Deutschland 1945 bis 1949

Deutschland 1945 bis 1949
Deutschland
1945–1949
Deutschland 1946Deutschland 1945 bis 1949
Erkennungsflagge für deutsche Handelsschiffe
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Saarland Flagge des Saarlands 1947–1956Flagge des Saarlands 1947–1956
Karte (Ausschnitt)
Die vier Besatzungszonen am 8. Juni 1947

Die Zeit in Deutschland zwischen 1945 und 1949, vom Kriegsende durch die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht und Niederlage des Deutschen Reiches bis zur Gründung beziehungsweise Neuorganisation zweier deutscher Staaten als Teile der deutschen Nation und damit dem Beginn der 40-jährigen Geschichte deutscher Teilung, zählt zu den „kompliziertesten Abschnitten der deutschen Geschichte […] einem interdependenten Prozess, an dem alle Weltmächte beteiligt waren.“ (Lutz Niethammer)

Inhaltsverzeichnis

Die Lage nach Kriegsende

Deutschland in den Grenzen von 1937, wie es (ohne die Freie Stadt Danzig) völkerrechtlich – aufgrund alliiertem Vorbehaltsrecht – bis 1990 Bestand hatte, jedoch ab 1970 zunehmend an Bedeutung verlor.
Deutschland 1947. Die vier Besatzungszonen gemäß dem Potsdamer Abkommen, das freie Saarland und die unter polnische und sowjetische Verwaltung gestellten deutschen Ostgebiete

Situation vor der Besetzung

Die Staatsorganisation des Deutschen Reiches war bereits vor dem „Zusammenbruch“ stark zerfallen, nach Zerschlagung der Obersten Reichsbehörden und der NSDAP-Parteiorganisation durch die Siegermächte waren die Bevölkerung[1] und die nachgeordnete Verwaltung weitgehend auf Selbstorganisation zurückgeworfen. Zusammen mit den großen Wanderungsbewegungen von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen trug der Zerfall der deutschen Wirtschaftsräume zum allgemeinen sozialen Elend bei.

Übernahme der Regierungsgewalt durch die Alliierten

Deutschland nach seinem Gebietsstand von 1937 wurde nach Übertragung der Verwaltungshoheit über seine Ostgebiete, die von der sowjetischen Armee direkt an die Volksrepublik Polen beziehungsweise Russische SFSR (heute zu Russland gehörender, nördlicher Teil Ostpreußens) übergeben worden waren, in vier Besatzungszonen aufgeteilt:

Am 5. Juni 1945 übernahmen die Oberbefehlshaber der Vier Mächte (USA, Vereinigtes Königreich, Frankreich und Sowjetunion) durch die Berliner Erklärung die oberste Regierungsgewalt in Deutschland. Diese lag beim Alliierten Kontrollrat mit Sitz in Berlin. Für Groß-Berlin erfolgte eine gemeinsame Besetzung der Alliierten und die Einrichtung der Alliierten Kommandantur für die Verwaltung des Stadtgebietes.

Bis zum 1. Juli 1945 räumten die Briten und US-Amerikaner die Länder Sachsen, Thüringen und Teile von Mecklenburg und übergaben sie der sowjetischen Kontrolle. Im Austausch dafür erhielten die Westalliierten die Besetzung der drei westlichen Sektoren Berlins. Am 10. Juli rückten französische Besatzungstruppen in das Saarland ein, das die dortigen US-Einheiten verließen.[2]

Die ersten Länder wurden im Juli 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Allerdings verfolgte die Sowjetunion für die Zukunft Deutschlands den Entwurf eines zentralistischen Staates, in dem die Länder lediglich Verwaltungseinheiten darstellen sollten. Auch die Briten organisierten ihre Besatzungszone in Nordwestdeutschland eher zentralistisch. Die Amerikaner hingegen verfolgten in Süddeutschland ein föderalistisches Konzept, bei dem die Länder auch eine wichtige politische Rolle spielen sollten.

Die verschiedenen Strategien befanden sich bei den Alliierten jeweils teilweise bereits seit 1943 in der Ausarbeitung (vgl. Atlantik-Charta, Casablanca-Konferenz, Konferenz von Teheran, Erklärung von Jalta). Trotzdem wurden die wechselhaften Ergebnisse der Besatzungspolitik lange sowohl von den Besatzungsmächten, als auch von der betroffenen deutschen Bevölkerung als reine Provisorien betrachtet. Erst mit der verstärkten Konfrontation der weltpolitischen Blöcke wurde aus Vorläufigem – vor allem aus der Deutschen Teilung – zunehmend scheinbar Endgültiges.

Potsdamer Konferenz

Sitzend von links nach rechts: der neue britische Premierminister Attlee, US-Präsident Truman und der sowjetische Generalissimus Stalin auf der Potsdamer Konferenz

Mitte Juli waren Winston Churchill, Harry S. Truman und Josef Stalin in Deutschland, um in einer Dreimächtekonferenz der Hauptalliierten auf höchster Ebene über das weitere Vorgehen zu beraten.

Hauptartikel: Potsdamer Konferenz

Als wichtigste Ergebnisse wurden am 2. August 1945 beschlossen:

Hauptartikel: Potsdamer Abkommen

Die Forderung nach einem „ausgeglichenen Wirtschaftsleben in ganz Deutschland“ wurde schon bald durch die Auseinanderentwicklung der Wirtschaftsverhältnisse in Ost- und Westzonen (auch eine Folge der zunehmenden Konfrontation der politischen Blöcke im Kalten Krieg) Makulatur.

Über die sowjetischen Reparationsforderungen kam es bei der Konferenz bereits zu einem ersten Eklat mit den USA. Die Feierlichkeiten zum Sieg über Japan begingen die Alliierten aber noch gemeinsam vor dem Brandenburger Tor. Im September 1945 wurde mit dem Wanfrieder Abkommen ein geringfügiger Gebietstausch zwischen amerikanischer und sowjetischer Besatzungszone vereinbart.

