- Alter Jüdischer Friedhof (Prag)
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Der Alte Jüdische Friedhof in Prag ist einer der bekanntesten jüdischen Friedhöfe in Europa. Er liegt im ehemals jüdischen Viertel Josefov der Prager Altstadt und geht bereits auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Trotz seiner kleinen Fläche (ca. 1 ha) enthält er über 12.000 Grabsteine, vermutlich aber die Gebeine von 100.000 Menschen.
Inhaltsverzeichnis
Kurzbeschreibung
Der Friedhof entspricht bis heute nahezu seinen mittelalterlichen Ausmaßen, da es in dem Ghetto keine Erweiterungsmöglichkeiten gegeben hatte. Aus Platzmangel begrub man die Verstorbenen in bis zu zwölf Schichten, was ein für heutige Begriffe fast malerisches Auf- und Ab des Erdbodens mit sich bringt. Als letzter Toter wurde hier 1787 Moses Beck beigesetzt, seit Beginn des 17. Jahrhunderts bestand ein neuer, von Mordechai Maisel gestifteter Friedhof, der Neue Jüdische Friedhof
Das mit einer hohen Mauer umfriedete, verwinkelte Grundstück liegt zwischen der Pinkas- und der Klaus-Synagoge, doch sind auch die Altneu- und die Maisel-Synagoge ganz in der Nähe. In die Umfriedung hat man 1866 einige gotische Grabsteine eingemauert, die von einem aufgelassenen älteren Friedhof in der Prager Neustadt stammen.
Bekannte Persönlichkeiten, die hier beigesetzt wurden
Die bekanntesten Grabsteine und Sarkophage sind die
- des Schriftstellers und Rabbis Avigdor Kara (ältester Grabstein, 1439)
- des berühmten Rabbi Löw (1520–1609), der bis heute hohe Verehrung genießt und als Schöpfer des Golem angesehen wird. Die zum Gedenken nach jüdischem Brauch niedergelegten Steinchen gehen manchmal in die Hunderte.
- des Bürgermeisters, Mäzens und Rabbiners Mordechai Maisel (1528–1601)
- der Druckereidynastie Mordechai und Bezalel Zemach (gest. 1592 bzw. 1589)
- des Historikers und Astronomen David Gans (1541–1613) - mit einer Gans als Symbolschmuck
- der Stadtschönheit Hendela Bassevi (gest. 1628), Gattin des ersten geadelten Prager Juden
- des Arztes und Polyhistorikers Joseph Salomo Delmedigo (1592–1655)
- des Oberrabbiners David Oppenheim (1664–1736), Sammler hebräischer Handschriften.
Oft besucht wird auch der Nephele-Hügel, wo man Kinder, die weniger als ein Jahr alt wurden, bestattete.
Viele Grabsteine sind mit Tieren oder Gegenständen verziert, die den Familiennamen symbolisieren: die Schere (für Schneider), ein Hirsch (auch für Fam. Zvi), Löwen, Blumen und oft auch Trauben als Symbol für Glück.
Neben dem Friedhof befindet sich das Jüdische Museum, wo zahlreiche Kultgegenstände und Bilder ausgestellt sind. Sie zeigen auch die Tätigkeit der Prager Beerdigungsbruderschaft und ihre soziale Funktion. Diese 1564 gegründete gemeinnützige Organisation führte rituelle Beerdigungen durch, widmete sich aber auch karitativer Gemeindearbeit. Das Museum verwaltet auch diesen Friedhof.
Literatur
- Lubomír Jeřábek: Der alte Prager Judenfriedhof. Prag: Kunstverlag B. Kočí, 1903. (Facsimile-Nachdruck Prag: Verlag Karolinum, 2009, ISBN 978-80-246-1719-0)
- Arno Pařík: Prager jüdische Friedhöfe. = Pražské židovské hřbitovy. = Prague Jewish cemeteries. Jüdisches Museum, Prag 2003, ISBN 80-85608-69-3.
- Kollmann, Ludvig. Der alte Judenfriedhof in Prag. Prag : Verlag der Israelitischen Beerdigungs-Brüderschaft, 1930
- Podiebrad, David D. Alterthümer der Prager Josefstadt, israelitischer Friedhof, Alt-Neu-Schule und andere Synagogen. Prag : Podiebrad, 1870
Weblinks
Commons: Alter jüdischer Friedhof Prag – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Jüdisches Museum in Prag (tsch. Židovské muzeum v Praze)
- Der Prager Judenfriedhof (kafkaesk.de)
50.08972214.417222Koordinaten: 50° 5′ 23″ N, 14° 25′ 2″ OKategorien:- Religion (Prag)
- Jüdischer Friedhof in Tschechien
- Nationales Kulturdenkmal (Tschechien)
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