Amanita phalloides

Amanita phalloides
Grüner Knollenblätterpilz
Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)

Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Knollenblätterpilzartige (Amanitaceae)
Gattung: Wulstlinge (Amanita)
Art: Grüner Knollenblätterpilz
Wissenschaftlicher Name
Amanita phalloides
(Vaill. ex Fr.) Link

Der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) ist der für die meisten Pilzvergiftungen mit tödlichem Ausgang verantwortliche Pilz. Er wird häufig verwechselt mit Grünlingen und grünen Täublingsarten.

Inhaltsverzeichnis

Kurzbeschreibung

  • Hut: 5–15 cm breit, glatt, jung von weißer Hülle umgeben, später aufschirmend, dunkelolivgrün, auch heller.
  • Lamellen: Engstehend, weiß.
  • Stiel: 5–15 (<18) cm hoch, olivgrün genattert auf weißem Grund. Basis dick-knollig mit weißer Scheide, Ring deutlich gereift.
  • Fleisch: Weiß, Geruch süßlich.
  • Vorkommen: Ab Ende Juli, Buchen- und Eichenwälder in Gruppen oder einzeln.

Giftigkeit

Bei den Giften des grünen Knollenblätterpilzes handelt es sich hauptsächlich um verschiedene zyklische Polypeptide: Die Amanitine (α-Amanitin, β-Amanitin, γ-Amanitin) und Phallotoxine (Phalloin, Phalloidin, Phallicin, Phallacidin).

Die tödliche Dosis von Amanitin liegt beim Menschen bei 0,1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, für eine 70 Kilogramm schwere Person also bei etwa 7 Milligramm. Diese Substanzmenge ist bereits in weniger als 35 Gramm Frischpilz enthalten. Weil ein ausgewachsener Fruchtkörper durchaus 50 Gramm oder mehr wiegen kann, kann daher schon ein einzelner verspeister Pilz tödlich giftig sein.

Die ersten Symptome (Brechdurchfälle) nach einer Vergiftung treten in der Regel erst nach acht bis zwölf Stunden auf - zu spät, um noch durch Magenauspumpen wirksam eingreifen zu können. Seltener erscheinen Symptome nach zwei bis sieben oder dreizehn bis sechsunddreißig Stunden. Sie klingen danach für zwei bis drei Tage wieder ab, um sich dann ca. fünf Tage nach dem Verzehr zu einem kompletten Leberversagen zu entwickeln. Der Tod tritt meist etwa zehn Tage nach dem Verzehr ein. Die einzige mögliche Rettung ist eine Leber-Transplantation. Ironischerweise liefert der grüne Knollenblätterpilz das Gegengift Antanamid selbst, allerdings in zu geringen Mengen, um die Giftwirkung auszugleichen.

Im englischsprachigen Raum wird der Pilz Death Cap (wörtlich: Todeshaube) genannt.

Berühmte Opfer

Kaiser Karl VI.

Von verschiedenen historisch bedeutsamen Personen wird oder wurde vermutet, dass sie an einer Knollenblätterpilzvergiftung gestorben seien, entweder durch ein Unglück oder bewusst geplanten Mord. Zu den berühmten Opfern gehören der Römische Kaiser Claudius, Papst Clemens VII., Zarin Natalja Kirillowna Naryschkina und Kaiser Karl VI.[1]

R. Gordon Wasson untersuchte die Details dieser Todesfälle in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit einer Vergiftung durch Amanita. Im Fall von Clemens VII. hatte die Krankheit, die zu seinem Tod führte, ungefähr fünf Monate gedauert, was dem normalen Verlaufsmuster solcher Pilzvergiftungen klar entgegensteht. Natalia Naryschkina soll vor ihrem Tod eine große Menge eingelegter Pilze gegessen haben. Es ist jedoch unklar, ob die Pilze selbst für den Tod verantwortlich waren oder ob sie einer Lebensmittelvergiftung zum Opfer gefallen ist. [1]

Karl VI. beschwerte sich über Verdauungsstörungen, nachdem er einen Teller sautierte Pilze gegessen hatte. An der folgenden Krankheit starb er zehn Tage später − symptomatisch für diese Art von Vergiftungen. Sein Tod führte zum Österreichischen Erbfolgekrieg. Voltaire schrieb darüber:[2][1][3]

« Ce plat de champignons a changé la destinée de l’Europe. »

„Dieses Pilzgericht hat das Schicksal Europas verändert.“

Voltaire

Der Fall des Römischen Kaisers Claudius ist komplexer. Es ist bekannt, dass Claudius den Kaiserling sehr gerne ass. Nach seinem Tod vermuteten viele, er habe stattdessen Knollenblätterpilze gegessen. Die historischen Geschichtsschreiber Tacitus und Suetonius sind sich allerdings nicht einig, ob Claudius Giftpilze oder sonstwie vergiftete Pilze gegessen hatte. Wasson spekuliert, dass das Gift, das Claudius getötet hat, von den Knollenblätterpilzen gewonnen wurde. Dann wurde ihm, während der Krankheit, zusätzlich eine tödliche Dosis Koloquinte verabreicht. [4][1]

Einzelnachweise

  1. a b c d Robert Gordon Wasson: The death of Claudius, or mushrooms for murderers. In: Botanical Museum Leaflets, Harvard University. 23, Nr. 3, 1972, S. 101–128
  2. Benjamin, Seite 35
  3. Voltaire (1759). Mémoires pour servir a la vie de M. de Voltaire.
  4. Benjamin, Seiten 33–34

Literatur

  • Denis R. Benjamin: Mushrooms: poisons and panaceas — a handbook for naturalists, mycologists and physicians. New York: WH Freeman and Company 1995, ISBN 0-7167-2600-9

Weblinks


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