- Griechisches Parlament
-
Das Griechische Parlament (griechisch Vouli ton Ellinon Βουλή των Ελλήνων, vom altgriechischen Verb griechisch bouleuomai βουλεύομαι, ‚denken‘, ‚entscheiden‘, ‚an einem Rat teilnehmen, um Entscheidungen zu treffen‘[1] ), ist das Parlament Griechenlands, das sich am Syntagma-Platz (griechisch Πλατεία Συντάγματος) in Athen befindet. Das Parlament hat eine Kammer und 300 gewählte Mitglieder.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Es trat erstmals 1846 infolge eines Volksaufstandes zusammen, woraus die erste Verfassung des modernen Griechenlandes hervorging. Vor der Bildung des Athener Parlaments war der Regierungssitz von 1829 bis 1834 in Nafplio, bis er 1834 von König Otto nach Athen verlegt wurde. Das erste Parlamentsgebäude wurde 1929 in der Stadiou-Straße errichtet und beherbergt heute das Nationale Historische Museum Athen. Zum ersten Präsidenten wurde der Jurist Konstantin von Hößlin gewählt.
Bis 2001 war es ein Feierabendparlament mit ehrenamtlichen Abgeordneten. Im Gegenzug zur Einführung der Unvereinbarkeit mit einer weiteren Erwerbstätigkeit wurden die Diäten der Abgeordneten erhöht und kostenlose Büros zur Verfügung gestellt.[2]
Es wurde am 4. September 2009 aufgelöst und am 4. Oktober neu gewählt.
Die Parlamentsgebäude
Das Parlament tagte im alten Parlamentsgebäude an der Stadionstraße von 1844 bis 1854 und von 1875 bis 1932.
Das Stadtschloss und seine Nutzung als Parlament
Erste Entwürfe zu einer Residenz stammten von Leo von Klenze. Friedrich von Gärtner erhielt schließlich den Auftrag zur Ausführung des Gebäudes. Er übernahm dessen Grundkonzept der rechteckigen Grundform mit zwei Innenhöfen. Einflüsse können auch von einem älteren Entwurf Karl Friedrich Schinkels stammen, der das Schloss zuvor auf der Akropolis geplant hatte. 1836 legte König Otto den Grundstein für das neue Stadtschloss. Das Gebäude zeichnet sich durch eine reduzierte und sehr strenge klassizistische Formensprache aus. Das Gebäude wurde bis 1910 als Residenz genutzt, nach einem Brand nutzte die königliche Familie das Schloss Tatoi als Hauptstadtsitz, formell blieb das Stadtschloss bis zur 1. Abschaffung der Monarchie 1924 Sitz der Königlichen Familie. Bereits zuvor wurde das Schloss nach dem verlorenen Griechisch-Türkischen Krieg, (in Griechenland als „kleinasiatische Katastrophe“ bezeichnet) als Auffanglager für Flüchtlinge genutzt. Anschließend diente es als Krankenhaus und dann als Museum.
1929 wurde der Umzug des griechischen Parlaments in das ehemalige Schloss beschlossen, nach Abschluss der Umbauarbeiten tagte erstmals am 2. August 1934 und die Nationalversammlung am 1 Juli 1935. Nach Wiederherstellung der Monarchie wurde Tatoi auch offiziell Sitz der Königlichen Familie. Über dem Plenarsaal befindet sich ein gleichgroßer Saal um Platz für ein Zweikammersystem zu bieten, was jedoch nie eingetreten ist. Dieser Saal dient heute als großer Konferenzsaal.
Aufgrund der Enge in der Athener Innenstadt wird gegenwärtig über den Umzug des Parlaments diskutiert. Man erhofft sich durch einen Neubau von Parlamentsgebäude und wichtigen Ministerien am Stadtrand mehr Platz und geringere Kosten (viele Ministerien sind in gemieteten Bürogebäuden im Zentrum untergebracht). Das bisherige Gebäude am Syntagma-Platz soll dann für eine kulturelle Nutzung umgebaut werden.
Grabmal des unbekannten Soldaten
1928 wurde die Seite zum Syntagma-Platz umgestaltet. Es wurden eine Stützmauer mit zwei Rampen angebaut und das Grabmal des unbekannten Soldaten errichtet. In Anlehnung an den Giebel des Ägina-Tempels entwarfen Phokion Rok (1891–1945) und Constantinos Demetriades (1881–1943) ein Relief mit Kriegerfiguren. Die Inschriften neben den Bronzeschilden nennen die Länder/Orte von allen Schlachten in denen griechischen Soldaten seit den Freiheitskriegen gefallen sind (zb. El-Alamain, Korea, Zypern). Ausserdem den Anfang von Perikles’ Grabrede an die ersten Gefallenen des Peloponnesischen Krieges.
