20-m²-Binnenkielklasse

20-m²-Binnenkielklasse
Klassenzeichen
Bootsmaße
Länge üA: max. 9,0 m
Breite üA: (Verhältnis Länge/Breite: 4,5:1) 1,75 - 2,00 m
Tiefgang: 1,10 m
Masthöhe: (Takelhöhe über Deck) max. 12 m
Gewicht (segelfertig): min. 1.000 kg
Segelfläche
Segelfläche am Wind: max. 30 m²
Großsegel: max. 24 m²
Fock: min. 6 m²
Spinnaker: max. 65 m²
Sonstiges
Yardstickzahl: 106 (Bodensee 100 (2005 103)
Klasse: Grenzmaßklasse

Das L-Boot ist ein offenes Drei-Mann-Kielboot, konstruiert für den Regattasport sowie als „Nachmittagsboot“. Optisch ist es ein typisches Kind seiner Zeit. Seine Linien, der lang gestreckte Rumpf mit dem niedrigen Freiboard, darüber ein hohes Rigg, drücken aus, was man damals und auch heute noch als eine elegante Yacht bezeichnet.

Die Bootsklasse hatte ihre Blütezeit nach dem ersten Weltkrieg auf den deutschen Binnenseen, aber auch auf den Alpenseen Österreichs und der Schweiz. Ab den 30er Jahren verloren sie ihre Bedeutung für den Regattasport, der sich zunehmend auf internationale und olympische Bootsklassen stützte.

Heute feiern die eleganten Rennyachten wie viele andere klassische Yachten eine Renaissance. Wer ein segelfähiges L-Boot besitzt, kann sich der Aufmerksamkeit auf dem Wasser und am Steg sicher sein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

L-Boote in der Flaute

Auf dem 21. Deutschen Seglertag 1913 stellten die Berliner Segelvereine gemeinsam den Antrag auf Gründung einer offenen Kielbootklasse mit 30 m² Segelfläche. Die neu zu schaffende Bootsklasse sollte die Lücke zwischen dem 45-er Nationalen Kreuzer und der 22 m²-Nationalen-Binnenjolle (J-Jolle) schließen. Darüber hinaus wollte man der durch ständige Neubauten immer kostspieliger werdenden Sonderklasse ein preisgünstiges Rennboot entgegensetzen welches auch als „Nachmittagsboot“ geeignet ist. So entstand die 30 m²-Rennklasse, heute auch 30 m²-Binnenkielklasse genannt.


Ein kleiner Ausflug zur Sonderklasse:

An einem Bierabend im Jahre 1899, im Anschluss an eine Seewettfahrt nach Travemünde, beschlossen Kaiser Wilhelm II und der englische Segler Quentin, eine internationale Rennyacht entstehen zu lassen. Es sollte ein offenes Drei-Mann Kielboot sein. Dieses dann als Sonderklasse bezeichnete Schiff war es im wahrsten Worte. Denn neben der Formelfestlegung für die Konstruktionsklasse wurde vereinbart, dass diese Yachten auf Regatten nur von drei HERREN gesegelt werden, die ihren „Lebensunterhalt nicht durch ihrer Hände Arbeit verdienen“.


Mit der Einführung der Segelzeichen erhielten die 30er-Binnenkieler den Buchstaben L zugeteilt und wurde daher auch L-Boote genannt.

Die 30 m² Binnenkielklasse ist eine Grenzmaßklasse, die eine Maximalbegrenzung der Segelfläche und des Tiefgangs, sowie eine Minimalbegrenzung des Gesamtgewichts und der Breite, bei Festlegung eines gewissen Rauminhaltes vorgibt.

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurden bereits sechzehn 30-er gebaut. Der große Aufschwung begann nach dem Krieg. 1924 hatte die Klasse mit 91 beim D.S.V. registrierten Schiffen ihren Höchststand erreicht. Am intensivsten wurde die Klasse auf Berliner Seen gesegelt, aber auch auf süddeutschen Revieren, dem Rhein sowie auf Schweizer Seeen wie dem Thunersee. Der Wettkampf fand nicht nur auf dem Wasser zwischen den Rennseglern statt, es war auch ein „Kampf“ der bekanntesten Konstrukteure und Werften, aus dem Inland und Ausland. Dadurch wurde aus jedem der 204 gebauten 30-er annähernd ein individuelles Einzelstück.

