Jakob Hiebeler

Jakob Hiebeler

Der Füssener Totentanz ist der älteste erhaltene Totentanz in Bayern und zählt heute zu den bedeutenden Monumental-Totentänzen Europas.

Motto des Totentanzes

Der Totentanz ist die seit dem 14. Jahrhundert aufgekommene bildliche Darstellung der Gewalt des Todes über das Menschenleben in einer Reihe von allegorischen Gruppen unter dem Bild des Tanzes.

Um 1600 beauftragte das Kloster St. Mang den Künstler Jakob Hiebeler, für die Annakapelle einen Totentanz zu malen. Füssen wurde so neben Basel, Lübeck, Luzern und Wien ein Zentrum der Totentanz-Ikonographie.

Inhaltsverzeichnis

Aussage

„Sagt Ja Sagt Nein, Getanzt Muess sein“

Unter diesem Motto folgen im Füssener Totentanz zwanzig Stände, angeführt vom Papst und Kaiser, dem Tod, der auch vor dem Kleinkind und dem Maler selbst nicht halt macht.

Das Motiv des Tanzes drückt die Ambivalenz zwischen Lebenslust und Todesangst aus und beschreibt die Gratwanderung des Lebens. Die Stände treten in einzelnen Bildern hierarchisch geordnet, dem damaligen Gesellschaftsgefüge entsprechend, auf: Papst, Kaiser, Bischof, Fürst, Fürstin, Abt, Junker, Edelfrau, Pfarrer, Amtmann, Doktor, Kaufmann, Wucherer, Wirt, Bauer, Unhold (Hexe), Spieler, Jungfrau, Kind, Maler.

Diese Hierarchie ist jedoch durch die Umhängung im Zuge der Barockisierung des Klosters von 1700 heute gestört.

Der Künstler Jakob Hiebeler

Im letzten Bild fordert der Tod den Maler auf: „Jacob Hiebeler laß daß mahlen stohn, Wirff bensel hin du muest darvon.“

Mit seiner Antwort signiert Hiebeler gleichsam auch sein Werk: „Ich hab gemaltt den todtten tantz, Mueß auch inspil, sonst werß nit gantz.“

Doch 1602, dem Jahr der Vollendung des Totentanz-Gemäldes musste der Künstler dem Tod noch nicht folgen. Er ist bis 1618 archivalisch nachweisbar.

Wirkungsgeschichte

Der Füssener Totentanz hatte einen prägenden Einfluss auf eine Totentanz-Tradition, die ins Tiroler Lechtal, Tannheimer Tal bis nach Oberstdorf ausstrahlte.

In Füssen selbst mahnt in der Friedhofskirche St. Sebastian ein emblematischer Totentanz von 1724 den Betrachter an die Allgegenwart des Todes.

Zeitgenössische Künstler nahmen immer wieder das Thema des Füssener Totentanzes auf.

  • Einen musikalischen Füssener Totentanz komponierte Stephan Cosacchi (1903 – 1986) als Teil des Magnus-Oratoriums, das 1950 in Füssen uraufgeführt wurde. Als Forscher des Makabertanzes verband Cosacchi die Idee des Füssener Totentanzes mit dem Motiv des nächtlicher Geistertanzes am Lechfall.
  • Der Wiener Kunstprofessor Herwig Zens (geb. 1943) setzt sich mit dem Füssener Totentanz in Form von expressiven Tuschezeichnungen, Radierungen und Gemälden auseinander. Als 20-teiliger Gemäldezyklus schuf er 1998 eine Paraphrase zum Hiebeler-Totentanz.
  • Klaus Hack (geb. 1966) greift bei seinen Arbeiten zum Füssener Totentanz diesen nicht in inhaltlich-darstellerischer Weise auf. Die harte Konfrontation von Leben und Tod drückt sich auf formaler Ebene im Schwarz und Weiß des Holzschnittes aus. Leben und Tod stehen zueinander wie Bild und Abbild, wie die Skulptur der Drucktrommel zur bedruckten Leinwand.

Literatur

  • Reinhold Böhm: Der Füssener Totentanz und das Fortwirken der Totentanzidee im Ostallgäuer und Außerferner Raum. 3. erweiterte Auflage, Füssen 1990. ISBN 3-928461-00-1.
  • Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur (Hg.): Tanz der Toten – Todestanz. Der monumentale Totentanz im deutschsprachigen Raum. Dettelbach 1998. ISBN 3-89754-128-9.
  • Museum der Stadt Füssen (Hg.): 400 Jahre Füssener Totentanz. Füssen 2002. (Leporello)
  • Ausstellungskatalog: Museum der Stadt Füssen (Hg.): Zens. Füssener Totentanz. Füssen 1998.
  • Ausstellungskatalog: Gerhard Marcks Haus / Bielefelder Kunstverein (Hg.): Totentanz. Skulpturen und Drucke von Klaus Hack. Bremen 2001. ISBN 3-924412-38-3.
  • Ausstellungskatalog: Museum der Stadt Füssen: Klaus Hack. Füssener Totentanz. Füssen 1999.

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