Kriegsgefangene

Deutsche Kriegsgefangene beim Minenräumen, Stavanger, August 1945. Norwegen zwang nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit als Minenräumer, bis zum 29. August 1945 kamen dabei 275 ums Leben.[3]

Insgesamt befanden sich 1945 elf Millionen deutsche Soldaten in Gefangenschaft, fünf Millionen von ihnen kamen recht schnell wieder in Freiheit. In den letzten Wochen vor dem Kriegsende ergaben sich allein den Amerikanern vier Millionen deutsche Soldaten. Diese hatten schwerwiegende logistische Probleme, diese riesige Zahl an Kriegsgefangenen ausreichend mit Lebensmitteln, Medikamenten und Unterkünften zu versorgen. Im Frühjahr 1946 wurde dem IKRK schließlich erlaubt, Besuche abzuhalten und den Kriegsgefangenen in der amerikanischen Zone begrenzte Mengen an Nahrungsmitteln zukommen zu lassen.[4] (Zu Deutschen in amerikanischem Gewahrsam 1945 siehe Rheinwiesenlager.)

Über 700.000 Kriegsgefangene stellten die USA den Franzosen zum Wiederaufbau ihres Landes zur Verfügung. Frankreich zwang etwa 50.000 zur hochriskanten Zwangsarbeit als Minenräumer.[5] Einige mussten unter harten Bedingungen im Bergbau arbeiten. Viele konnten erst 1948 in die Heimat zurückkehren. Für solche in sowjetischer Kriegsgefangenschaft war die Aussicht zu überleben schlecht, etwa 30 Prozent starben. Die letzten kamen erst 1956 nach Deutschland zurück, die so genannte Heimkehr der Zehntausend.

Trümmerfrauen

Berliner Trümmerfrauen

Am 29. Mai 1945 wurde die Meldepflicht für alle Frauen zwischen 15 und 65 Jahren in Berlin eingeführt. Arbeit als „Trümmerfrau“ brachte bessere Lebensmittelkarten ein. Frauen, die in den ersten Nachkriegsjahren die Hauptlast des Wiederaufbaus in Deutschland trugen, entwickelten in dieser Zeit ein neues Selbstverständnis und -bewusstsein. Das konservativere Klima der späteren Jahre unter Bundeskanzler Konrad Adenauer sollte die emanzipativen Ansätze aber weitgehend wieder einkassieren – zumindest in Westdeutschland. Schon im ersten Deutschen Bundestag von 1949 waren Frauen anteilsmäßig spärlicher vertreten als noch im Reichstag der Weimarer Republik.

Details

Straßenbahn mit Behelfsverglasung vor einer Ruine, Potsdam 1945

Ein Viertel aller Wohnungen war zerstört worden, in vielen Städten gar über 50 Prozent.

Im Mai 1945 gab es in Berlin etwa 1000 Selbstmorde. Von den ehemals fast 4,5 Mio. Einwohnern des Jahres 1942 zählte man in der weitgehend zerstörten Stadt im August 1945 noch 2,8 Millionen (→ Einwohnerentwicklung von Berlin). Am 15. Mai erschien bereits wieder eine erste Zeitung: die Tägliche Rundschau, herausgegeben von den sowjetischen Militärbehörden. Ab 21. Mai wurde auch erneut Radio aus Berlin gesendet. Durch Zwangsrekrutierung von Räumungskräften gelang den Sowjets die Räumung der Straßen binnen 14 Tagen. Von April bis Juni 1945 war Bersarin Stadtkommandant von Berlin. Schwarzmärkte in der Brunnenstraße, am Potsdamer Platz und am Bahnhof Zoo kamen auf.

Hilfe für Berliner Kinder organisierte die britische Landverschickungsaktion „Stork“. Hilfe kam außerdem aus der Schweiz, aus Schweden, aus Irland und von amerikanischen Quäkern.

Im Berliner Magistrat war Ferdinand Sauerbruch für das Gesundheitswesen und Hans Scharoun für das Bauwesen zuständig, acht andere wichtige Posten wurden von Kommunisten besetzt. Am 10. Juni ließen die sowjetischen Behörden wieder Parteien zu.

In der „Femina-Bar“ in Berlin-Schöneberg nahmen es amerikanische Soldaten nicht so genau mit dem offiziellen Gebot der „Non-Fraternization“. Eine Flasche gepanschten Korns ging in Berliner Lokalen für 900 Reichsmark schwarz über die Theke. Gegenüber der entwerteten Reichsmark setzte sich bald – zumindest inoffiziell – die „Zigarettenwährung“ durch. Auch dies war eine Spätfolge der verantwortungslosen Finanzpolitik der Nationalsozialisten, welche für Rüstung und Krieg die umlaufende Geldmenge aufgebläht hatte.

Wirtschaft

Berliner zerlegen ein verendetes Pferd (Mai 1945)
Hungerwinter 1947. Wegen der katastrophalen Ernährungslage legten am Montag, 31. März 1947, in Krefeld Tausende die Arbeit nieder und versammelten sich zu einer Protestkundgebung auf dem Karlsplatz

Lebensmittelversorgung

Die Tagesration eines Normalverbrauchers in der britischen Besatzungszone (1948)

Die allgemeine Lebensmittelversorgung war schlecht und man bekam nicht genug zu essen. Viele Menschen starben in den ersten Wochen an Hunger oder Durst – insbesondere Säuglinge und Kleinkinder, weil keine Milch vorhanden war. Die Durchschnittsversorgung pro Tag erreichte z. B. in Bayern gerade 1000 Kalorien. Die „Cooperative for American Remittances for Europe“ (CARE) schickte Versorgungs-Pakete, aber bis 5. Juni 1946 war es verboten, CARE-Pakete nach Deutschland zu schicken.[6]

Die alliierten Besatzungsmächte gaben in ihren jeweiligen Sektoren neue Lebensmittelkarten aus, die entsprechend der Schwere der Arbeit in Verbrauchergruppen (Kategorien) von I bis V eingestuft wurden. Die dafür ausgegebenen Rationen wurden wöchentlich neu entsprechend den Möglichkeiten festgelegt.

Demontagen

Aufteilung der deutschen Industrieanlagen. Zwischen dem 31. März 1946 und August 1947 wurden aus den westlichen Besatzungszonen 11.100 Tonnen Industrieanlagen in die Sowjetunion gebracht.[7][8]

In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) standen als Reparationsmaßnahmen intensive Industriedemontagen im Vordergrund: immerhin hatte die Sowjetunion die Hauptlast beim Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland tragen müssen – knapp 22 Millionen sowjetische Zivilisten und Soldaten starben während des Krieges.

