JCS 1067

JCS 1067

JCS 1067 bezeichnet die Direktive der Joint Chiefs of Staff an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen in Deutschland. Sie wurde mehrfach überarbeitet, JCS 1067/6 trat im April 1945 in Kraft und löste die Combined Directive For The Military Governement in Germany Prior To Defeat Or Surrender, abgekürzt CCS 551, ab, die für die Zeit vor der deutschen Kapitulation galt. Sie legte die Grundlinien der US-amerikanischen Besatzungspolitik fest. Ihre Bestimmungen blieben bis Mitte des Jahres 1947 gültig.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Fotocollage mit Bildern von KZ-Opfern: Erinnere Dich daran! Keine Fraternisierung! – eine Warnung vor der Verbrüderung mit dem Feind. Veröffentlicht in The Tacoma Sunday News Tribune (Washington, 3. Juni 1945)
Diese Schandtaten: Eure Schuld! – ein Plakat der „Kollektivschuld-Kampagne“.[1]

Die US-Amerikaner hatten die Vorschrift, Deutschland als Feindstaat zu behandeln, welcher dauerhaft daran gehindert werden müsse, zu einer erneuten Gefahr für den Frieden zu werden.

Das Gebot der sogenannten Non-Fraternization zwischen amerikanischen Besatzern und deutschen Bürgern sollte jegliche freundliche Kontaktaufnahme unterbinden, was jedoch nicht lange strikt durchgeführt wurde.

Durch die Auflösung aller NS-Organisationen und den Ausschluss ihrer Mitglieder aus dem öffentlichen Leben und herausgehobenen Stellungen in der Wirtschaft sollte eine Entnazifizierung der Gesellschaft erreicht werden. Der Neubeginn des politischen Lebens, wie z. B. die Wiedereröffnung der Bildungseinrichtungen, war nur mit amerikanischer Genehmigung möglich.

Hungerwinter 1947. Wegen der katastrophalen Ernährungslage legten am Montag, 31. März 1947, in Krefeld Tausende die Arbeit nieder und versammelten sich zu einer Protestkundgebung auf dem Karlsplatz

Auch für das wirtschaftliche Leben gab es strenge Vorschriften. Die Wirtschaft sollte dezentralisiert und mit Hilfe deutscher Behörden kontrolliert werden. Ein wirtschaftlicher Wiederaufstieg Deutschlands über das zur Versorgung der Besatzungstruppen und zum Leben der Bevölkerung unbedingt Notwendige hinaus war nicht erwünscht. Der Lebensstandard in der US-Zone durfte den der benachbarten Staaten nicht übersteigen.

Die Direktive JCS 1067 sagte, dass die Militärgouverneure keine Schritte unternehmen durften, „die

(a) zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands führen könnten

oder

(b) geeignet sind, die deutsche Wirtschaft zu erhalten oder zu stärken.“[2]

Lewis Williams Douglas sagte: „Dies Ding wurde von wirtschaftspolitischen Idioten zusammengestellt. Es macht keinen Sinn, den am höchsten ausgebildeten Arbeitern in Europa zu verbieten, soviel wie sie können für einen Kontinent zu produzieren, der eine hoffnungslose Knappheit an allem hat.“

JCS 1067 war das wichtigste politische Dokument, das Elemente der Kollektivschuld und kollektive Bestrafung enthält.[3] Als Teil der Bestrafungsphilosophie des JCS 1067 wurde US-Truppen die Bereitstellung von Hilfe, insbesondere von Nahrungsmitteln an hungrige Deutsche verboten. Amerikanische Haushalte im besetzten Deutschland wurden angewiesen, deutschen Hausangestellten keine Speisereste zu überlassen; alle überschüssigen Lebensmittel mussten vernichtet oder ungenießbar gemacht werden.[4] Lebensmittel Hilfssendungen nach Deutschland wurden von den Alliierten bis Dezember 1945 verboten. Die Cooperative for American Remittances for Europe (CARE) schickte Versorgungs-Pakete, aber bis 5. Juni 1946 war es verboten, CARE-Pakete nach Deutschland zu schicken.[5]

Die Direktive wurde seit 1946 nur in abgeschwächter Form angewandt und im Juli 1947 formell durch eine neue Direktive ersetzt. Am 6. September 1946 hielt der US-amerikanische Außenminister James F. Byrnes in Stuttgart die Rede der Hoffnung und kündigte damit die Bizone an. In dieser Rede verwarf er auch die Friedensmöglichkeiten des Morgenthau-Plans.[6] Die amerikanische Politik änderte sich daraufhin. An März 1947 warnte der ehemalige Präsident Herbert Hoover: „There is the illusion that the New Germany left after the annexations can be reduced to a ‘pastoral state’. It cannot be done unless we exterminate or move 25,000,000 people out of it.“[7] Die Direktive wurde am 15. Juli 1947 von der Direktive JCS 1779 abgelöst im Sinne des Wandels zu einer konstruktiven Besatzungspolitik.

