James Broh

James Broh

James Broh (* 9. November 1867 in Perleberg; † nach 1940) war ein deutscher Jurist, Publizist und linker Politiker.

Broh stammte aus einer jüdischen Familie und studierte Rechtswissenschaften in Berlin. Nach dem Staatsexamen promovierte er zum Dr. jur. und begann mit der üblichen Ausbildung im preußischen Justizdienst. Bereits zu dieser Zeit war er Anhänger der Sozialdemokratie. Den Schritt in den Justizdienst unternahm er auf Anraten von August Bebel und Wilhelm Liebknecht, die hofften, dass Broh später als Rechtsanwalt Sozialdemokraten verteidigen würde. Broh ließ sich als Anwalt in Berlin nieder und trat der SPD bei. Er schrieb für verschiedene sozialistische Zeitschriften und war Mitbegründer der Jugendorganisation „Die arbeitende Jugend“. In dieser Zeit gehört er dem revisionistischen Flügel der Partei an.

Während des Ersten Weltkrieges zog sich Broh zunächst von der Politik zurück. Er schrieb Gedichte gegen den Krieg und das Schauspiel „Bettina“. Als Kriegsgegner trat er der USPD bei.

In der Novemberrevolution wurde er Generalsekretär des Vollzugsrates der Arbeiter- und Soldatenräte bis zum ersten Reichsrätekongress. Nach dem Austritt der USPD aus dem Rat der Volksbeauftragten am 27. Dezember 1918 trat Broh als Redner der Partei auf.

Im Jahr 1919 wurde er zum Stadtverordneten von Charlottenburg gewählt. Bereits kurze Zeit später trat er wieder zurück, um sich um die politische Bildung in der USPD zu kümmern.

Über seine weitere politische Orientierung gibt es unterschiedliche Angaben. Nach Blömer und Garz zog er sich enttäuscht vom politischen Leben zurück.[1] Nach der Quellensammlung über die Großberliner Arbeiter- und Soldatenräte dagegen[2], wandte sich Broh zunächst der KAPD zu und war später führender Ideologe der rätekommunistischen Allgemeine Arbeiter-Union – Einheitsorganisation und Herausgeber des Organs „Betriebsorganisation“. Im Jahr 1930 trat er der KPD bei.

Broh war Verteidiger in großen politischen Strafprozessen der Weimarer Republik so im Prozess gegen Max Hoelz und im Prozess zum Tod von Horst Wessel.

Nach dem Reichstagsbrand verließ Broh Deutschland, kehrte aber wieder zurück, um die Verteidigung eines Mandanten zu übernehmen. Er wurde verhaftet und zunächst in einem „privaten Lager“ gequält, danach offiziell in „Schutzhaft“ genommen und in der Festung Spandau inhaftiert. Durch den Einsatz seiner Frau wurde Broh vier Wochen später entlassen und emigrierte in die Tschechoslowakei. Später lebte er als freier Schriftsteller in Paris. Am 27. Oktober 1937 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.

In Paris schrieb er unter dem Pseudonym Junius unter anderem für die Zeitschrift Neue-Tage-Buch (Nachfolger für Das Tage-Buch) oder das Organ des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes Sozialistische Warte.

Einzelnachweise

  1. Blömer/Gartz, Kurzbiographien
  2. Engel u.a., S.165

Literatur

  • Ursula Blömer, Detlef Garz: Jüdische Kindheit in Deutschland am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. [1]
  • Ursula Blömer, Detlef Garz: Kurzbiographien Bl
  • Gerhard Engel u.a. (Hrsg.): Gross-berliner Arbeiter- und Soldatenräte in der Revolution 1918/19. Berlin, 1997. Digitalisat

Weblinks


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