Der Park
Der Architekt Gärtner hatte einen französischen Garten vorgesehen, doch Königin Amalia, die sich sehr für Gartenkunst und Landwirtschaft interessierte, ließ 1836 von François-Luis Barrauld einen deutschen Landschaftsgarten im Stil der Romantik anlegen. Von 1855 bis 1889 verlieh ihm Friedrich Schmidt den Charakter eines botanischen Gartens mit Pflanzen aus der ganzen Mittelmeerregion. König Ludwig I. von Bayern soll mit einer Schiffsladung von 15.000 Stecklingen dazu beigetragen haben.
Die aufwendige Bewässerung wurde besonders im Trockenjahr 1843 sehr kritisiert, seit 1855 folgt sie dem Verlauf einer antiken Wasserleitung aus dem 6. Jahrhundert v. Chr, die man bei der Anpflanzung gefunden hatte. 1857 wurde ein kleines Botanisches Museum zur Geschichte des Parks errichtet. Seit 1923 ist der Park als Nationalgarten öffentlich zugänglich. Nahe dem Ausgang zur Vasilissis Sofias ist ein großflächiger römischer Mosaikfußboden erhalten.
Im Park befinden sich auch einige Büsten zumeist von griechischen Dichtern, aber auch von Philhellenen wie den Schweizer Bankier Jean Gabriel Eynard. Südwestlich des Parks liegt die Kaserne der Evzonen (Parlamentsgarde), südlich das Zappeion.
Garten und Parlament sind seit den 1920er Jahren getrennt, der Garten ist nur über die separaten Eingänge zu erreichen.
Fraktionen
Seit den Parlamentswahlen im Oktober 2009 sind fünf Fraktionen im Griechischen Parlament vertreten:
- Die sozialdemokratische Partei Panellinio Sosialistiko Kinima (griechisch Πανελλήνιο Σοσιαλιστικό Κίνημα (ΠΑΣΟΚ), „panhellenische sozialistische Bewegung“ (PASOK)), die die größte Fraktion stellt,
- die liberal-konservative Partei Nea Dimokratia (griechisch Νέα Δημοκρατία (ΝΔ), „neue Demokratie“ (ND)), die größte Oppositionspartei,
- die kommunistische Partei Kommounistiko Komma Ellados (griechisch Κομμουνιστικό Κόμμα Ελλάδος (ΚΚΕ), „kommunistische Partei Griechenlands“ (KKE)), die die älteste Partei Griechenlands ist,
- die sozialistische Fraktion Synaspismos Rizospastikis Aristeras (griechisch Συνασπισμός της Ριζοσπαστικής Αριστεράς (ΣΥΡΙΖΑ), „Koalition der radikalen Linken“ (SYRIZA)), die ein Linksbündnis aus zehn Parteien ist, und
- die nationalkonservative Partei Laikos Orthodoxos Synagermos (griechisch Λαϊκός Ορθόδοξος Συναγερμός (ΛΑΟΣ), „orthodoxe Volkszusammenkunft“ (LAOS)), die zum zweiten Mal im Griechischen Parlament vertreten ist.
Siehe auch: Liste der politischen Parteien in Griechenland
Parlamentswahlen
Parlamentswahlen 2004
Parlamentswahlen in Griechenland am 7. März 2004 Partei Stimmanteil Stimmen Sitze ND 45,36 % 3.359.058 165 PASOK 40,55 % 3.002.531 117 KKE 5,90 % 436.573 12 SYRIZA 3,26 % 241.539 6 Parlamentswahlen 2007
Parlamentswahlen in Griechenland am 16. September 2007 Partei Stimmanteil Stimmen Sitze ND 41,84 % 2.995.421 152 PASOK 38,10 % 2.727.652 102 KKE 8,15 % 583.767 22 SYRIZA 5,04 % 361.215 14 LAOS 3,80 % 271.750 10 Parlamentswahlen 2009
→ Hauptartikel: Parlamentswahlen in Griechenland 2009Parlamentswahlen in Griechenland am 4. Oktober 2009 Partei Stimmanteil Stimmen Sitze PASOK 43,92 % 3.011.521 160 ND 33,48 % 2.295.318 91 KKE 7,54 % 517.062 21 LAOS 5,63 % 386.063 15 SYRIZA 4,60 % 315.501 13 Grüne 2,53 % 173.388 0 Minderheitenvertretung im Parlament
Mit Unterstützung der Türkei bildete die muslimische Minderheit Parteiformationen. Diese waren zeitweise durch zwei Abgeordnete im Parlament vertreten, was jedoch nach Einführung einer 3-%-Hürde nicht mehr der Fall war. Aktuell stammen zwei Abgeordneten (je einer in jeder großen Volkspartei) aus der muslimischen Minderheit.
Sonstige Aktivitäten
Das Parlament verfügt über einen eigenen Kindergarten, der allen Mitarbeitern des Parlaments eine Nähe zu deren Kindern ermöglichen soll.
VOULI TV ist der Fernsehsender des Parlaments, auf dem die Sitzungen über Satellit und Antenne übertragen werden. Die restliche Sendezeit werden ohne Moderation, Filme und Konzerte gezeigt. Die Auswahl hat den Sender zum Geheimtipp für Kulturliebhaber werden lassen, zumal diese nicht nach Quote sondern nach Qualität erfolgt.