General Lucius D. Clay schrieb später in seinen Memoiren: „[…] there was no doubt that JCS 1067 contemplated the Carthaginian peace which dominated our operations in Germany during the early months of occupation.“[8]

Anfang

Das erste Dokument für die alliierte Besatzungspolitik war das Handbook for Military Government in Germany von 1944, wonach jeder Deutsche 2000 Kilokalorien pro Tag bekommen sollte.[9] Aber Roosevelt entgegnete dem:

Too many people here and in England hold the view that the German people as a whole are not responsible for what has taken place – that only a few Nazis are responsible. That unfortunately is not based on fact. The German people must have it driven home to them that the whole nation has been engaged in a lawless conspiracy against the decencies of modern civilization.[10]

Der Morgenthau-Plan hat die alliierte Besatzungspolitik der ersten zwei Jahre nach Kriegsende stark beeinflusst. In abgeschwächter Form finden sich die Gedanken des Morgenthau-Plans noch in der Direktive JCS 1067.[11][12][13]

Literatur

  • Rolf Steininger: Deutsche Geschichte. Darstellung und Dokumente in vier Bänden. Band 1: 1945–1947 (= Fischer Taschenbuch 15580), Frankfurt am Main 1983–2002, S. 47 ff.
  • Karl-Ulrich Gelberg: Vom Kriegsende bis zum Ausgang der Ära Goppel (1945–1978), in: Spindler, Max u. a.: Handbuch der bayerischen Geschichte, Band IV/1, München 2003, S. 635–956.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jeffrey K. Olick, In the house of the hangman: the agonies of German defeat, 1943–1949, S. 98, Fn 12
  2. Nachkriegs-Semester: Studium in Kriegs- und Nachkriegszeit, S. 85
  3. Francis R. Nicosia, Jonathan Huener, Business and industry in Nazi Germany, S. 130 f.
  4. James L. Payne, Did the United States Create Democracy in Germany?, in: The Independent Review Volume 11 Number 2 Fall 2006, S. 213
  5. Note: Food relief shipments to Germany were prohibited by the Allies until December 1945, since „they might tend to negate the policy of restricting the German standard of living to the average of the surrounding European nations. CARE package shipments to individuals remained prohibited until 5 June 1946“. (Earl F. Ziemke, The U.S. Army. In The Occupation of Germany 1944–1946, Fn zu Kap. 23)
  6. Deutsch-Amerikanisches Zentrum – James-F.-Byrnes-Institut e.V.
  7. Erik S. Reinert, Globalization, Economic Development, and Inequality: An Alternative Perspective, Edward, 2004, ISBN 1-85898-891-8, S. 158
  8. A Nation at War in an Era of Strategic Change, S. 129
  9. Michael R. Beschloss, The Conquerors: Roosevelt, Truman and the Destruction of Hitler’s Germany, S. 71–72, 96
  10. Michael R. Beschloss, The Conquerors: Roosevelt, Truman and the Destruction of Hitler’s Germany, S. 71 f., 96
  11. Wolfgang Schlauch, American Policy towards Germany, 1945, JSTOR: „Although Roosevelt dropped the extreme demands of the Morgenthau Plan shortly after the Quebec Conference, its main ideas were introduced in the Directive JCS 1067, a top secret document which, after considerable revision, was issued to General Eisenhower on 14 May 1945 as the final policy guideline for American occupation forces in Germany and remained in force for two years.“
  12. Strupp/Schlochauer, Wörterbuch des Völkerrechts, Bd. I: Aachener Kongreß – Hussar-Fall, 2., völlig neu bearb. Aufl., de Gruyter, 1960–62, S. 190
  13. Dieter Felbick, Schlagwörter der Nachkriegszeit 1945–1949, S. 45

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