rosenberg (ARo) im engeren Sinne bezeichnet eine Dienststelle für Kulturpolitik und Überwachungspolitik des NS Chefideologen Alfred Rosenberg, die im Jahre 1934 im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum „Beauftragten des Führers… …   Deutsch Wikipedia

  • NSDAP-Ordensburg — Ordensburg Sonthofen Im Dritten Reich wurden unter der Bezeichnung Ordensburg im Auftrag von Reichsleiter Dr. Robert Ley, dem Chef der Deutschen Arbeitsfront, drei Ausbildungsstätten für zukünftiges Führungspersonal der NSDAP errichtet. Hierzu… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste wichtiger Politiker und Funktionsträger der NSDAP — Siehe Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei Inhaltsverzeichnis 1 Führende Politiker 2 Getötete Putschisten der NSDAP 3 Weitere Politiker und Funktionäre 3.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Der Stürmer — Nr. 48 (1938) …   Deutsch Wikipedia

  • Der Stoinerne Ma — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Der Staat bin ich — Geflügelte Worte   A B C D E F G H I J K L M N O …   Deutsch Wikipedia

  • Institut zur Erforschung der Judenfrage — Das Institut zur Erforschung der Judenfrage war zwischen 1939 und 1945 eine parteipolitische Einrichtung der NSDAP, die 1941 offiziell als die erste Außenstelle der „Hohen Schule“ des Parteiideologen Alfred Rosenberg an der Bockenheimer… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Hansestadt Stralsund — Der Artikel Geschichte der Hansestadt Stralsund behandelt die Entwicklung der deutschen Stadt Stralsund. Gegründet als slawische Siedlung im 10. Jahrhundert wurde der Stadt Stralow im Jahr 1234 das Lübische Stadtrecht verliehen. Stralsund kam… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”