- Der goldene Esel
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Metamorphosen oder Der goldene Esel (lat. Metamorphoses libri bzw. Asinus aureus) wurde um das Jahr 170 n. Chr. von Lucius Apuleius – nach einer griechischen Vorlage von Lukian von Samosata – geschrieben. Es handelt sich hierbei um den einzigen lateinischen Roman aus der Antike, der vollständig erhalten ist.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Die Rahmenhandlung erzählt vom Leben eines jungen Mannes, der sich auf einer Reise nach Thessalien in Photis, die Magd seines Gastgebers Milo und dessen Frau Pamphile verliebt. Pamphile ist eine Hexe und verwandelt sich nachts mit Hilfe einer Salbe in einen Vogel. Der Erzähler beobachtet dies heimlich und will es auch versuchen, doch leider verwechselt die Magd die Salben, so daß er sich statt in einen Vogel in einen Esel verwandelt. Er muss nur Rosen fressen, dann verwandelt er sich wieder in einen Menschen. Doch nachts überfallen Räuber das Haus, er wird als Esel ein Teil der Beute. So wird er Zeuge vieler ungewöhnlicher, amüsanter und teils erotischer Abenteuer und hört zahlreiche Geschichten, bis ihm Isis seine menschliche Gestalt wiedergibt.
Literarische Aspekte
Das Werk hat über die Zeiten nichts von seinem Charme verloren und kennt unterschiedliche Lesarten. Zum einen ist er ein typischer Entwicklungsroman, der von Anfang an auf die Initiation des jungen Mannes in den Isis- und Osiriskult als den Sinn und Zweck seines Lebens hinausläuft. Zum anderen setzt er die menschliche Neugierde und das durch die Göttin Isis vorherbestimmte Schicksal gegenüber.
Besonders die darin enthaltene Geschichte von Amor und Psyche (oder auch: Cupido und Psyche) nimmt das Thema der schädlichen Neugier auf. Sie inspirierte viele bildende Künstler – u.a. Antonio Canova und Milo Manara – und Schriftsteller (von William Shakespeare bis Salman Rushdie) und wurde Gegenstand mehrerer tiefenspsychologischer Betrachtungen, u.a. der von Bruno Bettelheim, Erich Neumann und J. Schroeder, der auf den griechischen Mythos von Perseus und Andromeda verweist. Clive Staples Lewis verfasste mit dem Roman Du selbst bist die Antwort (englischer Originaltitel Till We Have Faces: A Myth Retold) eine Version von Amor und Psyche aus der Sicht von Psyches Schwester.
Weiter möchte Apuleius hier dem Leser „varias fabulas conseram auresque tuas benivolas lepido susurro permucleam ...“ , einen „bunten Kranz von Geschichten flechten, und deine Ohren mit hübschem Kling-Klang kitzeln.“ (Lib. I, 1)[1]
Religiöse Aspekte
Das elfte Buch erzählt die Offenbarung der Isis an den Erzähler und seine Initiation in die Mysterien der Isis. Neben Plutarchs Über Isis und Osiris sind die „Metamorphosen“ damit eine wichtige Quelle für den Isis- und Osiriskult, einem der bedeutendsten Kulte des Mittelmeerraumes in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten.
Isis kommt im Roman immer wieder in Andeutungen vor, bis sie sich schließlich zeigt als „En adsum tuis commota, [...] rerum naturae parens, elementorum omnium domina, saeculorum progenies initialis, summa numinum, regina manium, prima caelitum, deorum dearumque facies uniformis, quae caeli luminosa culmina, maris salubria flamina, inferum deplorata silentia nutibus meis dispenso: cuius numen unicum multiformi specie, ritu vario, nomine multiiugo totus veneratus orbis.“ („Mutter der Natur, Herrin aller Elemente, Keimzelle der Geschlechter, Geisterfürstin, Totenkönigin, Himmelsherrin, Inbegriff der Götter und Göttinnen. Des Firmamentes Lichtkuppel, des Meeres Heilbrise, der Hölle Jammerstille gehorchen einem Wink; ein Wesen bin ich, doch in vielen Gestalten wechselnden Namen betet mich der ganze Erdkreis an.“) (Lib. XI, 5)[1]
So ist der Roman auch die Glaubensgeschichte des Autors, der ein Myste der Isis war.
Einzelnachweise
- ↑ a b Lucius Apuleius, Der Goldene Esel – Metamorphosen, Lateinisch und Deutsch, Hrsg. und Übersetzt von E. Brandt und W. Ehlers, 4. Auflage, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-1508-1
Werkausgaben
Lucius Apuleius, Der Goldene Esel – Metamorphosen, Lateinisch und Deutsch, Hrsg. und Übersetzt von E. Brandt und W. Ehlers, Artemis & Winkler, ISBN 3-7608-1508-1
Weblinks
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