Alytes obstetricans

Alytes obstetricans
Gemeine Geburtshelferkröte
Gemeine Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

Gemeine Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)

Systematik
Klasse: Lurche (Amphibia)
Ordnung: Froschlurche (Anura)
Überfamilie: Discoglossoidea
Familie: Scheibenzüngler (Discoglossidae)
Gattung: Geburtshelferkröten (Alytes)
Art: Gemeine Geburtshelferkröte
Wissenschaftlicher Name
Alytes obstetricans
(Laurenti, 1768)

Die Gemeine oder Gewöhnliche Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) ist eine Froschlurch-Art aus der Familie der Scheibenzüngler (Discoglossidae; neuerdings: Alytidae). Von den verschiedenen Geburtshelferkröten ist dies die einzige bis nach Mitteleuropa vordringende Art.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Erwachsene Männchen und Weibchen werden bis 60 Millimeter lang. Der kleine Körper ist gedrungen, der Kopf breit, die Schnauze zugespitzt, die Pupillen stehen senkrecht und Ohrdrüsen (Parotiden) sowie Trommelfell sind relativ gut sichtbar. Die graue bis grau-braune Oberseite ist mit kleinen rundlichen, teilweise rötlichen Warzen besetzt, die schmutzig-weiße Unterseite ist meist grau gefleckt. Die laichtragenden Männchen (s. u.) sind unverwechselbar.

Die meist nächtlichen Rufe sind ein für das menschliche Gehör angenehmes, sehr helles, flötenreines "Üh ... üh ... üh...". Diese Klänge erinnern an Funksignale oder aus größerer Entfernung auch an Glockengeläut. Daher rührt auch der Trivialname "Glockenfrosch".

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitung der Gemeinen Geburtshelferkröte

Die Art ist mit mehreren Unterarten in Westeuropa (Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweiz, Iberische Halbinsel) verbreitet. In Deutschland ist sie auf den zentralen Bereich (im Norden: niedersächsisches Weser-Leine-Bergland, Harz und -vorland; im Osten: westliches Thüringen, Sachsen-Anhalt; im Süden: Nordwestfranken) und den westlichen Teil (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, westliches Baden-Württemberg) beschränkt.

Die Landlebensräume sind wärmebegünstigt und weisen gleichzeitig zahlreiche bodenfeuchte Verstecke (Steinplatten, Steinhaufen, Erdlöcher etc.) auf. Bei der Wahl der Fortpflanzungsgewässer ist die Art eher anspruchslos und nutzt ein breite Palette sonniger bis halbschattiger Gewässer mit unterschiedlicher Größe (Kleinstgewässer, Tümpel, Weiher u. a.) und Wasserführung. Oft liegen die Verstecke und die Gewässer sehr dicht nebeneinander. Typische Ganzjahreslebensräume befinden sich in Deutschland vor allem in Steinbrüchen und Tongruben, auf militärischen Übungsplätzen und im Siedlungsbereich (Gärten, Friedhöfe).

Biologie

Männchen der Gemeinen Geburtshelferkröte mit schlupfreifem Laich, hier offenbar beim Absetzen ins Larvengewässer

In mehreren Phasen zwischen März und August rufen die Männchen vom Land aus nach den Weibchen. Die Paarung erfolgt ebenfalls an Land. Hierbei bildet das Pärchen mit den Hinterbeinen ein Körbchen, in dem die vom Weibchen abgegebenen Laichschnüre aufgefangen und besamt werden. Nach einigen Minuten steckt das Männchen seine Hinterbeine mehrmals durch den Laich und wickelt sich so die Laichschnüre um die Fersengelenke. Innerhalb von etwa zwei Wochen können sich die Männchen mit unterschiedlichen Weibchen verpaaren. Je nach Witterung tragen die Männchen die Laichschnüre 15 bis 45 (50) Tage mit sich herum; durch Tau, Regen und kurze Gewässeraufenthalte werden die Eier befeuchtet. Nach Abschluss der Eireife begibt sich das Männchen ans Fortpflanzungsgewässer, und die 12 bis 20 mm langen und relativ weit entwickelten Larven beginnen einige Minuten nach dem Wasserkontakt zu schlüpfen. Die ersten Larven werden ab Mitte Mai ins Wasser gebracht, Männchen mit Eischnüren wurden bis Ende August beobachtet. Eine Überwinterung der Larven kommt regelmäßig vor. Pro Jahr können sich Geburtshelferkröten bis zu dreimal (seltener bis viermal) fortpflanzen. Die Geschlechtsreife wird nach der zweiten Überwinterung nach der Metamorphose erreicht. Die Tiere können über acht Jahre alt werden.

Gefährdung und Schutz

Geburtshelferkrötenbestände werden vor allem von Lebensraumverlust bedroht, wie er durch Verfüllung von Tümpeln, durch Rekultivierung oder Umnutzung von Mauer- und Felsbiotopen, Steinbrüchen und Tongruben, aber auch durch natürliche Sukzession (insbesondere: Verbuschung) der Pionierbiotope entsteht. In Folge von Verinselung, also einer Fragmentierung der Habitate, beispielsweise durch Straßen oder intensive Landwirtschaft, werden Populationen voneinander isoliert. Die Geburtshelferkröte ist möglicherweise auch durch die Pilzkrankheit Chytridiomykose bedroht.

Seit den 1980er-Jahren wird unter anderem im Bergischen Land, an der Westabdachung des Rheinischen Schiefergebirges, ein dramatischer Bestandsrückgang bei der Geburtshelferkröte außerhalb von Abgrabungsgebieten verzeichnet. Obwohl hier ursprünglich ein Verbreitungsschwerpunkt der Geburtshelferkröte in Nordrhein-Westfalen lag, sind die meisten Populationen zum Beispiel an Gehöften, Mühlen- und Schönungsteichen inzwischen erloschen.

Ein ungewöhnlicher neuer Standort wurde im März 2008 im Rahmen eines Teils eines Artenschutzprogramms ausgesucht. Im Wasserlauf des Löwengehege des Wuppertaler Zoos wurden Kaulquappen ausgesetzt. Weitere Aussetzungen im Wuppertaler Raum sind geplant.[1]

Gesetzlicher Schutzstatus (Auswahl)[2]

Nationale Rote Liste-Einstufungen (Auswahl)[3]

  • Rote Liste Bundesrepublik Deutschland: 3 – gefährdet
  • Rote Liste Österreichs: (diese Art kommt hier nicht vor)
  • Rote Liste der Schweiz: EN (entspricht: stark gefährdet)

Literatur

  • Kurt Grossenbacher & Silvia Zumbach (Hrsg.): Die Geburtshelferkröte - Biologie, Ökologie, Schutz. In: Zeitschrift für Feldherpetologie. Laurenti-Verlag, Bielefeld 10. 2003, Heft 1. ISSN 0946-7998
  • Rainer Günther & Ulrich Scheidt: Geburtshelferkröte – Alytes obstetricans (Laurenti, 1768). S. 195-214 in: Rainer Günther (Hrsg.): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Gustav Fischer Verlag, Jena 1996, ISBN 3-437-35016-1

Einzelnachweise

  1. Kleine Frösche für große Löwen: Zoo rettet die Geburtshelferkröte Westdeutsche Zeitung (online) vom 19. März 2008
  2. Geburtshelferkröte bei www.wisia.de
  3. Online-Übersicht bei www.amphibienschutz.de

Weblinks


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