- Jan Dzierzon
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Johann Dzierzon (poln. Jan Dzierżon) (* 16. Januar 1811 in Lowkowitz (heute Łowkowice), Landkreis Kreuzburg (Oberschlesien); † 26. Oktober 1906 ebenda) war ein schlesischer Priester, wurde aber hauptsächlich durch sein Wirken als Bienenforscher bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Ausbildung
Johann Dzierzon entstammte einer oberschlesischen Bauernfamilie. Seine Eltern waren Simon Dzierzon (1774–1850) und Maria, geb. Jantos (1781–1841). Nach dem Besuch des Breslauer Gymnasiums, das er 1830 als Primus verließ, studierte er Katholische Theologie an der Universität Breslau und wurde 1834 zum Priester geweiht.
Theologe
Nach der Priesterweihe wurde Dzierzon Kaplan in Schalkendorf (Siolkowice), 1835 Pfarrverweser und 1838 Pfarrer in Karlsmarkt (heute Karłowice) bei Brieg. Nach einer Auseinandersetzung mit dem Karlsmarkter Domänenpächter, der ihn beim Ordinariat in Breslau der Vernachlässigung seiner Amtspflichten bezichtigt hatte, verzichtete Dzierzon 1869 auf das Amt des Pfarrers und bekannte sich 1873 zum Altkatholizismus. 1884 kehrte er nach Lowkowitz zurück. Nach Gesprächen mit dem Lowkowitzer Pfarrer Scholtyssek versöhnte er sich am 6. April 1905 mit der Katholischen Kirche[1]
Bienenforscher
Schon während seines Studiums interessierte sich Dzierzon für das Bienenleben. Die nachfolgende Kaplans- und Pfarrertätigkeit erlaubte es ihm, sich auch als praktischer Landwirt und Bienenzüchter zu betätigen. 1835 gelang ihm die Entdeckung der eingeschlechtlichen Fortpflanzung (Parthenogenese) bei Bienen, indem er die Samenbehälter befruchteter und unbefruchteter Königinnen gegen das Licht hielt und Aussehen und Inhalt mit bloßem Auge miteinander verglich. Diese Entdeckung wurde 1855 durch Karl Theodor Ernst von Siebold und Rudolf Leuckart mikroskopisch bestätigt. Auch der Augustinermönch und Naturforscher Gregor Mendel, der ebenfalls ein begeisterter Bienenforscher war, suchte wissenschaftlichen Austausch mit Dzierzon.
In der Hauptzeit seiner imkerischen Tätigkeit betreute Dzierzon über 400 Bienenvölker. Durch Vorträge, Ausstellungen und Veröffentlichungen gab Dzierzon seine Erfahrungen weiter und gründete Bienenzüchtervereine und -gesellschaften. Seine Bienenstände in Karlsmarkt und Lowkowitz durften von lernbegierigen Imkern besichtigt werden.
Ehrungen
- Wegen seiner Verdienste um die Bienenforschung ernannte ihn die Universität München 1872 zu ihrem Ehrendoktor.
- Zu seinen Ehren wurde die niederschlesische Stadt Reichenbach im Eulengebirge (1945–1946 Rychbach) 1946 in Dzierżoniów umbenannt.
- Aus Anlass seines 50. Todestages gab die polnische Postverwaltung 1956 eine Sondermarke heraus.
- Dzierzon war Träger des Franz-Josephs-Ordens, des Preußischen Kronenordens 4. Klasse, des russischen St.-Anna-Ordens, des schwedischen Wasa-Ordens, des Bayerischen Verdienstordens vom Hl. Michael, des hessischen Ludwigsordens und zahlreicher weiterer Auszeichnungen. Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina und andere wissenschaftliche Vereinigungen ernannten ihn zu ihrem Mitglied. Die Grazer Landwirtsgesellschaft verlieh Dzierzon ein Ehrendiplom, das ihm durch Erzherzog Johann überreicht wurde. 1903 wurde Dzierzon dem österreichischen Kaiser vorgestellt und 1904 folgte die Ehrenmitgliedschaft in der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur.
