- Hurdy-Gurdy-Girls
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Hurdy-Gurdy-Girls waren im 19. Jahrhundert Tanzmädchen in Nordamerika. Hurdy-Gurdy ist ein englischer Begriff und bedeutet im Deutschen Drehleier. Bekannt in Deutschland im 20. Jahrhundert wurde der Begriff Hurdy-Gurdy-Man durch den gleichnamigen Hit des britischen Sängers Donovan 1968.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft
Die Dörfer im Taunus hinter Butzbach in der Wetterau und das Hüttenberger Land waren das Zentrum des Fliegenwedelhandels. Aus den Orten Espa (es gehörte zum Herzogtum Nassau) und Oes (es gehörte damals zu Solms-Braunfels) zogen schon seit den 1820er Jahren jedes Jahr Dörfler nach England und verkauften dort als Landfahrer Fliegenwedel und kehrten anschließend mit gut verdientem Geld aus England wieder zurück. Fliegenwedel waren in damaliger Zeit auch in Mitteleuropa wichtig um die allgegenwärtigen Fliegen abzuwehren, ob die hessischen aus Espa, in Heimarbeit gefertigten Fliegenwedel besonders wirksam oder besonders schön waren ist (noch) nicht bekannt. Auf alle Fälle war der Handel der Landfahrer so lukrativ, dass immer mehr Dörfler ihr Geld damit verdienen wollten. Bald wurde auf den Märkten mit Drehleiern (Hurdy-Gurdys) auch Musik gemacht um Kunden anzulocken und Frauen und Mädchen, die mitgezogen waren, sangen und tanzten dazu. Seit 1824, 1825 zogen auch Bewohner aus Münster, Maibach, Bodenrod, Fauerbach v.d.H., Hoch- und Niederweisel ins Ausland, nach England, aber auch nach Russland, Holland und Dänemark, Norwegen, Schweden und Nordamerika, seit 1865 sogar bis nach Kalifornien.
Es dauerte nicht lange, da wurde das Geschäft mit den Mädchen zur Hauptsache. Die Mädchen verdingten sich bei den Fliegenwedelhändler, in manchen Dörfern gab es keine ledigen jungen Mädchen mehr. Mädchen landeten in Wirtshäusern (Saloons), Tanzhäusern und Bordellen der Neuen Welt. Der Fliegenwedelhandel veränderte sich zum Mädchenhandel und zur Förderung der Prostitution. Die vor allem aus dem Hessischen stammenden Hurdy-Gurdy-Girls waren in ganz Amerika verbreitet und unter diesem Namen bekannt. Schon (1836) gab es ein Verbot Schulkinder mitzunehmen und die Mitnahme lediger Frauenspersonen wurde von Amts wegen eingeschränkt, allerdings ohne großen Erfolg. Die Verlockungen des im Vergleich zur Heimat leicht verdienten Geldes waren zu groß, obwohl viele „gefallene Mädchen“ oft mittellos und krank aus der Fremde zurückkamen.
Ursache der Landgängerei
1834 schrieben Georg Büchner und Friedrich Ludwig Weidig in Butzbach und Gießen den hessischen Landboten. Dort wurde anschaulich beschrieben, welche Not damals in Hessen herrschte. Die schreckliche Armut im ländlichen Bereich des Großherzogtums Hessen zwang die Einwohner der armen Dörfer zu Heimarbeit. Nach der Frühjahrsbestellung mussten die im Winter hergestellten Waren - Fliegenwedel, Besen, Schmuckkästchen, Schmuckteller - verkauft werden, man zog deshalb mit ihnen über Land.
Zwischen 1825 und 1875 war die Armut besonders groß. Überbevölkerung, Besitzaufsplitterung und Missernten führten zu Hungersnöten. Viele wanderten deshalb auch aus. Manche Dörfer verloren im Laufe von 50 Jahren bis ca. 1875 die Hälfte ihrer Bevölkerung.Literatur
- Heinz-Lothar Worm: Landgängerei und Mädchenhandel weit verbreitet : d. Pfarrer u. Sozialreformer Ottokar Schupp veröffentl. 1866 d. Erzählung "Hurdy-gurdy", In: Heimat im Bild, (1997), H. 38, S. o. Seitenz., Ill.
Weblinks
- "Eltern verkauften Töchter in die Fremde"(letzter Artikel bzw. im Text nach Hurdy-Gurdy-Girls suchen)
- Landgänger und Hausierer in unserer Region von 1815 – 1890
- Von australischen Goldgräbern und hessischen Drehleiermädchen – Bilderausstellung im Museum Lißberg
- Maibach - 423 Einwohner. Das kleine Dorf liegt idyllisch inmitten der ausgedehnten Taunuswälder.
- Deutsche auf den Goldfeldern Bendigos (Australien)
- Hurdy-Gurdy-Girls Eine verschwiegene Heimat- und Kulturgeschichte rund um die Drehleier
Kategorien:- Volksmusik
- Hessische Geschichte
- Prostitution
- Wirtschaftsgeschichte der Vereinigten Staaten
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