Die Demontagen in den Fabriken wurden durch die Arbeiter durchgeführt, die an den Maschinen oft jahrelang gearbeitet hatten. Aus natürlicher Abneigung gegen diese Maßnahmen, wurde immer wieder „vergessen“, für den Betrieb notwendige Einzelteile auch zu verpacken. Damit war bei einem Wiederaufbau in der Sowjetunion eine weitere Nutzung meist ausgeschlossen. Daher beendete man schon frühzeitig die Demontagen vor Ort, überführte die geeigneten Betriebe in Sowjetische Aktiengesellschaften und transportierte dann die „überprüften“ Fertigprodukte als Reparationsleistung ab.

Allein von 1945 bis Ende 1946 wurden 1000 Betriebe abgebaut, bis März 1947 fast 12.000 Kilometer Schienen demontiert. Mit der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) wurde ab Frühjahr 1948 die Umwandlung zur Planwirtschaft begonnen. Im Gegensatz zur Praxis in den drei westlichen Besatzungszonen (→ Trizone) diente die „Entnazifizierung“ in der SBZ auch zu massiven Enteignungen und gesellschaftlichen Umverteilungen und Umstrukturierungen (Bodenreform ab September 1945 u. a.). Trotzdem sollte sich die aus der Sowjetzone hervorgegangene DDR zu einem der wohlhabenderen Länder des Ostblocks entwickeln, welches allerdings stets dem ökonomischen Niveau der Bundesrepublik Deutschland hinterherhinkte.

Auch in den westlichen Besatzungszonen fanden Demontagen statt. Die Demontage von Industrieanlagen in den westlichen Besatzungszonen wurde nach einem im März 1946 aufgestellten Industrieplan begonnen, nach dem 1.500 Betriebe demontiert werden sollten, um das Produktionsniveau auf rund 50 % von 1938 zurückzuschrauben.[9] Noch am 13. Juni 1949 gingen belgische Soldaten gegen deutsche Arbeiter vor, die mit Barrikaden die Demontage eines Hydrierwerks verhindern wollten.

Durch das Ruhrstatut wurde am 28. April 1949 eine Internationale Ruhrbehörde errichtet. Das Ziel war die Kontrolle der westdeutschen Schwerindustrie durch eine Begrenzung der Produktion sowie die Entscheidung, wie viel Kohle und Stahl Deutschland selbst erhalten durfte und wie viel davon zu exportieren war. Die Demontagepläne wurden zuletzt im Petersberger Abkommen vom 22. November 1949 revidiert. Im Januar 1951 waren die Demontagen schließlich beendet.[10]

Der Gesamtwert der demontierten Anlagen wird für Westdeutschland auf bis zu 5,4 Mrd. DM geschätzt, für die Sowjetische Besatzungszone beziehungsweise die DDR auf bis zu 5 Mrd. DM.

Wiederaufbau

Eine eigentliche „Stunde Null“ gab es für die deutsche Wirtschaft nicht: Deutschland lag keineswegs zur Gänze in Trümmern. Der Historiker Niethammer formuliert es kühl: „[…] in der Bilanz hatten die Bomber die deutsche Industrie nicht ausgelöscht, sondern ihre Expansion im Krieg abrasiert, die Menschen- und Qualifikationsverluste des Krieges wurden durch den Zuzug aus dem Osten und die Leistungsbereitschaft der auf ein elementares Existenzniveau herabgedrückten Bevölkerung mehr als ausgewogen.

Am 6. September 1946 hielt der US-amerikanische Außenminister James F. Byrnes in Stuttgart die Rede der Hoffnung und kündigte damit die Bizone an. In dieser Rede verwarf er auch die Friedensmöglichkeiten des Morgenthau-Plans von 1944.[11] Die amerikanische Politik änderte sich daraufhin. Die Direktive JCS 1067 sagte aus, dass die Militärgouverneure keine Schritte unternehmen durften, „die (a) zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands führen könnten oder (b) geeignet sind, die deutsche Wirtschaft zu erhalten oder zu stärken.“[12] Die Direktive wurde seit 1946 nur in abgeschwächter Form angewandt, aber erst im Juli 1947 formell durch eine neue Direktive ersetzt. Mitte 1947 stellte US-Außenminister George C. Marshall in Harvard sein Wirtschaftsförderungsprogramm für Europa vor. Nun hieß es: „Für ein geordnetes und blühendes Europa sind die wirtschaftlichen Beiträge eines stabilen und produktiven Deutschlands ebenso notwendig wie die Beschränkungen, die die Garantie geben sollen, dass der destruktive Militarismus in Deutschland nicht wieder aufleben kann.“[13]

Hauptartikel: Marshallplan

In diesem Rahmen erhielt Westdeutschland von 1948 bis 1952 ca. 1,4 Milliarden US-Dollar von den USA. Die Maßnahmen des Marshall-Plans griffen auch in Deutschland, wobei diese Wirkung eher psychologische als rein materielle Gründe hatte. 1953 wurde beschlossen, dass Deutschland ca. 1,1 Milliarden US-Dollar zurückzuzahlen hatte.

Die Kosten der Besatzung von über 2,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr wurden Westdeutschland übertragen.[14]

Über einen Zeitraum von zwei Jahren nahmen die USA alle deutschen Patente an sich, zu einem Wert von fast 10 Milliarden US-Dollar.[15] Auch die Briten bemächtigten sich Geschäftsgeheimnissen durch Entführung deutscher Wissenschaftler und Techniker sowie durch Internierung deutscher Geschäftsleute, wenn diese ihre Geschäftsgeheimnisse nicht offenbaren wollten.[16] Konrad Adenauer schrieb, dass der Schaden an der deutschen Wirtschaft sehr hoch war und sich kaum beziffern ließ.[17]

VW-Käfer Kabriolett (1949)

Das für die Produktion des „KdF-Wagens“ gebaute Volkswagenwerk Wolfsburg sollte demontiert und nach Großbritannien verschifft werden.[18] Aber kein britischer Hersteller war an dem Werk und seinem Produkt interessiert: „Das Fahrzeug entspricht nicht den grundlegenden technischen Anforderungen an ein Automobil […], es ist ziemlich unattraktiv für den durchschnittlichen Käufer […]“. Es sei für das Unternehmen unwirtschaftlich, das Auto kommerziell zu bauen.[18]

Unter britischer Verwaltung konnten 1945 in den Wolfsburg Motor Works trotz Versorgungsengpässen und zerstörter Verkehrsinfrastruktur fast 2.000 VW Käfer gebaut werden; im Jahr darauf waren es bereits rund 10.000 Fahrzeuge. Ungefähr ein Viertel der Wagen ging in den Export. VW löste bald darauf Opel als größten deutschen Automobilproduzenten ab.

