Holzweichfaser

Holzweichfaser
Abschnitt einer Holzfaserdämmplatte

Holzfaserdämmplatten, gelegentlich auch Holzweichfaserplatten oder Weichholzfaserplatten genannt, sind aus Holzfasern hergestellte Plattendämmstoffe, die meist zur Wärmedämmung der Außenhüllflächen eines Gebäudes eingesetzt werden. Sie wirken dem Durchgang von Wärme sowohl im Winter, als auch im Sommer entgegen. Teilweise werden sie auch im Trockenbau für die Konstruktion innerer Gebäudeteile eingesetzt (Wand, Boden). Sie gehören zu den ältesten industriell hergestellten Naturdämmstoffen und wurden so bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hergestellt.

Nicht zu verwechseln sind sie mit den Holzwolleleichtbauplatten.

Inhaltsverzeichnis

Herstellverfahren

Holzfaserdämmplatten bestehen in der Regel zu 85% aus Holzfasern, die aus Sägeresten (Schwarte, Spreissel) und Hackschnitzeln vor allem von Nadelhölzern gewonnen werden. Nadelhölzer werden bevorzugt, da sie eine höhere Faserqualität aufweisen. [1]

Nassverfahren

Beim Nassverfahren werden die Rohstoffe erst zermahlen und anschließend mit bis zu 98% Wasser zu einem Brei verrührt. Dieser Brei wird nach der Zwischenlagerung in Bütten auf der Formmaschine zum sogenannten Faserkuchen geformt. Nachdem das Wasser dann mechanisch weitgehend ausgepresst wurde, werden die Faserkuchen zurechtgeschnitten, und in einem Trockenkanal bei Temperaturen zwischen 160° und 220°C getrocknet. Der Zusatz von Bindemitteln ist nicht erforderlich, da das durch Erhitzen flüssige im Holz enthaltene Lignin die Holzpartikel beim Abkühlen zusammenbindet, für besondere Zwecke (erhöhte Festigkeit, wasserabweisende Eigenschaften) werden dem Brei jedoch gegebenenfalls harz- oder bitumenhaltige Stoffe zugesetzt. Im Anschluss werden die Platten geschnitten, gestapelt und verpackt, für dickere Platten werden sie schichtverklebt. Bei guten Produktionsbedingungen fließen alle anfallenden Stäube bzw. Plattenreste wieder in den Fertigungskreislauf. [1]

Trockenverfahren

Beim Trockenverfahren werden die Fasern direkt nach dem Aufschluss wieder getrocknet und dann mit rund 4% PUR-Harz vermischt. Um flexible Dämmplatten herzustellen, werden den Holzfasern noch synthetische Textilfasern oder Fasern aus Maisstärke zugesetzt [2]. Anschließend werden sie in der gewünschten Dicke aufgestreut, verpresst und durch ein Gemisch aus Dampf und Luft gehärtet und die Platten dann geschnitten, gestapelt und verpackt. [1]

Technische Eigenschaften

Holzfaserdämmplatten weisen einen WLG-Wert von 040 auf und sind damit vergleichbar mit Zellulose, Hanffaser, Schafwolle, Steinwolle oder auch Polystyrol. Sie speichern Wärme mit einer Wärmekapazität von 2700 J/(kg x K) [3] und werden in die Baustoffklasse B2 bzw. E eingestuft, sind also normal entflammbar [4]. Holzfaserdämmstoffe können sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und verlieren ihre dämmenden Eigenschaften erst bei einem Wasseranteil von mehr als 20 Gewichtsprozent [5].

In der Schalldämmung erzielen sie Schalldämmmaße von Rw,P = 56dB bei Außenwänden bis Rw,P = 62dB bei leichten Raumtrennwänden, bei Holzbalkendecken sogar bis Rw,P = 79dB. Bei Trittschalldämmungen werden Normpegel von bis zu Ln,w,P = 34dB erreicht. [6]

Einsatzbereiche

Holzfaserdämmplatten sind insbesondere geeignet für Dachdämmung und Außenwanddämmung im Außenbereich, im Inneren als Fußbodendämmung, Dämmung von Decken und Innenwänden sowie in Hohlräumen (Zwischensparren, Trennwände, Balkenlagen). [2]

Darüber hinaus eignen sich Holzfaserdämmplatten auch zur Schalldämmung im Innen- wie Außenbereich und zur Trittschalldämmung selbst von Wohnungstrenndecken bei erhöhten Anforderungen. [6]

Marktbedeutung

Holzfaserdämmplatten werden seit den 1930er Jahren hergestellt und zählen damit zu den ältesten industriell hergestellten Naturdämmstoffen. Sie sind normiert in der EN 13171. [1]

Derzeit weisen sie einen Marktanteil im Dämmstoffmarkt von etwas über 1% auf. Im Marktsegment der Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen haben sie einen Marktanteil von 28% und sind damit neben Zellulose mit einem Marktanteil von 32% der dominante Naturdämmstoff. [7]

Einzelnachweise

  1. a b c d holzbau handbuch Holzfaserdämmstoffe, In: Informationsdienst Holz, Reihe 4, Teil 5, Folge 2, 2007, S. 4-5, ISSN 0466-2114, PDF Online
  2. a b J. Spritzendorfer: Nachhaltiges Bauen mit „wohngesunden“ Baustoffen., Heidelberg, 2007, ISBN 978-3-7880-7802-7, S.58
  3. B. Mühlethaler, S. Haas: Stärken, Hürden und Chancen von Naturdämmstoffen In: Bauthema Naturdämmstoffe, 2006, ISBN 3816769160, S. 9-10
  4. W. Eicke-Hennig: Dämmstoffe aus Altpapier oder Naturfasern - (k)eine Alternative? In: Bauthema Naturdämmstoffe, 2006, ISBN 3816769160
  5. holzbau handbuch Holzfaserdämmstoffe, In: Informationsdienst Holz, Reihe 4, Teil 5, Folge 2, 2007, S. 10, ISSN 0466-2114
  6. a b holzbau handbuch Holzfaserdämmstoffe, In: Informationsdienst Holz, Reihe 4, Teil 5, Folge 2, 2007, S. 8-9, ISSN 0466-2114
  7. Michael Carus et al.: Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaser-Werkstoffen (Deutschland und EU). Gülzower Fachgespräche Band 26, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. 2008, S. 180

Weblinks


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