- Szombathely
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Szombathely Basisdaten Staat: Ungarn Region: Nyugat-Dunántúl
(Westtransdanubien)Komitat: Vas Koordinaten: 47° 14′ N, 16° 37′ O47.2316.616666666667216Koordinaten: 47° 13′ 48″ N, 16° 37′ 0″ O Höhe: 216 m Fläche: 97,52 km² Einwohner: 79.590 (1. Jan. 2011) Bevölkerungsdichte: 816 Einwohner je km² Telefonvorwahl: (+36) 094 Postleitzahl: 9700 KSH kódja: 03009 Struktur und Verwaltung Bürgermeister: dr. Tivadar Puskás (KDNP - FIDESZ - Ungarischer Bürgerbund) Webpräsenz: Szombathely [ˈsombɒthɛj] (vereinfachter Aussprachehinweis: ßómbåthäj; deutsch Steinamanger, älter auch Stein am Anger, kroatisch Sambotel) ist eine Stadt in Westungarn in der Nähe der Grenze zu Österreich. Straßengrenzübergänge sind westlich Bucsu in 14 km, nordwestlich Rechnitz in 23 km und nördlich Rattersdorf in 20 km sowie Klingenbach in 80 km Entfernung. Die Stadt ist Sitz des Komitats Vas (Eisenburg).
Auf einer Fläche von 9.753 ha hatte die Stadt 17.055 Einwohner im Jahr 1880 und 79.753 Einwohner im Jahr 2001.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Szombathely wurde 43 n. Chr. als „Colonia Claudia Sabariensium“ vom römischen Kaiser Claudius gegründet und hieß kurz Sabaria (heute ist eher die Version Savaria verbreitet). Diese römische Kolonie ist die älteste römische Stadtgründung auf dem heutigen ungarischen Staatsgebiet. Die Stadt war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an der Bernsteinstraße in der Provinz Pannonien, wurde von verschiedenen Kaisern mehrfach besucht, im 4. Jahrhundert wurde sie zum Sitz der Provinz Pannonia Prima. Im Jahr 303 wurde in der Stadt im Rahmen der Christenverfolgung Quirinus, der Bischof von Siscia, hingerichtet. 316/317 kam der heilige Martin von Tours in Sabaria zur Welt.
Im 5. Jahrhundert wurde die Stadt nach und nach von ihren Bewohnern (vor allem Ostgoten) verlassen, die in sicherere Regionen des römischen Reichs zogen. Zudem wurde die Stadt am 7. September 456 durch ein Erdbeben stark zerstört. 791 tauchte der Name Sabaria wieder in den Chroniken auf. Karl der Große suchte die Stadt auf seinem Feldzug gegen die Awaren auf.
„Stein am Anger“, wie die Stadt auf Deutsch geschrieben wurde, bevor sich die Schreibung in einem Wort (Steinamanger) durchsetzte, gehörte ab dem 11. Jahrhundert den Bischöfen von Győr. 1407 erhielt es einen Privilegbrief und damit das Stadtrecht. 1578 stieg die Stadt zum Komitatssitz auf. 1605 wurde Szombathely vom Heiduckenkapitän Gergely Némethy geplündert. Am 3. Mai 1716 zerstörte eine Feuersbrunst die Stadt teilweise.
Königin Maria Theresia gründete im Jahre 1777 das Bistum Szombathely, die Siedlung wurde in den darauf folgenden Jahren zu einer eleganten Kleinstadt ausgebaut. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befand sich die Stadt in der Mitte der k.u.k. Monarchie und wurde ein wichtiges Verkehrs- und Leichtindustriezentrum. Hier kreuzten sich die beiden Eisenbahnlinien Budapest–Graz (Ungarische Westbahn) und Wien–Agram.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die neue Westgrenze Ungarns auf Grund des Vertrages von Trianon 1921 nur 12 km westlich der Stadt gezogen, worunter die zentralen Funktionen der Stadt litten. Trotzdem wurde 1928 hier eines der modernsten Krankenhäuser Ungarns gebaut, und Szombathely blieb weiterhin Komitatssitz.
Am 4. März 1945 bombardierten britische Kampfflugzeuge die Stadt. Etwa 300 Menschen kamen dabei ums Leben, vier Fünftel aller Gebäude wurden zerstört. Die folgenden Jahre des Kalten Krieges galten wegen der Nähe des „Eisernen Vorhangs“ als Zeit der Rezession.
Nach 1989 begann eine positive Entwicklung der Stadt, verstärkt durch den EU-Beitritt Ungarns 2004 und die Auflassung der Kontrollen an der Grenze zu Österreich im Jahr 2007 auf Grund des Schengenabkommens.
Im Jahre 2000 wurde in Szombathely eine Tradition aus den 1960er Jahren wiederbelebt – der Historische Karneval, der in der Regel am vorletzten Wochenende im August stattfindet. Diese Veranstaltung hat sich mittlerweile als eine touristische Attraktion weit über die Grenzen Ungarns hinaus etabliert.
Kultur und Literatur
Der irische Schriftsteller James Joyce lässt Leopold Bloom, die Hauptfigur seines weltberühmten Romanes Ulysses, aus Szombathely stammen:
„Welches war, nach Aufhebung aller Schweigepflicht, ihre Abstammung?
Bloom, einziger, männlicher, transsubstantieller Erbe des Rudolf Virag (später Rudolph Bloom) aus Szombathely, Wien, Budapest, Mailand, London und Dublin [...]“– [1].
Die Stadt ehrte den Autor deswegen mit einer Statue auf dem Hauptplatz. Der Bloomsday wird im kulturellen Programm von Szombathely jährlich gefeiert.