Einzelnachweise
- ↑ Übersetzung von βουλεύομαι (altgriechisch-griechisch): http://www.greek-language.gr/greekLang/ancient_greek/tools/lexicon/search.html?lq=%CE%B2%CE%BF%CF%85%CE%BB%CE%B5%CF%8D%CF%89&dq=
- ↑ Peter A. Zerkavis/Gustav Auernheimer 2009: Das politische System Griechenlands, in: Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Westeuropas S. 826
Weblinks
Commons: Griechisches Parlament – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien37.97527777777823.736944444444Koordinaten: 37° 58′ 31″ N, 23° 44′ 13″ OEuropäische Union: Europäisches Parlament
Albanien: Kuvendi i Shqipërisë | Andorra: Consell General de les Valls | Belgien: Parlament (Abgeordnetenkammer und Senat) | Bosnien und Herzegowina: Abgeordnetenhaus | Bulgarien: Narodno Sabranie | Dänemark: Folketing | Deutschland: Bundestag und Bundesrat | Estland: Riigikogu | Finnland: Eduskunta | Frankreich: Parlement français (Assemblée nationale und Sénat) | Griechenland: Parlament | Irland: Oireachtas (Dáil Éireann und Seanad Éireann) | Island: Althing | Italien: Camera und Senato | Kroatien: Sabor | Lettland: Saeima | Liechtenstein: Landtag | Litauen: Seimas | Luxemburg: Chambre des Députés | Malta: Kamra Tad-Deputati | Mazedonien: Parlament | Moldawien: Parlamentul Republicii Moldova | Monaco: Conseil National | Montenegro: Parlament | Niederlande: Staten-Generaal (Eerste Kamer und Tweede Kamer) | Norwegen: Storting | Österreich: Parlament (Nationalrat und Bundesrat) | Polen: Sejm und Senat | Portugal: Assembleia da República | Rumänien: Camera Deputaților und Senatul | Russland: Föderationsversammlung (Duma und Föderationsrat) | San Marino: Consiglio Grande e Generale | Schweden: Riksdagen | Schweiz: Bundesversammlung (Nationalrat und Ständerat) | Serbien: Nationalversammlung | Slowakei: Nationalrat | Slowenien: Državni zbor und Državni svet | Spanien: Cortes Generales (Congreso de los Diputados und Senado) | Tschechien: Abgeordnetenhaus und Senat | Türkei: Türkiye Büyük Millet Meclisi | Ukraine: Werchowna Rada | Ungarn: Országgyűlés | Vatikanstadt: – | Vereinigtes Königreich: Parliament (House of Commons und House of Lords) | Weißrussland: Repräsentantenhaus und Rat der Republik
Sonstige Gebiete:
Åland: Lagting | Färöer: Løgting | Gibraltar: Parlament | Guernsey: States of Guernsey | Isle of Man: Tynwald (House of Keys und Legislative Council) | Jersey: States of JerseyUmstrittene Gebiete:
Kosovo: Kuvendi i Kosovës | Transnistrien: Oberster Sowjet
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Parlament — Regierungsformen der Welt Republikanische Staatsform: ██ Präsidentielles Regierungssystem … Deutsch Wikipedia
Eleftheria i thanatos — Ελληνική Δημοκρατία Ellinikí Dimokratía Hellenische Republik … Deutsch Wikipedia
Griechische Republik — Ελληνική Δημοκρατία Ellinikí Dimokratía Hellenische Republik … Deutsch Wikipedia
Hellenische Republik — Ελληνική Δημοκρατία Ellinikí Dimokratía Hellenische Republik … Deutsch Wikipedia
Republik Griechenland — Ελληνική Δημοκρατία Ellinikí Dimokratía Hellenische Republik … Deutsch Wikipedia
Parlamentswahlen in Griechenland 2007 — Logo der Wahlsiegerin, der Partei Nea Dimokratia Die vorgezogenen Parlamentswahlen in Griechenland am 16. September 2007 führen trotz eigener Verluste zu einer unerwartet deutlichen Mehrheit für den bisherigen Ministerpräsidenten Kostas… … Deutsch Wikipedia
Parlamentsfunktionen — Regierungsformen der Welt Republikanische Staatsform ██ Präsidentielles Regierungssystem … Deutsch Wikipedia
Parlamentswahl — Regierungsformen der Welt Republikanische Staatsform ██ Präsidentielles Regierungssystem … Deutsch Wikipedia
Redeparlament — Regierungsformen der Welt Republikanische Staatsform ██ Präsidentielles Regierungssystem … Deutsch Wikipedia
European Parliamentary Technology Assessment — (EPTA) ist ein Netzwerk von Einrichtungen der Technikfolgenabschätzung (TA), die auf die Beratung von Parlamenten in Europa spezialisiert sind. EPTA Logo Inhaltsverzeichnis 1 Ziele … Deutsch Wikipedia