- Alte Meister (Roman)
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Alte Meister. Komödie ist ein im Jahr 1985 erschienener Roman des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard.
Der Name des Buches bezieht sich auf die Maler der Bilder im kunsthistorischen Museum in Wien, die vom Protagonisten des Werkes, dem 82-jährigen Reger, unablässig auf Fehler untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Reger ist ein philosophischer, lungenkranker, stark negativer Kunstkritiker, er arbeitet für die Times und setzt sich hierzu jeden zweiten Tag ins Kunsthistorische Museum, auf seine Bordone-Bank im Bordone-Saal vor den Weißbärtigen Mann von Tintoretto, seit über 30 Jahren, außer montags; an diesem Tag hat das Kunsthistorische Museum geschlossen. Hier, an diesem Ort, kann Reger am besten nachdenken, kritisieren und aufdecken, was es in dieser Welt, aber besonders in Österreich, an Scheußlichkeiten gibt.
Eine zweite Figur, Irrsigler, ist der Museumswärter, von Reger (und einmal indirekt auch von sich selbst) wird er als „Burgenländer Dummkopf“ bezeichnet. Erst durch ihr dreißigjähriges Zusammenleben im Museum sei Irrsigler, Reger zufolge, nach und nach zum Menschen erzogen worden. Jetzt sei er, so Reger, ein Staatstoter, er lebt fast nur mehr für seine Dienste im Museum. Der Erzähler der Geschichte ist Atzbacher. Er ähnelt in seinem kritischen Denken Reger und ist, wie es der Autor Thomas Bernhard auch war, lungenkrank.
Die äußere Handlung des Romans ist sehr beschränkt: Atzbacher beobachtet seinen Freund Reger, wie er auf seiner Bordone-Bank sitzt und nachdenkt, philosophiert. Dabei denkt Atzbacher über Regers Einstellungen, seine Meinung und sein Leben nach. In der zweiten Hälfte treffen Atzbacher und Reger wie verabredet im Museum zusammen. Doch wird dies weiterhin durch Atzbacher erzählt, so dass dem Leser die Monologe Regers jetzt zwar vorwiegend als zeitlich nahe Begebenheit vermittelt werden, aber die Struktur der Vermittlung sich nicht ändert (besonders greifbar in den durchgehend wiederkehrenden Formeln „so Reger“, „sagte Reger“). Den Schlusspunkt bildet ein gemeinsamer Besuch der Burgtheaters mit der Aufführung von Kleists Zerbrochenem Krug: „Die Vorstellung war entsetzlich.“
Das Ganze ist durchzogen von Abneigung, Unverständnis und sogar Ekel gegenüber der österreichischen Kultur und Gesellschaft. Dabei begründet Atzbacher seine Kritikpunkte nicht; sie werden apodiktisch geäußert und, wie häufig bei Bernhard, in sich steigernden, verstärkenden Variationen, einem Musikstück gleichend, wiederholt. Reger, stellvertretend für Bernhard selbst, verurteilt. Dabei schlägt er aber keine Optionen vor, sondern wiederholt immer wieder und wieder, was er auszusetzen hat.
Unterbrochen wird der sonst monoton beschimpfende Text von der Erzählung einer Begegnung Regers mit einem Engländer. Dieser in Wales lebende Engländer ist Reger, dem „Menschenhasser“, ausnahmsweise sympathisch und Reger gerät in Erstaunen über die Gelassenheit dieses Mannes und bewundert ihn sogar. Das beweist, dass auch Reger nicht so perfekt ist, wie er es gerne wäre.
Als immer wiederkehrendes Thema erwähnt Reger seine von ihm sehr geliebte Frau, die er ebenfalls in besagtem Museum kennengelernt hat und die für ihn von großer emotionaler Bedeutung war und immer noch ist. Jahrelang saß er verzweifelt auf der für ihn so immens wichtigen Bank und wurde an eben diesem Ort von ihr "gerettet", da sie sich dort kennenlernten. Dies erklärt auch die zentrale Bedeutung der Bank im Kunsthistorischen Museum für ihn, welche nach dem Tod seiner Frau zum einzigen verbleibenden Fluchtpunkt für ihn wird. Zwar erfüllen ihn die "Alten Meister" mit Hass, trotzdem sind sie es, die ihn am Leben erhalten. Sein Leiden resultiert in nicht geringem Maße aus dem Verscheiden seiner Frau, das zum Ausgangspunkt für seine nihilistischen Gedankengänge wird. Der Gedanke, dass sein auf sie übertragenes Wissen auf plötzlichem Wege unerwartet verschwinden konnte, erfüllt ihn mit Bestürzung. Immer hatte er mit einem vorzeitigen Ableben seinerseits gerechnet, so dass ihn ihr überraschender Tod in eine Sinnkrise stürzt, aus die er zwar laut eigenen Aussagen gestärkt hervorgeht, die ihm jedoch als zentrales Thema immer wieder zu schaffen macht.
Themen
Rational begründete Kritik an der Gesellschaft und ihren Erscheinungen: Vergangene Liebe, Musik (Bruckner) und Kunst im Allgemeinen (Stifter), Philosophie (Heidegger), Kitsch und Sentimentalität, Religion, Gerechtigkeit, Staat, Dummheit, Reinlichkeit auf österreichischen Toiletten.
Stil
Wie auch andere Werke Thomas Bernhards besteht das als Komödie bezeichnete Buch zum Großteil aus Monologen des Einzelgängers Reger. Negativ kritisierend verallgemeinert er und stellt dabei seine eigene Meinung als allgemein gültige Tatsache hin. Der Autor scheint sich gegen alles zu wenden. Bernhard schreibt, meist nicht realistisch-abbildend, sondern stilisiert subjektive Wahrnehmungen höchst kunstvoll gebrochen und gesteigert zu einer sich zirkulär selbst verstärkenden Fuge mit Kontrapunkt.
Zitat: „Mich haben immer nur die Menschen interessiert (…), weil sie mich von Natur aus abgestoßen haben, ich bin von nichts intensiver angezogen als von den Menschen, gleichzeitig von nichts gründlicher abgestoßen als von den Menschen. Ich hasse die Menschen, aber sie sind gleichzeitig mein einziger Lebenszweck.“ (Alte Meister)
Literatur
- Wendelin Schmidt-Dengler: Alte Meister. In: ders.: Bruchlinien. Vorlesungen zur österreichischen Literatur 1945-1990. Residenz Verlag, Salzburg 1995, S. 468-478. ISBN 3-7017-0957-2
Weblinks
- Wilhelm Ruprecht Frieling, Rezension "Alte Meister" in Literaturzeitschrift.de
Frost | Verstörung | Das Kalkwerk | Korrektur | Beton | Der Untergeher | Holzfällen. Eine Erregung | Alte Meister. Komödie | Auslöschung. Ein Zerfall
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