Verkehr
Szombathely ist nach wie vor ein Verkehrsknotenpunkt, an dem neun verschiedene Eisenbahnlinien zusammentreffen.
Die direkte Eisenbahnverbindung über die Pinkatalbahn in den österreichischen Bezirksort Oberwart wurde nach dem Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Der Wiederaufbau war auf österreichischer Seite bis Großpetersdorf nahe der Staatsgrenze war bereits im Gange, nach der Einstellung der Strecke Friedberg (Steiermark) - Oberwart September 2011 gilt die Revitalisierung als unwahrscheinlich. Die steirische Ostbahn oder ungarische Westbahn – je nach Sichtweise – verbindet Szombathely mit der steirischen Landeshauptstadt Graz.
Die Bahnlinien Szombathely–Sopron (Steinamanger–Ödenburg) und Szombathely–Szentgotthárd (Steinamanger–St. Gotthard) werden nicht mehr von der ungarischen Staatsbahn MÁV, sondern von der österreichisch-ungarischen Bahngesellschaft Raab-Ödenburg-Ebenfurter Eisenbahn (= ROeEE oder Györ-Sopron-Ebenfurti Vasut = GySEV) betrieben.
Die Szombathelyer Straßenbahn wurde von der im Jahre 1895 gegründeten Elektrizitätswerk AG von Komitat Vas gestartet. Der zu ihrem Betrieb nötige Strom kam von dem Ikervárer Wasserkraftwerk, den Start des ersten Zuges signalisierte die Klingel im 4. Juni 1897. Die Szombathelyer haben die grünen Holzbauwagen bald lieb gewonnen, wie später auch die gelben Züge. Die Betriebende war am 20. August 1974.
Szombathely heute
Heute ist Szombathely eine Stadt nach mitteleuropäischem Standard, es erinnert nur noch wenig an die Zeit des Sozialismus. Die Stadt ist eine Industrie- und Gewerbestadt mit schönen Wohn- und Einkaufsmöglichkeiten. Einige internationale Supermärkte und weitere Geschäfte haben sich angesiedelt. Industrie gibt es in den Bereichen Elektronik, Fahrzeugbau, Holz- und Textilverarbeitung. Das Land um Szombathely wird vorwiegend landwirtschaftlich genutzt.
Bekannt ist die Stadt auch für den sogenannten „Zahnarzttourismus“. Viele Österreicher, Deutsche oder sogar Schweizer und Franzosen kommen seit Jahren nach Szombathely, um von den gut ausgebildeten Zahnärzten zu profitieren und die wesentlich billigeren Leistungen in Anspruch zu nehmen.
Das Lohnniveau in Szombathely liegt 2010 etwa bei 50 % eines durchschnittlichen EU-Bürgers, Preise für Lebensmittel, Kleidung usw. haben allerdings bereits EU-Niveau.
Telekommunikation
Szombathely ist Standort eines Mittelwellensenders ( Frequenz: 1251 kHz) mit 25 kW Sendeleistung bei 47° 12' 2 N 16° 39' 43 O, der als Sendeantenne zwei gegen Erde isolierte 60 Meter hohe freistehende Türme verwendet, welche 1954/55 errichtet wurden. Dieser Sender ist der einzige Mittelwellenrundfunksender in Ungarn und einer der wenigen in Europa, welcher freistehende selbststrahlende Türme als Sendeantenne verwendet.
Sport
- Die Stadt ist Heimat von Olympiateilnehmern wie Attila Horváth, Adrián Annus und Róbert Fazekas.
- Die Fußball-Mannschaft Szombathelyi Haladás spielt zurzeit in der Nemzeti Bajnokság, der 1. Liga Ungarns.
- Das Basketball-Team Falco KC hat im Jahre 2008 die Nationalmeisterschaft gewonnen.
- Weitere bedeutende Sportarten in der Stadt: Tischtennis, Volleyball
Söhne und Töchter der Stadt
- Martin von Tours (um 316–397), Heiliger der katholischen Kirche
- László Magyar (1818–1864), Entdecker und Reisender
- Eugen von Gothard (1857-1909), Astronom
- László Bárdossy (1890–1946), Politiker
- Stefan Szende (1901–1985), Politologe, Journalist und Politiker
- Sándor Weöres (1913–1989), Schriftsteller
- József Asbóth (1917–1986), Tennisspieler
- László Blazovich (* 1943), Historiker
- Endre Tóth (* 1944), Archäologe und Historiker
- Róbert Fazekas (* 1975), Leichtathlet
- Gábor Király (* 1976), Fußballtorwart
- Péter Halmosi (* 1979), Fußballspieler
- Oliver Pusztai (* 1981), Fußballspieler
- Júlia Bezsenyi (* 1984), Fußballspielerin
- György Garics (* 1984), Fußballspieler
- Veronika Tájmel (* 1987), Fußballspielerin
Partnerstädte
Städtepartnerschaften bestehen zu
- Ferrara in Italien
- Kaufbeuren im Allgäu in Bayern
- Lappeenranta in Finnland
- Maribor in Slowenien
- Ramat Gan in Israel
- Oberwart in Österreich
Galerie
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Kathedrale, Bischofspalast und Ruinengarten
Quellen
- ↑ James Joyce: Ulysses, (c) Rhein-Verlag, Zürich 1956 (Übersetzung: Georg Goyert); zitiert nach der Ausgabe: Deutscher Taschenbuch-Verlag (dtv sr 50), München 1967, Band II, S. 696
Weblinks
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