Horst-Wessel-Koog

Horst-Wessel-Koog

Der Norderheverkoog ist eine kleine Ortschaft in der Gemeinde Tetenbüll auf Eiderstedt (Kreis Nordfriesland) in Schleswig-Holstein. Zur Zeit befinden sich in dem Koog etwa 150 Häuser.

Geschichte

Die Eindeichung des Norderheverkoogs wurde 1937 abgeschlossen. Der Koog wurde bei seiner Einweihung nach dem SA-Mann Horst Wessel benannt, und hieß bis 1945 Horst-Wessel-Koog.[1] Horst Wessel wurde 1930 aus persönlichen Gründen von einem Kommunisten erschossen und anschließend von der nationalsozialistischen Propaganda zum bekanntesten Märtyrer der NS-Bewegung stilisiert (vgl. Horst-Wessel-Lied als inoffizielle NS-Nationalhymne).

Der Horst-Wessel-Koog war wie der im Jahr 1935 eingeweihte Adolf-Hitler-Koog (heute: Dieksanderkoog) ein Musterkoog in Rahmen der nationalsozialistischen Politik von Blut und Boden. Die Ideologie der Nationalsozialisten fiel bei der ländlichen Bevölkerung auf einen fruchtbaren Boden. Dies zeigte sich durch überdurchschnittliche Wahlergebnisse für die NSDAP im Kreis Nord Friesland.

Durch die Eindeichung wurde eine landwirtschaftlich nutzbare Fläche von 650 Hektar gewonnen und 26 Siedlerstellen und sieben Landarbeiterstellen geschaffen.[2]

Die Siedler des neuen Kooges waren wie im Adolf-Hitler-Koog nach Rassegesichtspunkten streng ausgewählt worden. Der Horst-Wessel-Koog wurde in der medialen Darstellung nicht so als Friedensleistung der Nationalsozialisten vermarktet wie der deutlich präsentere und größere Adolf-Hitler-Koog. Es fehlte wie im Hermann-Göring-Koog eine vergleichbare Versammlungshalle wie die Neulandhalle, die im Adolf-Hitler-Koog zu nationalsozialistischen Schulungen und zur Pflege der intensiven nationalsozialistische Kooggemeinschaft diente und so auch nach außen den internationalen Gästen präsentiert wurde.

Das gewonnene Land war in den Kögen mit wenigen 1.000 Hektar insgesamt sehr klein, eignete sich aber in idealer Weise im Sinne der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Ideologie den Kampf um Rasse und Raum zu verdeutlichen, da die neuen Agrarflächen im Kampf mit der "wilden Nordsee" dem Meer abgerungen worden war. Die Landschaft an der schleswig-holsteinischen Westküste war wie geschaffen, eine kämpferische nordische Rasse zu inszenieren.[3] Während des zweiten Weltkrieges erlahmte das Interesse an dem Musterkoog schnell, da neue Siedlungsgebiete im Osten im Rahmen der militärischen Eroberungspolitik so viel leichter gewonnen werden konnten. Der Untergang des dritten Reiches bedeutete für die Bewohner der nationalsozialistischen Mustersiedlungen einen tiefen Einschnitt. Sie verloren ihre Privilegien ihrer NS-Mustersiedlungen und ihre politische Heimat. Viele Siedler verließen den Koog.[4]

Wirtschaft

Neben der Landwirtschaft hat sich als weiteres wirtschaftliches Standbein der Tourismus im Norderheverkoog etabliert. Durch seine Lage direkt an der Küste ist der Norderheverkoog besonders bei Familien sehr beliebt.

Referenzen

  1. Bonner Stadtmuseum zur Benennungspraxis im Nationalsozialismus Abgerufen: 28.12.2008
  2. Lars Amenda: „Volk ohne Raum schafft Raum“. Rassenpolitik und Propaganda im nationalsozialistischen Landgewinnungsprojekt an der schleswig-holsteinischen Westküste, in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte 45 (2005), S. 4-31 Abgerufen: 28.12.2008
  3. Lars Amenda: „Volk ohne Raum schafft Raum“. Rassenpolitik und Propaganda im nationalsozialistischen Landgewinnungsprojekt an der schleswig-holsteinischen Westküste, in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte 45 (2005), S. 4-31 Abgerufen: 28.12.2008
  4. Lars Amenda: „Volk ohne Raum schafft Raum“. Rassenpolitik und Propaganda im nationalsozialistischen Landgewinnungsprojekt an der schleswig-holsteinischen Westküste, in: Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte 45 (2005), S. 4-31 Abgerufen: 28.12.2008

54.40258.79166666666677Koordinaten: 54° 24′ N, 8° 48′ O


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