- Iran-Air-Flug 655
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Iran-Air-Flug 655 Zeichnung des Airbus A300, der auf Flug 655 abgeschossen wurde
Zusammenfassung Datum 3. Juli, 1988 Typ Abschuss Ort Persischer Golf Getötete 290 Flugzeug Flugzeugtyp Airbus A300B2-203 Fluggesellschaft Iran Air Kennzeichen EP-IBU Abflughafen Mehrabad International Airport Stopover Bandar Abbas International Airport Zielflughafen Dubai International Airport Passagiere 275 Besatzung 15 Überlebende 0 Iran-Air-Flug 655 (IA655) war ein Linienflug der Iran Air von Teheran über Bandar Abbas, Iran nach Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Am 3. Juli 1988 wurde diese Route von einem Airbus A300B2 mit der Kennnummer EP-IBU geflogen. Die Maschine wurde über dem Persischen Golf nahe Qeshm vom US-Kriegsschiff USS Vincennes (CG-49) abgeschossen, wobei alle 290 Menschen an Bord getötet wurden. Nach Angaben der US-Regierung war das Flugzeug von der Schiffscrew als eine angreifende, feindliche F-14 Tomcat identifiziert worden.
Der Vorfall löste internationale Proteste aus. Der Iran bezeichnete ihn als „barbarischen Akt“; die iranische Regierung vertritt bis heute die Ansicht, dass die Maschine absichtlich abgeschossen wurde, obwohl klar gewesen sei, dass es sich um ein ziviles Verkehrsflugzeug handelte.
Auf der anderen Seite verteidigte der damalige US-Vize-Präsident George H. W. Bush sein Militär vor den Vereinten Nationen, indem er sagte, dass es ein Zwischenfall in Kriegszeiten gewesen sei und die Crew an Bord der USS Vincennes der vorliegenden Situation angemessen gehandelt hätte. Er lehnte es ab, sich im Namen der Vereinigten Staaten für den Abschuss zu entschuldigen.
Inhaltsverzeichnis
Situation
Um die Sicherheit für ihre Öllieferungen zu gewährleisten, hatten die Vereinigten Staaten im Rahmen der Operation Earnest Will im Jahr 1988 Teile ihrer 5. Flotte in den Persischen Golf verlegt, um kuwaitische Öltanker während des Ersten Golfkriegs vor Angriffen zu schützen. Beide Kriegskontrahenten waren dazu übergegangen, Handelsschiffe der jeweils anderen Seite anzugreifen, um den Nachschub des Gegners zu beeinträchtigen. In dieser Situation befand sich die 5. Flotte zwischen den Fronten, so kamen zum Beispiel am 17. Mai 1987 37 US-Soldaten bei einem Angriff einer irakischen Mirage F1 auf die USS Stark ums Leben.
Am 3. Juli 1988 wurde der Airbus A300 von Captain Mohsen Rezaian geflogen und startete um 10:17 Uhr iranischer Zeit, mit 27-minütiger Verspätung, in Bandar Abbas. Für die Strecke nach Dubai war eine Flugzeit von 28 Minuten geplant. Nach dem Start wurde die Maschine routinemäßig vom Tower auf die 20 Meilen breite Luftverkehrsstraße in Richtung Dubai geleitet. Vorgesehen war, dass die Maschine auf 4.300 m stieg, kurz mit Reisegeschwindigkeit flog, um schließlich mit dem Landeanflug auf den Flughafen zu beginnen.
Zur selben Zeit befand sich die USS Vincennes unter dem Kommando von William C. Rogers III und ausgerüstet mit dem damals neuartigen Aegis-Kampfsystem ganz in der Nähe, in der Straße von Hormus. Der Iran hatte SS-N-2 Styx-Raketen von der Volksrepublik China gekauft, und nur Schiffe mit dem Aegis-Kampfsystem konnten dieser Gefahr entgegenwirken. Die Vincennes war in das Gebiet beordert worden, nachdem die USS Samuel B. Roberts von einer iranischen Seemine schwer beschädigt worden war.
