Holger Strohm

Holger Strohm
Holger Strohm auf einer Veranstaltung in Hannover, 2010

Holger Strohm (* 7. August 1942 in Lübeck) ist ein deutscher Autor, der vor allem durch seine Sachbücher zur Kernenergie, insbesondere zur Sicherheit von Kernkraftwerken, bekannt wurde.

Er studierte Fertigungstechnik in Berlin, Business Administration in Toronto und Göteborg sowie Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Er war in der Industrie als leitender Angestellter und als Organisations- und Industrieberater tätig.

1971 schrieb er mit Friedlich in die Katastrophe sein erstes Buch über die Gefahren der Atomenergie, dem der Historiker Joachim Radkau bescheinigt, dass es einen „erheblichen Niveausprung in der bundesdeutschen Kernkraft-Kritik“ darstellte. Nachdem es von über 80 Verlagen abgelehnt wurde, veröffentlichte Strohm es zunächst im Privatdruck und dann im anarchistischen Kleinverlag Association. Von der 1981 bei Zweitausendeins erschienenen Neuausgabe wurden schnell 130.000 Exemplare verkauft. Die Gesamtauflage der bei Zweitausendeins verlegten Bücher von Strohm beläuft sich auf 640.000.[1][2]

Ursprünglich war Strohm Mitglied der SPD, aus der er 1978 ausgeschlossen wurde, da er als Spitzenkandidat der Bunten Liste - Wehrt Euch bei den Wahlen zur Hamburgischen Bürgerschaft kandidierte.

Strohm ist Autor von rund 40 Büchern. Als Sachverständiger war er in den USA für die ERDA und den Vorsitzenden des Senate Committee on Government Affairs, ferner für UN-Gremien und den Innenausschuss des Deutschen Bundestages tätig. Weiterhin war er nach eigenen Angaben durch seinen Kontakt zum damaligen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme unter anderem an der Entwicklung des skandinavischen Schulsystems beteiligt. Strohm ist Träger der Verdienstmedaille des Bundesverdienstordens und Preisträger der internationalen Umweltschutzmedaille.

In neueren Veröffentlichungen zeigt Strohm im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 eine Nähe zu antiamerikanischen Verschwörungstheorien: „Die USA dehnten ... ihre Macht bis in den letzten Winkel der Erde aus und zwangen allen Völkern ... ihre Lebensart auf. Somit hat Amerika den Terrorismus selbst erzeugt ... Die USA sind ... tief in die Vorgänge des 11. September verstrickt“.[3] Strohm äußerte sich ferner zu sogenannten Chemtrails: „Seit Jahren emittieren amerikanische Flugzeuge große Mengen Aluminiumpulver, vermischt mit einem Chemikaliencocktail ... Auf diese Weise verursachten die USA in Nordkorea eine dreijährige Dürre, der Millionen Menschen zum Opfer fielen ... Falls die Zahlen stimmen ..., wäre dies das schlimmste Verbrechen an der Menschheit ...“[4]

Diese letzten Publikationen wurden von den etablierten Verlagsanstalten abgelehnt bzw. ignoriert. Strohm gründete daraufhin einen Eigenverlag mit Namen Wider die Zensur.

Die Zeitschrift Raum & Zeit veröffentlichte 2007 einen Artikel Strohms zum Thema Lehrergewalt.[5] Umweltstaatssekretär Michael Müller schrieb 2008 das Vorwort zu Strohms Buch Gaia weint. Im Herbst 2010 erschien im Sokrates Verlag Das Wunder des Seins und seine Zerstörung.