Bis 1950 wurde im Westen bereits wieder das Niveau des Bruttosozialprodukts von 1936 erreicht.

Presse

In allen Besatzungsgebieten gaben die alliierten Truppen Zeitungen heraus, um die Bevölkerung mit wichtigen Informationen zu versorgen (siehe Heeresgruppenpresse). Andere Zeitungen mussten in den Westzonen bis in die späten Vierziger Jahre lizenziert sein. So sollte verhindert werden, dass Nationalsozialisten oder andere Demokratiegegner publizistisch tätig wurden (siehe Lizenzzeitung). In Ostdeutschland sicherte die sowjetische Militäradministration (SMAD) die Linientreue der Publikationen über Materialzuteilungen. Nur KPD/SED-nahe Blätter erhielten ausreichend Druckpapier.

Die „Aachener Nachrichten“ erscheinen seit dem 24. Januar 1945 und sind damit die am längsten ununterbrochen erscheinende Zeitung Deutschlands. Die erste Lizenz der amerikanischen Militärverwaltung wurde am 1. August 1945 an die „Frankfurter Rundschau“ vergeben. Die „Süddeutsche Zeitung“ erschien erstmals am 6. Oktober 1945 in München, wenn auch zunächst nur zweimal in der Woche nur im Umfang von vier Seiten. Die Lizenz für die Programmzeitschrift „Hörzu“ bildete die Grundlage für den Aufstieg des Axel-Springer-Verlags. Die erste Ausgabe des „Neuen Deutschland“ erschien im April 1946 im Ostsektor Berlins. „Die Welt“ und „Die Zeit“ erscheinen seit 1946, „Der Spiegel“ seit 1947.

Details

Mitte 1947 waren bereits wieder alle Berliner U-Bahn-Strecken in Betrieb. Die Taxinutzung war vorerst noch Personal der Alliierten vorbehalten. Noch vor der Währungsreform eröffnete das Berliner Warenhaus Hertie. Zahlreiche Umtauschstellen hatten großen Zulauf, u. a. wurde hier auch mit selbst angebautem Tabak („Strunken“) gehandelt. Waffen und Militärgüter wurden zivil umgenutzt, aus Flugzeugreifen wurden so beispielsweise Schuhsohlen. Bis August 1947 trafen 450.000 entlassene Kriegsgefangene in der ehemaligen Reichshauptstadt ein, 120.000 blieben.

Hausbrandprobleme im kalten Winter 1947: Das Heizmaterial wurde knapp. In Berlin und anderen Städten wurden Straßenbäume zu Heizzwecken gefällt. 1946/47 waren auch vielerorts die Vorkriegs- und Kriegsvorräte an Lebens- und Betriebsmittel aufgebraucht, die Lage war daher teilweise kritischer als noch 1945.

Flüchtlinge und Vertriebene

Vertreibung aus Schlesien 1945

Herkunft

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es über zwölf Millionen (bis 1948 etwa 11,7 Mio.[19]) Deutsche, die als Flüchtlinge und Vertriebene aus östlichen Gebieten die Besatzungszonen des verbliebenen Deutschlands erreichten. Weitere zwei Millionen Deutsche kamen in diesem Zusammenhang ums Leben.

Die meisten davon, über sieben Millionen, kamen im Rahmen der Westverschiebung Polens aus den deutschen Ostgebieten, also im Wesentlichen aus Schlesien, der Neumark, Pommern und Ostpreußen. Weitere drei Millionen waren die Sudetendeutschen, die ihre Gebiete verlassen mussten. Etwa 670.000 Deutsche kamen aus Polen bzw. den während des Zweiten Weltkrieges von Deutschland annektierten polnischen Gebieten, weitere 800.000 aus sonstigen osteuropäischen Staaten.[20]

Die Gebietsverluste und die größtenteils gewaltsame Vertreibung der deutschen Bevölkerung waren Folgen der deutschen Angriffskriege gegen Polen und die Sowjetunion und der deutschen Gewaltherrschaft in den entsprechenden besetzten Gebieten.

Eingliederung

1,7 Mio. Flüchtlinge und Vertriebene ließen sich in der Nachkriegszeit allein in Bayern nieder, ihr Anteil an der dortigen Wohnbevölkerung betrug zeitweise 20 Prozent. Die Wirkung dieser Bevölkerungsbewegung auf die Sozialstruktur war dabei recht uneinheitlich. Einerseits wurden vormals religiös und sozial weitgehend homogene Gebiete durchmischt, progressive Tendenzen waren zu beobachten – so stammten nicht wenige Jungunternehmer und Fachkräfte der späteren Bundesrepublik aus den Vertriebenenkohorten. Andererseits brachten die Deutschen aus den Ostgebieten oft eine eher konservativ-ländliche Kultur mit; einige restaurative Tendenzen Westdeutschlands in den 1950er Jahren (Heimatfilm; aus erzwungenem Rückzug in familiäre Notgemeinschaften entwickelte sich das unpolitische private Idyll der späteren Wohlstandsjahre u. a.) können zum Teil darauf zurückgeführt werden. Die erbrachten Integrationsleistungen bleiben jedoch bemerkenswert, vor allem in Anbetracht späteren (Teil-)Versagens von Integrationspolitiken – siehe beispielsweise die „Integration“ der sogenannten Gastarbeiter ab den 1970er Jahren.

Die britische Zone hatte am 1. April 1947 einen Bevölkerungszuwachs von 3,67 Millionen gegenüber 19,8 Millionen Einwohnern in der Vorkriegszeit zu verzeichnen. Die Einwohnerzahl der US-Zone vergrößerte sich um 3,25 Millionen, die der sowjetischen Zone um 3,16 Millionen. Die französische Zone nahm dagegen nur wenige Flüchtlinge auf.

„Entnazifizierung“ und „Reeducation“

Eine ehemalige „Adolf-Hitler-Straße“ erhält wieder ihren alten Namen.

Entnazifizierung

Hauptartikel: Entnazifizierung

Nach dem Potsdamer Abkommen sollten die deutsche und österreichische Gesellschaft, Kultur, Presse, Ökonomie, Jurisdiktion und Politik von allen Einflüssen des Nationalsozialismus befreit werden. Dies sollte im Zusammenhang einer umfassenden Demokratisierung und Entmilitarisierung geschehen.

