Jakob Frank

Jakob Frank
Jakob Frank.
Eva Frank (1774)

Jakob Frank oder Frenk (hebr.: יעקב פרנק, eigentlich Jankiew Lejbowicz, * 1726 in Galizien; † 10. Dezember 1791 in Offenbach am Main) war ein jüdischer Schwärmer, Pseudo-Messias und Stifter der Sekte der Sohariten oder Kontratalmudisten, die nach ihm auch Frankisten genannt werden.

Leben und Wirken

Er war zuerst Branntweinbrenner, dann als berühmter Kabbalist Missionar der sabbathianischen Sekte. Er wollte an die Stelle des Talmud den Sohar setzen. Auf einer Reise ins Osmanische Reich lernte er die Dönme kennen und erklärte sich als letzte Verkörperung des Messias. Vorher habe sich dessen Seele in David, Elija, Jesus, Mohammed, Sabbatai Zwi und Berechja Querido verkörpert.

1755 kehrte er nach Polen zurück und verkündete zunächst, er sei gekommen, um das ewige Leben auf diese Welt zu bringen. Später meinte er, Polen sei das verheißene Land. Die offizielle Vertretung des polnischen Judentums distanzierte sich von den Frankisten. Daraufhin näherten sich diese der christlichen Kirche an. In zwei Glaubensgesprächen, 1757 und 1759, gaben sie ihren Lehren eine Form, die sowohl kabbalistisch als auch christlich verstanden werden konnten. Die Frankisten glaubten an einen dreifaltigen Gott (als Einheit der obersten drei Sephiroth) und natürlich an die Menschwerdung Gottes (Frank als letzter Messias). Auch das Dogma, dass die Menschwerdung schon geschehen sei und nicht wiederkommen werde, konnten sie so akzeptieren. Schließlich erklärten die Frankisten sogar, dass die Taufe Bedingung für den Glauben an den Messias sei. Weiters erzählten die Frankisten, der Talmud fordere Rituale, bei denen das Blut von Christen verwendet wird. Damit wollten sie die offizielle jüdische Gemeinde desavouieren und sich bei den Christen beliebt machen. Doch mit diesem letzten Punkt hatten sie beim apostolischen Verwalter Lembergs keinen Erfolg.

Frank selbst wurde am 26. November 1756 in Warschau getauft, sein Taufpate war König August III. Da Frank aber weiterhin als Messias tätig war, wurde er am 6. Februar 1760 verhaftet und für dreizehn Jahre in Tschenstochau gefangengehalten. Es hat sich vielleicht eher um eine Art Hausarrest gehandelt, jedenfalls konnte er Anhänger empfangen (deren vermehrte Niederlassung um Tschenstochau nicht behindert wurde) und ab 1762 durfte seine Frau bei ihm wohnen.

1773 marschierte Russland in Polen ein und Frank wurde freigelassen.

Er lebte hierauf 1774-1778 mit fürstlichem Aufwand in Wien, wo ihm 1775 Maria Theresia und Joseph II. Audienz gaben. Dort stellte er eine Leibgarde auf, aus der dereinst eine Armee hätte werden sollen. Dann war Frank in Brünn und ließ sich endlich 1788 im Isenburger Schloss in Offenbach nieder, wo ihm eine eigene Hofhaltung gestattet war; er nannte sich Baron Offenbach.

Da teils durch seinen Aufwand, teils durch die zahllosen ihn besuchenden Wallfahrer der Stadt namhafte Summen zuflossen, duldete man ihn gern. Frank starb am 10. Dezember 1791 in Offenbach am Main und wurde dort auf dem damaligen Friedhof (heute: Wilhelmsplatz) in einem aufwändigen Grab beerdigt. Dieses Grab diente noch Jahrzehnte später seinen Anhängern als Wallfahrtsort bis schließlich der Friedhof 1866 eingeebnet wurde.

Nach Franks Tod leitete seine Tochter Eva die Sekte, bis sie 1817 hochverschuldet verstarb. Das Gros seiner Anhänger ging völlig im Katholizismus ihrer Umgebung auf. Franks Großneffe endete in der Revolutionszeit unter dem Namen Junius Frey in Paris unter der Guillotine.

Gershom Scholem erwähnt die „orgiastischen Riten des Frauentauschs und der rituellen Unzucht“ der antinomistischen Sabbatianer. Die Anhänger Franks verstanden dessen libertinistische Handlungen als Tiqqun (Handlungen zur Wiederherstellung der Ordnung, die bei der Schaffung der Welt verlorenging).

Literatur

  • Klaus S. Davidowicz: Jakob Frank, der Messias aus dem Ghetto. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1998, ISBN 3-631-32871-0.
  • Klaus S. Davidowicz: Zwischen Prophetie und Häresie Jakob Franks Leben und Lehren. Böhlau, Wien u. a. 2004, ISBN 3-205-77273-3.
  • H. Graetz: Frank und die Frankisten. Eine Sekten-Geschichte aus der letzten Hälfte des vorigen Jahrhundertes. Grass, Barth u. Comp., Breslau 1868 (Jahresbericht des Jüdisch-Theologischen Seminars Fraenckel'scher Stiftung 1868, ZDB-ID 520377-6), online (PDF; 8,12 MB).
  • H. Graetz: Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Band 10: Geschichte der Juden von der dauernden Ansiedelung der Marranen in Holland (1618) bis zum Beginn der Mendelssohnischen Zeit (1760). Leiner, Leipzig 1868, S. 418ff.
  • Winfried B. Sahm, Christina Uslular-Thiele: Offenbach was für eine Stadt. Herausgegeben von der Volkshochschule der Stadt Offenbach. 2. erweiterte und aktualisierte Auflage. Verlag CoCon, Hanau 2004, ISBN 3-937774-05-X.
  • Kurt Schubert: Jüdische Geschichte. 5. Auflage. Beck, München 2002, ISBN 3-406-44918-2, S. 83ff. (Beck'sche Reihe – C. H. Beck Wissen 2018).
  • Georg Eduard Steitz: Frank, Jacob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 250–252.

Weblinks


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