Veröffentlichungen

  • Umweltsch(m)utz. Melzer, Darmstadt 1972; Verlag Association, Hamburg 1977, ISBN 3-88032-059-4
  • Ökologie ganz einfach. Melzer, Darmstadt 1973, ISBN 3-7874-0010-9
  • Friedlich in die Katastrophe. Eine Dokumentation über Atomkraftwerke. Verlag Association, Hamburg 1973, ISBN 3-88032-030-6; erweiterte neue Ausgabe: Zweitausendeins, Frankfurt 1981,
  • (Hrsg.): Der Umweltschutzreport. Melzer, Darmstadt 1973, ISBN 3-7874-0002-8
  • Materialiensammlung zur Gefährdung der Bevölkerung durch Atomkraftwerke. Verlag Association, Hamburg 1975, ISBN 3-88032-000-4
  • (Hrsg.): Das Risiko Kernenergie. Verlag Association, Hamburg 1975, ISBN 3-88032-034-9
  • (Hrsg.): Biologische Schäden durch Atomkraftwerke und energiereiche Strahlen. Verlag Association, Hamburg 1976, ISBN 3-88032-036-5
  • (Hrsg.): Stadt- und Verkehrsprobleme. Zur Habitat-Konferenz der UNO. Verlag Association, Hamburg 1976, ISBN 3-88032-041-1
  • (Hrsg.): Schnelle Brüter und Wiederaufbereitungsanlagen. Verlag Association, Hamburg 1977, ISBN 3-88032-048-9
  • Erziehung zum Umweltschutz. Arbeitsmaterialien für Lehrer und Studenten. Verlag Association, Hamburg 1977, ISBN 3-88032-052-7
  • (Hrsg.): Genmanipulation und Drogenmissbrauch. Verlag Association, Hamburg 1977, ISBN 3-88032-069-1
  • (Hrsg.): Umweltschutz in der VR China. Verlag Association, Hamburg 1978, ISBN 3-88032-057-8
  • (Hrsg.): Atomenergie und Arbeitsplätze. Verlag Association, Hamburg 1978, ISBN 3-88032-073-X
  • Politische Ökologie. Arbeitsmaterialien und Lernmodelle für Unterricht und Aktion. Rowohlt, Reinbek 1979, ISBN 3-499-17085-X
  • Natur kaputt? Ein Umwelt-Buch. Rowohlt, Reinbek 1980, ISBN 3-499-20256-5; vollständig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe ebd. 1992, ISBN 3-499-20643-9
  • Was Sie nach der Reaktorkatastrophe wissen müssen. Zweitausendeins, Frankfurt 1986
  • (Hrsg.): Warum auch geringe Radioaktivität lebensgefährlich ist. Zweitausendeins, Frankfurt 1986
  • Wie unsere Gene bestrahlt, beschädigt und manipuliert werden. Zweitausendeins, Frankfurt 1986
  • mit Verena S. Rottmann: Was Sie gegen Mikrozensus und Volkszählung tun können. Zweitausendeins, Frankfurt 1986
  • AIDS. Die Ansteckung. Was Sie alles über Aids wissen müssen. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-498-06221-2
  • mit Jim Faulkner & Marilyn Grein-Clifford: Countdown? Grundkurse, Leistungskurse. 2 Bände. Langenscheidt-Longman, München 1987, ISBN 3-526-50352-4
  • Die stille Katastrophe. Zweitausendeins, Frankfurt 1999, ISBN 3-86150-321-2
  • Unmensch Mensch oder Die Philosophie des Seins und des Bösen. Wider die Zensur, Mölln 2003
  • Interviews mit Holger Strohm in der portugiesischen Presse. Wider die Zensur, Mölln 2006
  • Lehrergewalt – ein Tabuthema. In: raum&zeit. 146/2007 (PDF; 654 KB)
  • Gaia weint. Wider die Zensur, Mölln 2008
  • Das Wunder des Seins und seine Zerstörung. Sokrates, München 2010, ISBN 978-3-9812912-0-9

Weblinks

Fußnoten

  1. Klaus Schramm: Rezension zu Holger Strohms „Die stille Katastrophe“. Website von Netzwerk Regenbogen
  2. Frank Lübberding: Kernkraftkritiker der ersten Stunde: Einer steht im Weg. In: Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 25. April 2011
  3. Vgl. World Trade Center. In: Unmensch Mensch, Manuskript (2002)
  4. Vgl. Interviews mit Holger Strohm in der portugiesischen Presse, S. 13 (2006)
  5. Vgl. Lehrergewalt – ein Tabuthema, raum&zeit 146/2007

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