Für die Einteilung der Bevölkerung gab es fünf Kategorien:

  • Hauptschuldige (Kriegsverbrecher)
  • Belastete (Aktivisten, Militaristen, Nutznießer)
  • Minderbelastete
  • Mitläufer
  • Entlastete

Bei den Entnazifizierungs-Prozessen in den Westzonen kamen viele alte NS-Parteimitglieder zunehmend glimpflich davon. Dabei waren die Amerikaner von allen westlichen Alliierten die am stärksten auf Entnazifizierung bedachte Macht; allerdings konnten sie gegen die in der deutschen Bevölkerung weit verbreitete Schlussstrich-Mentalität schließlich immer weniger ausrichten. Auch ihre eigenen politischen Ziele – politische „Säuberung“ vs. Festigung einer marktwirtschaftlichen Bastion gegen den Sozialismus – widersprachen sich. Ferner waren in West wie Ost begehrte Fachkräfte und Experten oft von der „Entnazifizierung“ ausgenommen.

In der Ostzone fand 1947 der Prozess gegen NS-Verbrecher des Konzentrationslagers Sachsenhausen statt; gleichzeitig nutzten die Sowjets das Lager als Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen für eigene Zwecke weiter, wobei neben ehemaligen Nationalsozialisten auch unliebsame Sozialdemokraten, Liberale und Konservative inhaftiert wurden. Bis 1949 starben hier 12.000 Gefangene, u. a. der bekannte Film- und Theater-Schauspieler Heinrich George. Das Lager blieb bis 1950 die größte Haftstätte der Ostzone. Internierungslager gab es allerdings in allen Zonen.

Bis 1950 wurden in den Westzonen von 6 Millionen Fällen 3,66 Millionen vor Gericht gebracht. Es wurden fast 1700 Personen als Hauptschuldige, 23.000 als Belastete, 150.000 als Minderbelastete, eine Million als Mitläufer und 1,2 Millionen unschuldig eingestuft.[21] Im Osten waren bis März 1948 520.000 Entlassungen aus politischen Gründen vorgenommen worden.

Im Frühjahr 1948 lief in West- wie Ostzone die „heiße Phase“ der Entnazifizierung aus.

Reeducation

Weimarer Bürger werden von der US-Armee gezwungen, das KZ Buchenwald zu besichtigen (1945)

Eine Art Entnazifizierung der öffentlichen Kultur sollte in verschiedenen besetzten Zonen die Reeducation leisten: eine Aufklärung über den Nationalsozialismus und die entgegengesetzten Ziele der Demokratie, vermittelt beispielsweise über Literatur, Film, Vorträge und Kunstausstellungen. Zugrunde lag eine gewisse Angst der Alliierten, bei den Deutschen würde es sich um ein Volk im Banne der „Nazi-Verblendung“ handeln, und wohl auch der Schock über die Gräuel der Konzentrations- und Vernichtungslager. Tatsächlich legten die meisten Deutschen die NS-Ideologie – wenn sie denn wirklich bis in die letzten Kriegstage daran geglaubt hatten – erstaunlich schnell ab, waren auch mit ihren Alltagsproblemen mehr als genug beschäftigt. Ob hinter oberflächlichem Abschwören immer gleich tiefere Einsicht und echte Distanzierung zur NS-Zeit stand, war dabei weniger klar. Der Historiker Norbert Frei spricht gar von einer „mental […] durchaus weiter existenten Volksgemeinschaft“, die sich trotz demokratischer Reformen und zweifellos wirksamer Entnazifizierungs-Zäsuren bis in die 1960er Jahre erhalten hätte (vgl. auchVergangenheitsbewältigung“). Dies ist für die westdeutschen Länder gesagt – in Ostdeutschland gab es durch den offiziell verordneten Antifaschismus andere Bruchlinien zur Vergangenheit, aber durchaus auch sich weiterreichende autoritäre Traditionen.

Die politische Umerziehung hatte sich zunächst auch die Reform des sehr hierarchischen deutschen Bildungssystems zum Ziel gesetzt (etwa durch das Reform- und Laborschulkonzept eines John Dewey). Dies unterblieb teilweise und ist so bis in die Gegenwart Gegenstand bildungspolitischer Kontroversen.

Politik

Ähnlich der Wirtschaftspolitik verfolgten die Siegermächte auch bei der politischen Neuorganisation ganz verschiedene Strategien. So ließen die Sowjets zunächst rasch neue Parteigründungen zu – die deutschen Kommunisten waren durch Verfolgung und stalinistische Säuberung vorerst noch geschwächt, die Sozialistische Einheitspartei wurde erst um 1948 endgültig zur Kaderpartei – während z. B. in der französisch besetzten Zone (Saargebiet u. a.) der politische Wiederaufbau lange nicht im Vordergrund stand – zum Verhalten Frankreichs im Alliierten Kontrollrat (siehe hier).

Viele deutsche politische Kräfte versuchten eine Anknüpfung an die demokratischen Traditionen der Weimarer Republik, unter Umgehung der Schwächen dieses Systems. Selbst in eher bürgerlichen Parteien setzte man anfangs noch auf gemäßigte Formen des Sozialismus, war vor allem skeptisch gegenüber der in den NS-Rüstungsapparat verstrickt gewesenen Großindustrie (vgl. Ahlener Programm der CDU von 1947). Auch die Vertreter des sogenannten Ordoliberalismus, wichtige Anreger der späteren sozialen Marktwirtschaft der Bundesrepublik, wandten sich vehement gegen Kartelle, Monopole und Oligopole; die Rückkehr zur deutschen Tradition des Korporatismus der Wirtschaft und das schnelle Ende der Entflechtungspolitik wurde trotz dieser Lehre aber später effektiv nicht verhindert (vgl. auch Deutschland AG).

Am 6. November 1945 kam es zur Konstituierung des Länderrats in der US-Zone in Stuttgart. Parteien wurden im amerikanisch besetzten Bayern ab Januar 1946 wieder zugelassen, zuerst die KPD, dann die SPD, schließlich CSU und FDP.