L-Boote am Bodensee

Im Jahre 1933 wurde die Klasse vom D.S.V. zur Altersklasse ohne Neubauberechtigung erklärt. Allerdings wurden 1949 zwei und 1961 mit der L-204 der letzte 30-er (Abeking & Rasmussen Nr. 5721) nach den unveränderten Bauvorschriften und Vermessungsvorschriften gebaut. Bis zum Jahre 1966 war der Klassenbestand auf ca. 30 Schiffe mit Messbrief „geschrumpft“.

Seit Neugründung der Klassenvereinigung wurden über 35 L-Boote wieder aufgespürt, die meisten von ihnen segelfähig und regattaklar.

Quelle: Webseite der Klassenvereinigung

Klassenvereinigung

1996 wurde von einigen Eignern die Klasse durch die Gründung der Klassenvereinigung wieder belebt. Die offizielle Bezeichnung der Klasse lautet „30 m²-Binnenkielklasse“.

Nähe Informationen hierzu finden sich auf der Webseite der Klassenvereinigung.

Die Klassenvereinigung ist behilflich bei allen Fragen zu L-Booten, bietet Kontakte zu Eignern und Werften, hilft bei der Identifikation von L-Booten und vermittelt segelfähige Boote oder auch Renovierungsfälle.

Reviere

Heute findet man die eleganten Rennyachten auf verschiedenen Revieren in Süddeutschland. Die größte Flotte ist auf dem Bodensee beheimatet, gefolgt vom Schweizerischen Thunersee aber auch auf dem Ammersee, dem Wannsee oder dem Millstätter See in Österreich ist diese Klasse vertreten. Selbst auf kleineren Gewässern wie dem Baldeneysee oder dem Rursee und sogar auf dem Rhein segeln L-Boote.

Regatta und Wettfahrten

Regatta zur 90-Jahrfeier der Bootsklasse

Die 30er-Binnenkieler werden noch immer aktiv auf Regatten gesegelt. Entweder finden sich ausreichend große Felder mit L-Booten oder die Boote segeln nach dem Yardsticksystem. Speziell auf Oldtimer-Regatten sind die L-Boote gerne gesehen.

Neue und gebrauchte Boote

Neubauten auf Basis der Bauvorschriften kann jeder Bootskonstrukteur bzw. Bootsbauer anfertigen. Teilweise ist es auch möglich, auf vorhandene Pläne anerkannt schneller L-Boote zurückzugreifen und sie als Replik anfertigen zu lassen.

Eine Alternative ist die Restauration eines nicht mehr segelfähigen Bootes. So kam der Wiederaufbau der L-81 „Carmen III“ im Jahre 2004 durch die Michelsen-Werft am Bodensee einem Neubau fast gleich. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen - die „Carmen III“ wurde Gesamtsieger der Bodensee-Traditionswoche 2005.Der Wiederaufbau der L-154 " Brigite II" ist 2006 fertig geworden also die L-110 "Gazelle VI" gebaut 1922 von der Steinlechnerwerft und Konstruiert von Paul Francke, 2009 beendet. Alle in der Michelsen-Werft in Friedrichshafen am Bodensee.

Die Preise für 30 m²-Binnenkieler hängen von vielen Faktoren ab. Ein extrem renovierungsbedürftiges Boot wird vielleicht nur wenige hundert Euro kosten, aber hohe Renovierungsaufwände verursachen. Segelklare Boote in guten Zustand werden auch schon einmal 35.000 Euro oder auch mehr kosten können.

Für einen kompletten Neubau nach vorhandenen Plänen wird man wohl um 75.000 Euro veranschlagen müssen, je nach Zubehör und Ausbauwünschen auch etwas mehr. (Stand: 2008)

Anmerkung

Die Bootswerft Glas am Starnberger See baut seit 1995 Boote einer neu entwickelten Konstruktionsklasse. Moderne, aber nicht klassenkonforme Elemente wie das freistehende Ruder wurden über Wasser mit der traditionellen Optik kombiniert. Aufgrund dieser und weiterer Unterschiede wurde vereinbart, um Verwechslungen auszuschließen, die Boote mit dem Segelzeichen L95 zu kennzeichnen.

Siehe auch


Weblinks


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