Ida C. Ströver

Ida C. Ströver

Ida Caroline Ströver (* 16. September 1872 auf Gut Wedigenstein bei Minden; † 2. Februar 1955 in Minden) war eine westfälische Künstlerin und Schriftstellerin.

Biografie

Ströver verbrachte ihre Kindheit und Jugend als Tochter der Gutsbesitzer auf Gut Wedigenstein in der Nähe der Porta Westfalica bei Minden. Schon früh entdeckte sie neben der Liebe zur Natur das Malen und Zeichnen und wurde darin von ihrer taubstummen und künstlerisch vorgebildeten Mutter unterstützt. Nach wirtschaftlichem Niedergang des Gutes und dem Tod der Eltern ging Ströver 1893 zur künstlerischen Ausbildung an die sogenannte Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins. Neben Aktstudien entstanden Plakate und erste Ölmalereien. Außerdem beschäftigte sie sich nach einer Hollandreise ausführlicher mit dem Werk Rembrandt van Rijns. Eine Reise nach Italien folgte. Sie setzte sich im Jahr 1904 als Abgeordnete von 700 Münchener Frauen beim Internationalen Frauenkongress in Berlin für die Frauenfrage ein.

1906 (nach andere Quellen 1903) ging Ströver nach Bremen. Nur mühsam fanden ihre Werke, vor allem die großen Wandbilder, Anerkennung. Ihr künstlerischer Durchbruch erfolgte 1912 anlässlich der von Hedwig Heyl organisierten Ausstellung Die Frau in Haus und Beruf. Für diese Ausstellung schuf Ida Ströver einen monumentalen Wandfries Weg der Frau. Sie illustrierte die Ausgabe des Heliand. Dieses Buch war eine Nachdichtung eines mittelhochdeutschen Sachsensangs zur Geschichte Jesu Christi und erschien in einer Auflage von 65.000 Exemplaren, davon 20.000 als Feldausgabe für Soldaten.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden 1919 die Bremer Sturmtage, eine Sammlung von Zeichnungen über die Revolution für die Bremer Räterepublik sowie 1922 die Lithografiemappe Amazonen. Ströver wandte sich der Grafik zu. Es entstanden die expressiven großformatigen Linoldruckausgaben Folgen aus Zarathustra sowie Bekenner. Zu Beginn der 1930er Jahre erhielt Ströver den Auftrag zur Ausmalung der Heliandskirche im Wittekindshof bei Bad Oeynhausen. Außerdem schuf sie Kreidezeichnungen zum Aufstand der Wiedertäufer in Münster, die 1933 veröffentlicht wurden.

Der aufkommende Nationalsozialismus beeinflusste auch Ströver. Sie zog 1933 nach Berlin. Hier entstand ein Zyklus von Zeichnungen zum 1933 bekannten biografischen Werdegang Adolf Hitlers. Sie beschäftigte sich zudem mit Fresken, mit der Porträt- und Landschaftsmalerei sowie mit allegorischen Bildern. Bei einer Ausbombung des Berliner Ateliers verlor sie sämtliche Bestände ihrer Werke einschließlich der Platten und Druckvorlagen und wurde damit um ein Wesentliches ihrer Existenzgrundlage beraubt. Sie ging nach Murnau. Sie war hier auf das Malen kleiner Landschaftsbilder beschränkt. 1952 gab es noch einmal eine Werkschau ihrer Arbeiten in der Geburtsstadt in Minden. Sie zog in ihre alte Heimat zurück.

Von ihr stammt auch eine Autobiografie ihrer Kindheit mit dem Titel Die goldene Pforte. Einige Werkbestände sind unter anderem im Museum der Stadt Minden erhalten. Die Bremer Kunsthalle stellt sie regelmäßig aus. In der Rückschau erschließt sich das künstlerische Leben einer Frau, die frauenbewegt, christlich und deutschnational eingestellt war.

Werke (Auswahl)

  • Weg des Weibes, Gemälde, 1912
  • Wittekindbilder in Enger (Westfalen), Gemälde, 1913
  • Heliandkirche in Bad Oeynhausen, Fresken, 1913
  • Die Entfesselten, Lithographien, 1915/16
  • Der Heliand, 1916
  • Die Goldene Pforte, 1919
  • Bremer Sturmtage, 1919
  • Befreiung der Gefangenen, 1919
  • Der Ruf der Arbeit, 1919
  • Heimkehr, 1919
  • Amazonen, 1922
  • Ver Sacrum, Gemälde, 1923, im Alten Gymnasium, Bremen
  • Die Wiedertäufer in Münzer, 1930
  • Born der Wissenschaft, Gemälde, 1933, Münster

Literatur

  • Barbara Korn: Gott, Heimat und Phantasie - Leben und Werk der westfälischen Malerin, Grafikerin und Schriftstellerin Ida Caroline Ströver-Wedigenstein. Mitteilungen des Mindener Geschichts- und Museumsvereins, Jahrgang 37 (1965), S. 1 - 76 einschließlich Verzeichnis der Werke sowie Fotos der Künstlerin und einiger Werke.
  • Hannelore Cyrus: Zwischen Tradition und Moderne. Künstlerinnen und die bildende Kunst in Bremen bis Mitte des 20. Jahrhunderts. S. 48 - 57. Hauschild Verlag, Bremen 2005, ISBN 3-89757-262-1.
  • Kurt Roselius: Ida Caroline Bertha Hermine Stroever In: Die Historische Gesellschaft Bremen und das Staatsarchiv Bremen (Hrsg.): Bremische Biographie 1912-1962, Bremen 1969, S. 508 Sp.1 - Sp.2.
  • Heinrich Rüthing: Der Wittekindsberg bei Minden als "heilige Stätte - 1000 bis 2000", S. 93 - 117, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-89534-685-9
  • Literaturkommission für Westfalen: Lexikon Westfälischer Autorinnen und Autoren.
  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ströver — ist der Name folgender Personen: Alice Ströver (* 1955), deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin Ida C. Ströver (1872–1955), westfälische Künstlerin und Schriftstellerin Diese Seite ist eine …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Str — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Münchner Künstlerinnenverein — Der Künstlerinnen Verein München wurde 1882 gegründet und bestand offiziell bis zu seiner endgültigen Löschung aus dem Vereinsregister im Jahr 1967. Satzungsgemäß galt es das primäre Ziel zu verfolgen „den kunst und kunstgewerbetreibenden Damen… …   Deutsch Wikipedia

  • Gut Wedigenstein — ist ein ehemaliges Herrenhaus im Ortsteil Barkhausen der Stadt Porta Westfalica im Kreis Minden Lübbecke. Es liegt am südlichen Abhang des Wiehengebirges und am linken Weserufer unweit der Porta Westfalica …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Persönlichkeiten der Stadt Minden — Die Liste der Persönlichkeiten der Stadt Minden enthält eine Auswahl der bedeutendsten Persönlichkeiten, die mit der Stadt Minden in Westfalen in Verbindung stehen. Diese Personen sind entweder Ehrenbürger der Stadt, in Minden geboren, haben in… …   Deutsch Wikipedia

  • Porta Westfalica — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin (13. Wahlperiode) — Diese Liste enthält die Mitglieder des Abgeordnetenhauses von Berlin der 13. Legislaturperiode (1995–1999) nach den Wahlen vom 22. Oktober 1995. Für den Senat in dieser Legislaturperiode siehe Senat Diepgen IV. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”