Bei den ersten Nachkriegs-Wahlen in Bayern (zur Verfassunggebenden Versammlung) trat auch noch eine Königs- und Heimatpartei an, die KPD erhielt wenig mehr als fünf Prozent. Auch in der britischen Zone traten ausgesprochen rechtskonservative Parteien an. Wirtschaftsminister in Bayern war 1945/46 Ludwig Erhard, später ein wichtiger Protagonist der Währungsreform und Marktwirtschaft in den Westzonen und in der jungen Bundesrepublik, deren zweiter Bundeskanzler er wurde.

Die SPD der Westzonen unter Schumacher war zunächst noch gegen eine unumwundene Westintegration, gleichfalls aber antikommunistisch eingestellt, auch wenn sich die Partei immer noch als marxistisch verstand. Angestrebt wurde ein neutrales Deutschland zwischen den Blöcken des Kapitalismus und Kommunismus.

SED-Logo

Die KPD suchte zunächst noch ein antifaschistisches Bündnis mit bürgerlich-demokratischen Kräften. Nach dem schlechten Abschneiden der Kommunisten bei Wahlen in Österreich und Ungarn versuchte sie jedoch mit Unterstützung der sowjetischen Militärregierung, einen Zusammenschluss von SPD und KPD in ganz Deutschland zu erreichen. Kurt Schumacher lehnte dies für die SPD der drei westlichen Besatzungszonen eindeutig ab, bei einer parteiinternen Abstimmung waren 82 Prozent der West-Berliner Sozialdemokraten dagegen. Entsprechende Abstimmungen in ihrem Machtbereich ließen die Sowjets nicht zu. Im April 1946 wurde die Fusion im Ostsektor unter sowjetischem Druck trotzdem durchgeführt.

Bei den ersten freien Wahlen in Berlin 1947 erhielt die SPD 49 Prozent der Stimmen, die Fusionspartei SED lediglich 20 Prozent. Danach mied die SED wirklich freie Wahlen, die anderen in der SBZ zugelassenen Parteien (LDPD u. a.) wurden nach und nach gleichgeschaltet und zu Blockparteien.

Von der Ostzone aus baute der junge Erich Honecker derweil die Organisation der Freien Deutschen Jugend (FDJ) auf, diese verdrängte durch sozialistische Propaganda bald christliche Jugendgruppen. Ende 1947 wurden die Sektorengrenzen Berlins erstmals gekennzeichnet.

Am 25. Februar 1947 beschloss der Alliierte Kontrollrat das Kontrollratsgesetz Nr. 46 zur Auflösung Preußens („Die Wurzel allen Übels.“ Churchill in Teheran 1943).

Kultur

Literatur

Hauptartikel: Trümmerliteratur

In der unmittelbaren Nachkriegszeit kam es zur Konfrontation zwischen Emigranten wie Thomas Mann und kulturellen Protagonisten der „inneren Emigration“ (Frank Thieß). In literarischen Kreisen wurde – auch wegen der Sprachmanipulation der Nationalsozialisten – nach einer radikalen Sprachkritik und einem „Kahlschlag“ gerufen. Die Lakonie amerikanischer Short Stories fand Eingang in die deutsche Literatur. Außerdem wurden Tendenzen der modernen Weltliteratur aufgenommen, die Deutschland in der Zeit des Dritten Reiches nicht erreichen konnten, wie Psychoanalyse, Marxismus, Existentialismus, Surrealismus und Expressionismus.

Aus der Kriegsgefangenenzeitschrift „Der Ruf“, in der u. a. Alfred Andersch und Hans Werner Richter schrieben, ging der Schriftstellerzirkel „Gruppe 47“ hervor. Zu dessen frühen Mitgliedern zählten Wolfdietrich Schnurre und Günter Eich. Eine bekannte Schriftstellerin der unmittelbaren Nachkriegszeit war auch Elisabeth Langgässer. Hans Erich Nossack thematisierte 1948 die Schrecken des Bombenkriegs anhand der Zerstörung seiner Heimatstadt Hamburg.

In der SBZ wurde früh der „Aufbau“ als die erste politisch-kulturelle Zeitschrift Nachkriegsdeutschlands überhaupt lanciert. Hier konnten zunächst auch durchaus noch nicht-stalinistische Autoren publizieren. Eine zentrale Figur der Kulturpolitik Ostdeutschlands wurde rasch Johannes R. Becher, der zunächst in der Vereinigung „Kulturbund“ aktiv war. Zurück in die SBZ kehrten u. a. die prominenten Exilliteraten Anna Seghers (1947) und Arnold Zweig (1948), der Philosoph Ernst Bloch und der Dramatiker und Lyriker Bert Brecht (beide 1949).

Bildende Kunst

In den Bildenden Künsten wurden in Westdeutschland früh die von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemten Künstler rehabilitiert, z. B. der aus der Bauhaus-Tradition stammende Willi Baumeister zum Kunstprofessor in Stuttgart berufen (1946). Man war im Westen um einen Anschluss an die internationalen Trends der modernen Malerei bemüht (Abstraktion etc.). Die herausragende Bedeutung der deutschen Kunstszene vor 1933 wurde aber nicht wieder erreicht. Im nicht völlig zerstörten Berliner Stadtschloss gab es eine Ausstellung moderner Kunst, der Maler Max Pechstein lehrte ebenfalls ab 1947 in Berlin.

Musik und Theater

1947 durfte auch der „entnazifizierte“ Wilhelm Furtwängler wieder die Berliner Philharmoniker – nun im Titania-Palast – dirigieren. Im selben Jahr wurde auch das Sartre-Stück „Die Fliegen“ im Hebbel-Theater aufgeführt. Gustaf Gründgens inszenierte ebenfalls erneut in Berlin. Das politische Kabarett erblühte nach langer Unterbrechung in Deutschland. Auch Operettenaufführungen und Revuen im Friedrichstadtpalast gab es schon zwei Jahre nach Kriegsende wieder.

Film

Hauptartikel: Trümmerfilm

Als erster deutscher Nachkriegsfilm hatte 1946 der DEFA-Spielfilm „Die Mörder sind unter uns“, u. a. mit Hildegard Knef, Premiere.

Radio

Senderlogo

Alliierte Soldatensender (AFN etc.) bekamen erheblichen Einfluss auf den Unterhaltungsmusikgeschmack junger Deutscher. Jazz und Swing, später auch Rock ’n’ Roll wurden populär. In der britischen Besatzungszone wurde nach Vorbild der BBC der NWDR aufgebaut: Statt staatlicher Propaganda soll objektive, unabhängige Berichterstattung gesendet werden.

