Hutier

Hutier
General von Hutier (1920)

Oskar Emil von Hutier (* 27. August 1857 in Erfurt; † 5. Dezember 1934 in Berlin) war einer der erfolgreichsten und innovativsten deutschen Generale des Ersten Weltkrieges.

Inhaltsverzeichnis

Erster Weltkrieg

Hutier diente im ersten Kriegsjahr als Divisionskommandeur in Frankreich, wo er gute, jedoch keine herausragenden Leistungen zeigte. Dies sollte sich mit seiner Verlegung an die Ostfront 1915 ändern, wo er als Korpskommandeur in der 10. Armee große Erfolge feiern konnte. So eroberte er in den nächsten zwei Jahren große Teile der von Russland gehalten Gebiete Polens und Litauens.

1917 stieg Hutier in die Armeeführung auf. Durch seine Erfahrungen bei der Truppe und dem Studieren feindlicher Taktiken entwickelte er eine neue deutsche Strategie, um den Stellungskrieg zu durchbrechen. Dabei bezog er sich vor allem auf die 1916 von Brussilow in der Brussilow-Offensive aus rein materieller Not angewandten Taktik der kurzen Feuerüberfälle durch Artillerie, gefolgt von einem Infanterieangriff. Diese Taktik hatte den Vorteil, dass anders als durch den sonst üblichen langen und massiven Dauerbeschuss der Gegner nicht vorgewarnt wurde. Durch diese Taktik erzielte Brussilow große Erfolge, er erhielt dann massiven materiellen Nachschub und kehrte zur alten, erfolglosen Vorgehensweise zurück.

Diese Vorgehen waren 1917 und 1918 so erfolgreich, dass die Franzosen sie schlicht „Hutier-Taktiken“ nannten. Der heute gebräuchlichere Ausdruck ist jedoch „Infiltrationstaktik“.

Hutier-Taktiken

Stoßtruppen 1918 beim Angriff
Stoßtruppen 1918 in einem eroberten französischen Graben

Hutier bemerkte, dass die konventionelle Art des Angriffs, nämlich langer Artilleriesalven entlang der gesamten Frontlinie, gefolgt von massiven Infanterieangriffen, nur zu desaströsen Verlusten führten. Er schlug einen Alternativplan vor, bestehend aus drei grundlegenden Schritten:

  1. Ein kurzes Artilleriebombardement, bestehend aus schweren Granaten in Kombination mit verschiedenen Giftgas-Granaten, würde die feindliche Frontlinie neutralisieren, jedoch nicht zerstören.
  2. Sturmbataillone würden unter kriechendem Artilleriefeuer vorrücken und zuvor identifizierte Schwachstellen in der feindlichen Verteidigung infiltrieren. Dabei würden sie Kämpfe so gut als möglich vermeiden und zielstrebig zum feindlichen Hauptquartier bzw. Artilleriestellungen vordringen und diese einnehmen oder vernichten.
  3. Nachdem die Sturmbataillone ihre Arbeit getan hätten, würden schwere deutsche Armeeeinheiten mit Maschinengewehren, Mörsern und Flammenwerfern vorrücken und Ziele, die die Sturmbataillone nicht neutralisieren konnten, angreifen.
  4. In der letzten Phase des Angriffes würde reguläre Infanterie jeglichen verbliebenen feindlichen Widerstand brechen.

Viele andere Generäle haben in der Vergangenheit ähnliche Taktiken entwickelt. Sie reichen zurück bis in die Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs, als Army Colonel Emory Upton 1864 eine ähnliche Taktik bei der Schlacht bei Spotsylvania Court House anwendete. Alliierte Verbände taten dies ebenfalls in frühen Kämpfen in Frankreich. Hutier jedoch war der erste Kommandant, der sie im großen Stil auf das Gefechtsfeld brachte.

Siehe: Grabenkrieg

Erfolg

Am 3. September 1917 durchbrach Hutier als Oberbefehlshaber der 8. Armee mit Hilfe seiner Taktik eine lange Belagerung der Stadt Riga. Darauf folgte ein amphibischer Angriff auf Russlands Inseln in der Ostsee, der einzige erfolgreiche amphibische Angriff im gesamten Kriegsverlauf (Operation Albion).

Seine Taktik machte Schule, und so errangen österreichisch-ungarische Truppen in Abwesenheit Hutiers einen spektakulären Sieg über die Italiener in der 12. Isonzoschlacht. Die Taktik wurde ebenso erfolgreich benutzt, um das Gelände, das während der Schlacht von Cambrai von den Briten erobert worden war, wieder zurück zu erobern. Hutier wurde von Kaiser Wilhelm II. mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet und 1918 an die Westfront versetzt.

Im März dieses Jahres wandte Hutier abermals seine Taktik gegen alliierte Stellungen an, perforierte die französischen und britischen Linien und drang rund 65 Kilometer entlang der Somme in Richtung Amiens vor (siehe Deutsche Frühjahrsoffensive 1918). Die Deutschen nahmen 50.000 Kriegsgefangene, und Hutier wurde mit dem Pour le Mérite mit Eichenlaub ausgezeichnet.

Ruhestand

Seine Taktik wurde abermals in einem großen Sieg gegen Frankreich im Juni angewandt, aber die Alliierten begannen sich darauf einzustellen und entwickelten Gegentaktiken. In einem Vorstoß im Juli 1918, der Meuse-Argonne-Offensive, errichteten die amerikanischen und französischen Verteidiger tiefe Verteidigungssysteme an denen die (dezimierten) Sturmbataillone scheiterten.

Dennoch kehrte Hutier als Kriegsheld zurück nach Deutschland. Ganz wie sein Befehlshaber und Vetter, General Erich Ludendorff, war Hutier der Ansicht, dass vielmehr Feinde an der Heimatfront, die durch die Propaganda des Crewe House demoralisiert war, zur Niederlage Deutschlands geführt hätten und nicht Verluste im Feld (Dolchstoßlegende).

Er verließ 1919 die Armee und diente als Präsident der Deutschen Offiziersliga bis kurz vor seinem Tod 1934.

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