Das Schiff war zum Zeitpunkt des Flugzeug-Abschusses in ein Gefecht mit iranischen Kanonenbooten verwickelt und befand sich in iranischen Hoheitsgewässern. Einige Stunden früher hatte sie bereits mit den iranischen Booten omanische Hoheitsrechte verletzt, bis sie von einem omanischen Kriegsschiff entdeckt worden war. Die Transponder als Zivilflugzeug erkannt, jedoch identifizierte das Aegis-Kampfsystem der Vincennes eine F-14 Tomcat. Die Besatzung der Vincennes entschied sich, der Meldung des Aegis-Systems zu glauben. Sieben Warnungen wurden auf verschiedenen militärischen Frequenzen an das Flugzeug gesendet, doch die vermutete Tomcat antwortete nicht. Auf der zivilen Notfunkfrequenz wurden drei Kontaktversuche unternommen, wobei sich die iranische Besatzung nicht angesprochen fühlte, da sie im Cockpit eine andere Geschwindigkeit ablasen als das von der USS Vincennes angerufene "unidentifizierte iranische Flugzeug".
Nachdem das verdächtige Flugzeug dann, nach einer weiteren Aegis-System-Meldung, schnell tiefer und "auf Abfangkurs" gegangen war, entschied Kapitän Rogers, zwei Flugabwehrraketen vom Typ SM-2 auf das Flugzeug abzufeuern. Diese trafen den Passagierjet und zerstörten ihn völlig. Alle 290 Personen an Bord kamen ums Leben.
Bei der Untersuchung des Unfalls wurde bekannt gegeben, dass drei Faktoren als Ursache für das Unglück angesehen wurden:
- Das Aegis-System der Vincennes arbeitete fehlerhaft
- Falsche nachrichtendienstliche Informationen
- Die zumindest fragwürdige Entscheidungsfindung in der Operationszentrale der USS Vincennes
Bandar Abbas war damals ein sowohl militärisch als auch zivil genutzter Flughafen, und tatsächlich sollen dort kurz nacheinander Iran Air 655 und eine iranische F-14 Tomcat aufgestiegen sein, deren Transponder-Signale von der Marine-Eloka vermutlich fehlgeortet worden waren. Militärische Flugzeuge senden entweder gar kein oder ein sogenanntes Mode-2-Transpondersignal, wohingegen Zivilmaschinen grundsätzlich im Mode 3/A senden, wie es auch Iran Air 655 tat. Das Aegis-System der USS Vincennes war dem zufolge nicht in der Lage, diesen Grenzfall richtig auszuwerten, und wies daraufhin das Flugobjekt in der automatischen Bedrohungsanalyse als „feindlich-militärisch“ aus. Dazu soll laut der Fernsehdokumentationsreihe "Mayday" noch gekommen sein, dass der zuständige Unteroffizier das Flugziel als „schnell tiefer gehend“ meldete, wohingegen der später ausgewertete Flugschreiber des Airbus eindeutig belegte, dass der Jet die ganze Zeit über im Steigflug war.
Nach der offiziellen Untersuchung wurde Captain Rogers von George H. W. Bush 1990 mit dem Legion-of-Merit-Orden „für außerordentliche Pflichterfüllung im Einsatz“ ausgezeichnet. Die anderen Offiziere, die in den Prozess der Entscheidung miteinbezogen waren, das Flugzeug abzuschießen, wurden alle ein letztes Mal befördert.
Der Abschuss in den Medien
Der Abschuss von Iran-Air-Flug 655 wurde in der kanadischen Fernsehserie Mayday – Alarm im Cockpit mit dem englischen Titel Mistaken Identity und dem deutschen Titel Tödliche Verwechslung gezeigt. In nachgestellten Szenen, Animationen sowie Interviews mit Hinterbliebenen und Ermittlern wurde über die Vorbereitungen, den Ablauf und die Hintergründe des Fluges berichtet.
Weblinks
- Seite über die USS Vincennes (englisch)
- Bericht auf Focus.de
- Iran Chamber Society über Flug 655 (englisch)
- Bericht der Washington Post (englisch)
- U.S. Department of State über Flug 655 (englisch)
26.66833333333356.044722222222Koordinaten: 26° 40′ 6″ N, 56° 2′ 41″ OKategorien:- Flugunfall
- Verkehrsunglück 1988
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