Überhaupt kam dem Rundfunk als einzigem täglich zugänglichen Massenmedium wieder eine wichtige Funktion für die Kunst zu – siehe etwa Wolfgang Borcherts HörspielDraußen vor der Tür“. Ein bekannter Theaterkritiker wurde in dieser Zeit der Berliner Friedrich Luft mit seiner im Radio ausgestrahlten „Stimme der Kritik“.

Der Weg zur Gründung zweier deutscher Staaten

Gründung der Bizone

Die Länder der amerikanischen und britischen Zone beschlossen im September 1946 die Koordination ihrer Verwaltungen. Der US-amerikanische Außenminister James F. Byrnes wies auf die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands hin. Am 1. Januar 1947 wurden die beiden Zonen wirtschaftlich zur Bizone vereinigt.

Hauptartikel: Bizone

Später folgte auch die administrative Annäherung, der Weg zu einem „westdeutschen Teilstaat“ war vorgezeichnet. Am 29. Mai 1947 wurde ein Abkommen zwischen der amerikanischen und britischen Militärregierung über die Einrichtung eines gemeinsamen Wirtschaftsrates unterzeichnet.

Hauptartikel: Wirtschaftsrat der Bizone

Auf der Konferenz aller Ministerpräsidenten der deutschen Länder in München vom 6. bis 8. Juni 1947 wurde die wirtschaftliche Notlage Deutschlands erörtert. Es sollte vor allem eine Regelung zur Überwindung der schlechten Versorgungslage gefunden werden. Die Konferenz scheiterte mit der Abreise des Ministerpräsidenten der sowjetischen Besatzungszone bereits am Vorabend der Konferenz, da die Erörterung einer deutschen Zentralregierung den Vertretern der französischen Zone von der dortigen Besatzungsmacht verboten worden war. Um diese Zeit sprach auch der spätere Staatsratsvorsitzende der DDR, Walter Ulbricht vor der Münchener Feldherrnhalle, forderte nochmals zur gesamtdeutschen Einführung des sozialistischen Systems auf.

Frankreich schloss sich mit seiner Besatzungszone im Südwesten Deutschlands erst 1948 und nur zögerlich der Bizone an, dadurch entstand die Trizone. Karl Berbuer schrieb daraufhin das Lied „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“.

Im März 1948 verließen die sowjetischen Vertreter aus Protest gegen die Londoner Sechsmächtekonferenz den Alliierten Kontrollrat, der damit endgültig seine Funktion verlor. Am 16. Juni 1948 verließ die sowjetische Delegation auch die Alliierte Kommandantur in Berlin.

Währungsreform

Die vier Sektoren Berlins

Durch die Währungsreform von 1948 wurde am 21. Juni 1948 in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands die Deutsche Mark eingeführt. Jede Person erhielt am 20. Juni – ein „Kopfgeld“ von 40,- DM und einen Monat später 20,- DM bar ausgezahlt.

Um nicht von den Restbeständen an Reichsmark aus den Westzonen überflutet zu werden, wurde in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zwei Tage später, am 23. Juni 1948, ebenfalls eine Währungsreform durchgeführt. Die Sowjets verboten die Benutzung der neuen Westwährung und wollten ihre neu eingeführte Währung auf ganz Berlin ausweiten. Die Westmächte erklärten diese Anordnung in Westberlin für ungültig und führten dort am 24. Juni ebenfalls die D-Mark ein.

Berlin-Blockade und Luftbrücke

Rosinenbomber“ 1948

Aus Protest gegen die Einführung der DM in Westberlin unterbrach die Sowjetunion am 24. Juni alle Land- und Wasserverbindungen zwischen den westalliierten Besatzungszonen und West-Berlin für den Güterverkehr. Offen blieben lediglich die Luftkorridore. Der Personenverkehr war nicht betroffen.

Hauptartikel: Berlin-Blockade

Daraufhin versorgten Amerikaner und Briten die Stadt aus der Luft, bald landete alle zwei Minuten ein Transportflugzeug im Westsektor, die meisten auf dem Flughafen Tempelhof. Moderne Radartechnik ermöglichte die enge Taktung. Trotzdem stürzten im Verlauf der Aktion insgesamt mehr als 70 Maschinen ab.

Hauptartikel: Berliner Luftbrücke

In dieser Situation empfanden die West-Berliner und auch die Westdeutschen den „Ami“ (Amerikaner) und den „Tommy“ (Briten) immer weniger als Besatzer denn als befreundete Mächte.

Am 9. September 1948 hielt Ernst Reuter (SPD) seine berühmte Berlin-Rede („Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“) am Brandenburger Tor vor 250.000 bis 300.000 Menschen. Am 30. November erklärte die sowjetische Administration den Berliner Magistrat für abgesetzt, freie Wahlen gab es daher am 5. Dezember nur in den Berliner Westsektoren. Ernst Reuter wurde zum Oberbürgermeister gewählt, nachdem die sowjetische Administration seinen Amtsantritt 1½ Jahre lang verzögert hatte.

Am 12. Mai 1949 wurde die Blockade Berlins nach elf Monaten wieder aufgehoben.

Gründung der Bundesrepublik Deutschland

Rittersturz-Konferenz 1948

Am 1. Juli 1948 übergaben die Westmächte den Ministerpräsidenten der Westzonen die Frankfurter Dokumente, eine Aufforderung zur Bildung einer verfassunggebenden Versammlung. Auf der Rittersturz-Konferenz im Juli 1948 beschlossen die Regierungschefs der elf westdeutschen Länder die Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Auf dem Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee beriet ein Sachverständigenausschuss für Verfassungsfragen die Grundlage für die Arbeit des Parlamentarischen Rates. Dieser trat am 1. September 1948 in Bonn zusammen und erarbeitete dort das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, das mit Ablauf des 23. Mai 1949 in Kraft trat; hierdurch wurde die neue Staatsform einer Bundesrepublik als streitbare Demokratie auf dem Fundament der freiheitlichen demokratischen Grundordnung errichtet. Am 14. August 1949 fand die erste Bundestagswahl statt. Am 7. September 1949 konstituierten sich der Bundesrat und der Bundestag.

