Hotel Panhans

Hotel Panhans
Prospekt Grand-Hotel-Panhans 1920.jpg
Hotel Panhans

Das Hotel Panhans ist ein Traditionshotel am Semmering im österreichischen Bundesland Niederösterreich. Von allen Grandhotels der Fin de siècle-Periode am Semmering versteht sich das Panhans – laut Eigendefinition – als das einzige regional bestehende Haus mit durchgängiger Tradition. Allerdings ist der derzeitige Hotelbetrieb nicht mehr auf die Luxusschicht konzentriert, sondern adressiert sich als modern geführtes Haus an ein bürgerliches Publikum.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Das Hotel wurde im Jahr 1888 von Vinzenz Panhans (1841-1905) eröffnet und hatte damals 44 Zimmer. Panhans war zuvor Küchenchef im seit 1882 bestehenden Südbahnhotel gewesen – einem Grandhotel in unmittelbarer Nähe des Panhans. Erste Ausbauten erfolgten 1891und 1904. Nach dem Ableben von Vinzenz Panhans übernahm dessen Neffe Franz Panhans das Hotel. Franz Panhans unternahm den Ausbau zum Großhotel mit 400 Zimmern, verstarb aber bei einer Operation kurz vor der Eröffnung des Neubaus (Weihnachten 1913) im September 1913. Nach dem Tod des erst 44jährigen Unternehmers führte dessen Witwe Clara das Haus bis 1918 weiter. Es zählte nach seinem Ausbau 1912/13 zeitweise zu den größten Hotels in Europa – die Dependancen „Waldesruhe“ und „Fürstenhof“ noch nicht mit eingerechnet. Die Planung dieses letzten noch erhaltenen Gebäudeteiles – einer damals hochaktuellen Stahlbetonkonstruktion – geht, wie auch die der gleichzeitig entstandenen Dependencen, auf die Wiener Architekten Fellner & Helmer zurück.

Weitere Geschichte

1918 gab Clara Panhans das Haus an die Österreichische Commerzialbank ab, und es folgte eine Periode der Unruhe und mehrfacher, spekulativer Besitzerwechsel. Im Jahr 1930 übernahm der aus Estland stammende Hotel- und Spielbankenunternehmer William D. Zimdin das Hotel. Er konnte die Wettbewerbsfähigkeit des Hauses durch Investitionen erhalten und sogar ausbauen. So ließ er 1932 durch die Architekten Anton Liebe und Ludwig Stigler das legendäre Alpenstrandbad Semmering errichten, ein freistehendes Hallenbad mit verschiebbaren Glaswänden[1]. Am 3. Februar 1934 wurde im Panhans, gleichzeitig mit jenem in Kitzbühel, ein Spielcasino eröffnet. Zimdin finanzierte auch zwei Schienenbusse, die besonders für den Casinoverkehr eingesetzt wurden. Nach dem „Anschluss“ erzwang der Wiener NS-Gauleiter Bürckel von Zimdin, der jüdischer Herkunft war, den Verkauf des Hotels an die Gauelektrowerke. Während der NS-Herrschaft stand es als Gauhotel Semmering den NS-Granden zur Verfügung. 1945 wurde es von der NEWAG, der Rechtsnachfolgerin der Gauelektrowerke, übernommen und 1949 das Haupthaus unter Federführung des Österreichischen Verkehrsbüros wieder eröffnet. Die einst noble Semmeringregion erlebte damals allerdings durch ihre Zugehörigkeit zur russische Besatzungszone (bis 1955) eine lange nachwirkende Periode des Niedergangs. Das Panhans konnte bis 1969 überleben und wurde dann geschlossen.

Im Jahr 1978 übernahm der Wiener Bauunternehmer Adalbert Kallinger das Objekt und startete gemeinsam mit der Gemeinde Semmering und dem Land Niederösterreich ein Revitalisierungsprojekt. Eine große Zahl von ehemaligen Zimmern im dabei erhalten gebliebenen, von Ferdinand Fellner & Hermann Helmer erbauten 128 Meter langen Trakt wurde in Ferienwohnungen umgewandelt. Im Zuge dieser „Rundumerneuerung“ in den 1980er-Jahren wurden allerdings wichtige Bauteile entfernt bzw. nicht mehr in das Konzept eingebunden, darunter auch das architektonisch bedeutsame große Hallenbad. Letzte Reste dieses durchaus interessanten Bauwerkes der klassischen Moderne sind bis dato im Gelände noch erkennbar.

1983 wurde der eigentliche Ursprungsbau abgetragen und der verbliebene Teil dafür ab dem Gelenksbau – dem ehemaligen Sprudelbad – mit einem Neubau auf die heutige Form ergänzt.

Der Hotelbetrieb findet überwiegend in diesem neuen Zubau und nur mehr in einem Teil des historischen Haupthauses statt. In diesem befinden sich u.a. der Restaurantbereich, die Rezeption sowie ein kleineres Hallenbad. An das Ambiente des traditionsreichen Hauses wurde insofern angeknüpft, dass man bei der Wahl des Interieurs auf eine Art Neo-Jugendstil setzte, der sich großteils durch die öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten zieht.

Prominente Gäste bis 1918

Das Hotel gibt an, dass unter seinen Gästen waren: Kaiser Franz Josef I. (1909), Peter Altenberg, Gerhart Hauptmann, Oskar Kokoschka, Karl Kraus, Adolf Loos, Arthur Schnitzler und Stefan Zweig.

Prominente Gäste bis 1945

Für diese Epoche nennt die Hotelhistorie: Heinz Rühmann, Josephine Baker, Fritz Imhoff, Jan Kiepura, Maria Jeritza, Rudolf Forster, Rudolf Caracciola, Hans Stuck.

Veranstaltungen

Schachweltmeisterschaft 1937

1937 fand im Hotel der Wettkampf um die Schachweltmeisterschaft der Damen zwischen Vera Menchik und Sonja Graf statt, der von Menchik klar mit 11,5-4,5 gewonnen wurde. Im gleichen Jahr war es zusammen mit dem Hotel Grüner Baum in Baden bei Wien Austragungsort eines stark besetzten Schachturniers, das Paul Keres vor Reuben Fine, José Raúl Capablanca und Samuel Reshevsky gewann.

Literatur

  • Fellner & Helmer: Sammelwerk der ausgeführten Bauten und Projekte in den Jahren 1870/1914, Wien um 1914
  • Semmeringer Nachrichten Nr. 4/1951, S 12: Nachruf auf William Zimdin
  • Wolfgang Kos: Über den Semmering. Kulturgeschichte einer Landschaft, Wien 1991 (2.Aufl.), Edition Tusch

Weblinks

 Commons: Hotel Panhans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Kos: Über den Semmering. 2. Aufl. Wien 1991, S 184
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