Hölzerlips

Hölzerlips

Hölzerlips (* 1770 in Eckardroth (vermutlich); † 31. Juli 1812 in Heidelberg, bürgerlich Georg Philipp Lang) war ein Räuber aus dem Gebiet um Fulda.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung des Namens

Hölzer: handelt mit Holzwaren; Lips ist abgekürzt für Philipp.

Leben

Der Tatort des Überfalls: Chaussee vor Hemsbach (heute B3)
Die Köpfe von vier Mitgliedern der Hölzerlipsbande

Hölzerlips gehörte dem Fahrenden Volk der Jenischen an. Über die frühen Jahre des Hölzerlips ist wenig bekannt. Eine für damalige Verhältnisse übliche Erziehung fehlte, und er verbrachte viel Zeit mit seinem Vater, bis er eine Frau fand.

In Bergen wurde er wegen Landstreicherei eingekerkert. Bis zu diesem Zeitpunkt behauptete er, sich keines Verbrechens schuldig gemacht zu haben. Während seiner Gefangenschaft lernte seine Frau einen anderen Mann kennen, mit dem sie Hölzerlips kurz nach dessen Freilassung verließ. Diese missliche Lage trieb ihn in das Räuberleben. Später lernte er eine weitere Frau kennen. Als diese mit seinen zwei Kindern verhaftet wurde, nahm sich seiner eine Frau namens Catharina Weisln in Heidelberg an.

In der Nacht zum 1. Mai 1811 wurden Jakob Rieder, Kaufmann aus Winterthur, und Rudolf Hanhart aus Zürich, die sich mit ihrer Postkutsche auf der Rückreise von der Frankfurter Messe befanden, auf der Bergstraße zwischen Laudenbach und Hemsbach überfallen. Dabei werden der Kutscher und die Reisenden verletzt, Jakob Rieder so schwer, dass er am 5. Mai in Heidelberg stirbt. Diesen Überfall nahm der Großherzoglich Badische Stadtdirektor Ludwig Pfister in Heidelberg zum Anlass, eine Kampagne gegen fahrendes Volk im Odenwald zwischen Main und Neckar zu führen. Nach ersten Ermittlungen stellt er Hölzerlips als Anführer des Überfalls dar.

Hölzerlips wurde am 31. Juli 1812 zusammen mit seinen Mittätern Mannefriedrich, Krämer Mathes und Veit Krämer in Heidelberg nach einem Blutgericht [1] als „Odenwälder Räuberhauptmann“ hingerichtet.

In den Gerichtsakten [2] wird der Hölzerlips als hart, brutal und ungebildet beschrieben. Er leugnete die Beteiligung oder Führung zahlreicher Überfälle.

Sonstiges

Eine in den späten 1970er Jahren in Deutschland aktive Folkband nannte sich HölzerLips. Ihre 1978 erschienenen Langspielplatte Jenischer Schall enthält ausschließlich Lieder über Hölzerlips und seine Mitstreiter. Die Texte sind historisch verbürgt und in jenischer Sprache; die Musik ist neu komponiert, da dafür keine Quellen existieren.

Seit 2008 verkaufen die Eichbaum-Brauereien ein "Rotes Räuberbier", das laut Etikett dem Räuber Hölzerlips gewidmet ist.

Literatur

  • Michail Krausnick: Beruf: Räuber. Vom schrecklichen Mannefriedrich und den Untaten der Hölzerlips-Bande. Rowohlt Verlag, Reinbek 1978 und Beltz & Gelberg Verlag, Weinheim 1990, ISBN 3-407-78089-3 - in einer weiteren Sonderausgabe der edition durchblick, bod, Norderstedt, mit erweitertem Anhang, u. a. Liedern des Mannefriedrich (Die Räuberwirklichkeit um 1800 im Vergleich zu Friedrich Schiller Die Räuber oder Der Verbrecher aus verlorener Ehre)
  • Dieter Preuss, Peter Dietrich: Hölzerlips (Bericht vom poetischen Leben der Vaganten und Wegelagerer auf dem Winterhauch, besonders aber vom Aufstieg des Kastenkrämers Hölzerlips zum Odenwälder Räuberhauptmann). anrich verlag, Modautal-Neunkirchen 1978, ISBN 3-920110-46-3
  • Dieter Preuss, Peter Dietrich: Hölzerlips. Vom poetischen Leben des Odenwälder Räuberhauptmanns. Ravensburg 1986, ISBN 3-473388-48-3
  • Dieter Aumann, Die Ziegelhütte von Babenhausen und die Ergreifung der Hölzerlips-Bande, ISBN 978-3-00-024895-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Radierung vom Blutgericht In Heidelberg 1812
  2. Die aktenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beiden Ufern des Mains, im Spessart und im Odenwalde, Seite 53.

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