Isaak Boleslavsky

Isaak Boleslavsky

Isaak Efremowitsch Boleslawski (russisch Исаак Ефремович Болеславский, wiss. Transliteration Isaak Efremovič Boleslavskij; * 9. Juni 1919 in Solotonoscha nahe Poltawa; † 5. Februar 1977 in Minsk) war ein sowjetischer Schachgroßmeister und einer der bedeutendsten Schachtheoretiker des 20. Jahrhunderts.

Leben

Großmeister Isaak Boleslawski auf einer Simultanvorstellung an 38 Brettern am 24. Oktober 1960 in Dietels Werkheim inWilkau-Haßlau

Bereits als Schüler war Isaak Boleslawski ein erfolgreicher Schachspieler. 1935 gelangte er auf den dritten Platz beim Allrepubliken-Jugendturnier, einer Art Vorläufer der UdSSR-Jugendmeisterschaft. 1938, 1939 und 1940 wurde er Meister der Ukrainischen SSR. 1939 erhielt er den sowjetischen Titel Meister des Sports. Bei der UdSSR-Meisterschaft 1940 teilte er sich den 5. und 6. Platz mit Michail Botwinnik. Ein Jahr später nahm er an der Absoluten Meisterschaft der UdSSR teil, einem der bedeutendsten Turniere der Schachgeschichte. Außer Boleslawski nahmen Michail Botwinnik, Paul Keres, Wassili Smyslow, Andor Lilienthal und Igor Bondarewski teil. Boleslawskis 4. Platz war sehr ehrenwert. 1944 wurde er Dritter bei der UdSSR-Meisterschaft, 1945 und 1946 jeweils Vize-Meister. 1945 verlieh man ihm den Titel eines Großmeisters der UdSSR (den entsprechenden FIDE-Titel erhielt er 1950) und 1948 den eines Verdienten Meisters der Sports.

Beim ersten Interzonenturnier der FIDE in Saltsjöbaden 1948 wurde Boleslawski Dritter und qualifizierte sich für das Kandidatenturnier in Budapest 1950. In Budapest erzielte er das beste Ergebnis seiner Karriere: er teilte sich mit David Bronstein den 1. und 2. Platz. Die beiden engen Freunde (Bronstein war bis zu seinem Tod mit Boleslawskis Tochter Tatjana (* 1946) verheiratet) mussten einen Stichkampf zur Ermittlung des Herausforderers von Michail Botwinnik spielen. Boleslawski unterlag knapp mit 6,5-7,5. Beim nächsten Kandidatenturnier 1953 in Zürich und Neuhausen teilte er den 10. und 11. Platz. Seine beste Zeit als Turnierspieler war vorbei. Zwar nahm er noch weiterhin an Turnieren im In- und Ausland teil, doch waren seine Ergebnisse nurmehr durchschnittlich.

Boleslawski engagierte sich verstärkt als Trainer und Eröffnungstheoretiker. Unter anderem trainierte er die sowjetische Olympiamannschaft und einzelne Spieler, so bereitete er z. B. den Weltmeister Tigran Petrosjan auf seine WM-Kämpfe gegen Michail Botwinnik und Boris Spasski vor. Nachdem er in den 1950er Jahren nach Weißrussland gezogen war, trainierte er auch die dortige Republiksmannschaft. Er hinterließ umfassende Analysen zu verschiedenen Eröffnungen. Viele seiner Ideen halfen, besonders die Sizilianische Verteidigung und die Königsindische Verteidigung besser zu verstehen. Seine Eröffnungsbücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und waren über Jahrzehnte die Grundlage des Eröffnungswissens der Meisterniveauspieler. Nach Boleslawski ist die Boleslawski-Variante in der Sizilianischen Verteidigung benannt: 1.e2-e4 c7-c5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 d7-d6 6.Lf1-e2 e7-e5.

Werke (Auswahl)

  • Isaak Boleslawski: Grünfeld-Indisch bis Königs-Indisch. Sportverlag, Berlin, 1969
  • Isaak Boleslawski: Sizilianisch. Sportverlag, Berlin, 1971
  • Isaak Boleslawski: Skandinavisch bis Sizilianisch. Sportverlag, Berlin, 1971

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schacholympiade 1952 — Svenska Handelshögskolan (Spielort) Die 10. Schacholympiade fand vom 9. bis 31. August 1952 in Helsinki (Finnland) statt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • List of Ukrainians — This is a partial list of famous or notable Ukrainian people. Academics Biologists/Physicians*Mykola Amosiv *Oleksandr Bohomolets *Tatiana Davydiva *Theodosius Dobzhansky *Katherine Esau *Volodymyr Filativ *Waldemar Haffkine *Dmytro Ivanovski… …   Wikipedia

  • List of chess players — This list of chess players depicts men and women who are primarily known as chess players and have an article on the English Wikipedia. Contents A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Wikipedia

  • Minsk — For other uses, see Minsk (disambiguation). Minsk Мінск, Минск …   Wikipedia

  • Izaak Appel — Izaak (Isaak) Appel (born 1905 – died 1941) was a Polish chess master.BiographyIn 1926, he took 12th. place in the Warsaw (1st POL ch) competition, which was won by Dawid Przepiórka. In 1929, he took 2nd place, behind Teodor Regedziński, in the… …   Wikipedia

  • List of Jews from Russia, Ukraine, and Belarus — This List of Jews contains individuals who, in accordance with Wikipedia s and policies, have been identified as Jews by . A few years before the Shoah, the Jewish population of the Soviet lands (excluding the Baltic states) stood at over 5… …   Wikipedia

  • Index of chess articles — Contents 1 Books 2 General articles 2.1 0–9 2.2 A …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”