- Hugo Kołłątaj
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Hugo Kołłątaj (* 1. April 1750 in Dederkały Wielkie, Wolhynien (heute Welyki Dederkaly, Ukraine); † 28. Februar 1812 in Warschau) war ein polnischer Politiker, Publizist und der bedeutendste Vertreter der Aufklärung in Polen.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kołłątaj wurde in eine Adelsfamilie geboren, die im Südosten Polens lebte. Er besuchte eine Schule in Pinczów, bevor er zum Studium an die Krakauer Akademie ging. 1768 erwarb er den Grad eines Doktors der Philosophie und setzte sein Studium 1770 in Wien fort. 1774 begab er sich nach Rom, wo er weitere Doktortitel in Recht und Theologie erwarb und zum Priester geweiht wurde. Nach seiner Rückkehr nach Polen wurde er Domherr in Krakau, Geistlicher in Pinczów und Krzyżanowice Duże.
Parallel dazu wurde er Mitarbeiter der Komisja Edukacji Narodowej (Kommission für Nationale Erziehung), der zentralen Reformeinrichtung in der Herrschaftszeit König Stanisław August Poniatowskis, sowie der von ihr ins Leben gerufenen Gesellschaft für Elementarbücher (Towarzystwo do Ksiąg Elementarnych). Kołłątaj wirkte auch federführend an der Reform der Krakauer Akademie mit, deren Rektor er von 1782 bis 1786 wurde. Er führte Naturwissenschaften und polnische Literatur in das Lehrprogramm ein und ermöglichte auch Studenten aus dem Bürgertum den Zugang. Als im Jahre 1788 der reguläre Sejm zu tagen begann, der später als Vierjähriger Sejm bezeichnet wurde, gehörte Kołłątaj zu den wichtigsten Akteuren auf Seiten des linken Flügels der so genannten „Reformpartei“ um Ignacy Potocki und Adam Kazimierz Czartoryski. In seinem vor allem gegen das Russland Katharinas II. gerichteten Programm plädierte er für eine weitgehende Modernisierung von Staat und Gesellschaft in Polen, einen historischen Kompromiss zwischen Adel und Bürgertum sowie eine massive Stärkung der Städte.
Der Aufklärer versammelte einen Kreis von Publizisten in der so genannten Kołłątaj-Schmiede um sich, der gemeinsam die Verfassung vom 3. Mai 1791 ausarbeitete. Gleichzeitig wurde er vom König zum stellvertretenden Kronkanzler ernannt, ein Amt, das er zwei Jahre ausübte. In diese Zeit fällt jedoch auch sein kurzzeitiges Exil in Dresden, als die Reformgegner der Konföderation von Targowica die Macht übernommen hatten. Aus dem Untergrund heraus bereitete er den Protest gegen die inzwischen erfolgte Zweite Teilung Polens vor und initiierte den Kościuszko-Aufstand 1794, dessen wichtigste Texte wie das Universal von Połaniec er selbst verfasste. Als Mitglied des Obersten Nationalrates (Rada Najwyższa Narodowa) trat Kołłątaj für noch weitergehende Reformen wie die Befreiung der Bauern ein, die sich jedoch angesichts der Machtverhältnisse nicht durchsetzen ließen. Nach dem von den russischen Truppen im Warschauer Vorort Praga am 4. November 1794 angerichteten Blutbad und dem endgültigen Scheitern des Aufstandes floh er aus der Stadt. Bereits am 6. Dezember wurde er jedoch von österreichischen Truppen in Radymno verhaftet und in die Festung Przemyśl gebracht. Dort blieb er bis 1802 inhaftiert.
Anschließend ging er nach Wolhynien zurück, wo er in Krzemieniec das Lyzeum mit begründete. Die ganze Zeit über wurde er überwacht. Als man ihn 1807 verdächtigte, den Kontakt zu Napoleon zu suchen, verhafteten ihn die russischen Behörden und brachten ihn nach Moskau. Jede Art von publizistischer oder politischer Tätigkeit wurde ihm verboten. In den wenigen Jahren bis zu seinem Tod, die er in Warschau verbringen durfte, versuchte er zwar an seine Ideen anzuknüpfen, fand jedoch kein Wirkungsfeld mehr.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Listy Anonima (1788–89)
- Prawo polityczne narodu polskiego (1790)
- O ustanowieniu i upadku Konstytucji 3 Maja
- Uwagi nad tą częścią ziemi polskiej, która od Traktatu Tylżyckiego zwać poczęto Księstwem Warszawskim (1808)
- Rozbiór krytyczny zasad historii o początkach rodu ludzkiego, czyli racjonalistycznie pojęty wstęp do historii (postum 1842)
- Stan oświecenia w Polsce w ostatnich latach panowania Augusta III
- Porządek filozoficzno-moralny (1810)
- Naukowe podstawy polityki
Verweise
Literatur
Größere Veröffentlichungen in westlichen Sprachen liegen leider nicht vor. Ansonsten:
- Michał Janik, Hugo Kołłątaj, Lwów 1913.
- Maria Pasztor, Hugo Kołłątaj na Sejmie Wielkim w latach 1791-1792, Warszawa 1991
Weblinks
- Publikationen von und über Hugo Kołłątaj bei LitDok Ostmitteleuropa / Herder-Institut (Marburg)
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