Ein vollkommen souveräner deutscher (Teil-)Staat war damit noch nicht gegeben: Außenpolitik, Außenhandel und andere Ressorts unterstanden vorerst noch alliierter Kontrolle. Es entstand eine parlamentarische Demokratie. Für die neue Verfassung und die politischen Rahmenbedingungen galt: „Inhaltlich […] zeigt das Grundgesetz durch seinen offenen Charakter und vor allem durch die Tatsache, dass es von allen relevanten Gruppen – anders als die Weimarer Verfassung – politisch wirklich akzeptiert wurde, ein wesentliches Stück Neuordnung, durch die jede pauschale zeitgenössische und spätere Restaurationskritik nachdrücklich in Frage gestellt wird.“ (Christoph Kleßmann)

Gründung der DDR

Am 7. Oktober 1949 fand ein Fackelzug anlässlich der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik statt. Wilhelm Pieck wurde Präsident des neuen Staates. Es entstand eine sogenannte Volksdemokratie.

Zitate

  • Das deutsche Volk muss überzeugt werden, dass es eine totale militärische Niederlage erlitten hat und dass es sich nicht der Verantwortung entziehen kann für das, was es selbst dadurch auf sich geladen hat […].“ (Potsdamer Konferenz, 1945)
  • Man hat zu tun mit dem deutschen Schicksal und deutscher Schuld, wenn man als Deutscher geboren ist.“ (Thomas Mann, 1945)
  • Wenn man mit letzter Hingabe arbeitet und sich auch durch schwere Enttäuschungen nicht irre machen lässt, wird man wohl im heutigen Deutschland einigen Menschen mitteilen können, was durch die geschichtliche Nacht bewahrt werden soll. Dafür gibt es kaum einen Platz, auf den es mehr ankäme, als auf Deutschland.“ (Max Horkheimer, 1948)

Fußnoten

  1. Vgl. dazu die Bemerkung Thomas Manns, 1945: „dies unglückselige Volk“.
  2. Der Landtag des Saarlandes: Das Saarland nach 1945, abgerufen am 9. Juli 2009.
  3. Jonas Tjersland, Tyske soldater brukt som mineryddere VG, 8. April 2006.
  4. Staff, ICRC in WW II: German prisoners of war in Allied hands, 2. Februar 2005.
  5. Zwangsarbeit als Minenräumer – „Rudi war total durchlöchert“, in: einestages vom 27. August 2008, Der Spiegel 35/2008.
  6. Note: Food relief shipments to Germany were prohibited by the Allies until December 1945, since „they might tend to negate the policy of restricting the German standard of living to the average of the surrounding European nations. CARE package shipments to individuals remained prohibited until 5 June 1946“. (Earl F. Ziemke, The U.S. Army. In The Occupation of Germany 1944–1946, Fn zu Kap. 23).
  7. http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/docpage.cfm?docpage_id=3403
  8. Potsdam Reparations begin, General, p. 13 f. (PDF)
  9. Henry C. Wallich, Mainsprings of the German Revival, 1955, S. 348 ff.
  10. Gerhard Stapelfeldt, Wirtschaft und Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland, 1998, S. 180.
  11. Deutsch-Amerikanisches Zentrum – James-F.-Byrnes-Institut e.V.
  12. Nachkriegs-Semester: Studium in Kriegs- und Nachkriegszeit, S. 85.
  13. Zitiert nach Peter Graf von Kielmannsegg: Nach der Katastrophe. Eine Geschichte des geteilten Deutschland, Berlin 2000, ISBN 3-88680-329-5, S. 36.
  14. David R. Henderson: German Economic „Miracle“
  15. Norman M. Naimark, The Russians in Germany, S. 206 ff.
  16. How T-Force abducted Germany’s best brains for Britain – Secret papers reveal post-war campaign to loot military and commercial assets, Ian Cobain, The Guardian, 29. August 2007.
  17. Konrad Adenauer, Erinnerungen, Bd. 1. Erinnerungen 1945–1953, engl. Ausgabe 1966, S. 148.
  18. a b Ivan Hirst – Englishman who made Volkswagen part of the German economic miracle. The Guardian. Abgerufen am 30. September 2010.
  19. Philipp Ther, Deutsche und polnische Vertriebene: Gesellschaft und Vertriebenenpolitik in der SBZ/DDR und in Polen 1945–1956, in: Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Band 127, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-35790-7, S. 44 f.
  20. Zahlen aus: Deutschland 1945–1949, Informationen zur politischen Bildung Nr. 259, bpb, 1998.
  21. J. Fürstenau, Entnazifizierung. Ein Kapitel deutscher Nachkriegspolitik. Neuwied 1969, S. 228 f.

Weiterführende Informationen

Siehe auch

Film

  • Germany – Made in USA. Wie US-Agenten Nachkriegsdeutschland steuerten. Dokumentation, Deutschland, 45 Min., 1999, Regie: Joachim Schröder, Produktion: WDR-Nachtkultur, Erstausstrahlung: 26. Mai 1999 (Inhaltsangabe des WDR)

Literatur

  • Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit: 30 Jahre Bundesrepublik. 3 Bände. München.
  • Christoph Brüll: Belgien im Nachkriegsdeutschland. Besatzung, Annäherung, Ausgleich 1945–1958. Klartext, Essen 2009, ISBN 978-3-8375-0252-7.
  • Bruno Gebhardt (Begr.), Herbert Grundmann (Hrsg.): Handbuch der deutschen Geschichte. Band 22, 1: Wolfgang Benz: 20. Jahrhundert (1918–2000). Deutschland unter alliierter Besatzung. 1945–1949. 10., völlig neu bearb. Aufl., Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-60022-3.
  • Christoph Kleßmann: Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 1945–1955. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1982, ISBN 3-525-36180-7.
  • Lutz Niethammer: War die bürgerliche Gesellschaft in Deutschland 1945 am Ende oder am Anfang? In: Lutz Niethammer u. a.: Bürgerliche Gesellschaft in Deutschland. Historische Einblicke, Fragen, Perspektiven. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-596-24387-4 (Fischer 4387 Geschichte).
  • Manfred Raether: Chronik eines Briefwechsels. 1944–1949. Zeitgeschichte im Spiegel einer von Krieg, Flucht und Trennung geprägten Korrespondenz. M. Raether, Schöneck 2008, ISBN 978-3-00-024063-8.
  • Heinrich Siegler: Dokumentation zur Deutschlandfrage. Siegler & Co. KG – Verlag für Zeitarchive, Bonn 1961.

Weblinks

Demontage

Vertreibung


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