Werke
Um sein Wissen über die Bienenzucht zu verbreiten, gab Dzierzon mehrere Fachzeitschriften heraus:
- 1848–1852: Praxis des neuen Bienenfreundes
- 1854–1856: Der Bienenfreund aus Schlesien
- 1861–1878: Rationelle Bienenzucht
- Nach seinen eigenen Angaben veröffentlichte Dzierzon die meisten seiner Artikel zur Bienenzucht in der im Beck-Verlag in Nördlingen verlegten Bienenzeitung, dem offiziellen Organ der Imker
- Die in den Frauendörfer Blättern enthaltenen Dzierzon-Artikel wurden durch Rentmeister Bruckisch aus Grottkau gesammelt und herausgegeben unter den Titeln:
- Neue verbesserte Bienen-Zucht des Johann Dzierzon, Brieg 1849
- Neue verbesserte Bienen-Zucht des Pfarrers Dzierzon zu Carlsmarkt in Schlesien, 1861
- Lebensbeschreibung von ihm selbst, vom 4. August 1885 (abgedruckt im Heimatkalender des Kreises Kreuzburg/OS 1931, S. 32–28)
- Der Zwillingsstock, 1890
- Übersetzungen ins Polnische:
- Nowe udoskonalenie pszczelnictwa ks. plebana Dzierżona. Leszno 1851 und 1859 (Übersetzer: Lompa)
- Najnowsze pszelnictwo. Lwów 1853 (Übersetzer: Wisocki)
Werkverzeichnis
- Ein Werkverzeichnis findet sich in: W. Horn u. S. Schenkling, Index litteraturae entomologicae, 1928/29, S. 307-310. Dieser Band beinhaltet die Weltliteratur über die gesamte Entomologie bis 1863. Für Dzierzon sind bis zu diesem Zeitraum (unter den fortlaufenden Nrn. 89 bis 184) 95 ausschließlich deutschsprachige Veröffentlichungen verzeichnet.
Literatur
- Martin Müllerott: Dzierzon, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 214 f.
- Norbert Willisch: Wahrheit, Wahrheit über alles! Auf den Spuren des »schlesischen Bienenvaters« Dr. Johannes Dzierzon in Schlesien und in Bayern.
- Mit Übersetzung von Maria Elisabeth Froitzheim: Prawda, prawda nade wszystko. Śladami 'śląskiego ojca pszczelarstwa' dr. Jana Dzierżona na Śląsku i w Bawarii. In: Konwersatorium Im. Josepha von Eichendorffa / Joseph von Eichendorff Konversatorium. Zeszyty Edukacji Kulturalnej Nr. 39, Wydawnictwo Uniwersytetu Opolskiego, Opole 2003, ISSN 1232-5694
- R. Gärtner: Johann Dzierzon. In: Schlesische Lebensbilder, Bd. IV, 1931, S. 396–402
- Karl Fleischer: Dr. Joh. Dzierzon, der Altmeister der deutschen Imker. In: Schriftenreihe der Vereinigung für oberschlesische Heimatkunde, Oppeln 1932, Heft 4, S. 9–14
- Karl Fleischer: Dr. Johannes Dzierzon, 1956
- Oberschlesische Bibliographie, Leipzig 1938, S. 425f.
- J. F. Gaertner: Die neueste Bienenzucht nach den Grundsätzen des Pfarrers Dzierzon zu Carlsmarkt in Schlesien. 1854
- C. Th. Arnold: Die goldenen Regeln der Bienenzucht nach Dr. Dzierzon, von Berlepsch und anderen Meistern. 1885
- Johann Adamek: Altmeister Dr. Dzierzon im Lichte polnischer Bienenzeitschriften. In: Schriftenreihe der Vereinigung für oberschlesische Heimatkunde, Oppeln 1932, Heft 4, S. 14–17
- Jacek Koraszewski: Ks. Jan Dzierżon. In: Zaranie Śląskie Jg. 7, 1931, S. 168–170
Weblinks
- Literatur von und über Johann Dzierzon im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ausführliche Biografie
- http://www.wochenblatt.pl/de/index.php3?id_art=315
Fußnoten
- ↑ V. Scholtyssek: Die Rückckehr Dr. Dzierzons zur katholischen Kirche. In: Dr. Johannes Dzierzon - der Altmeister der oberschlesischen und deutschen Imker. Schriftenreihe der Vereinigung für oberschlesische Heimatkunde, Oppeln 1932, Heft 4, S. 18-20
Personendaten NAME Dzierzon, Johann ALTERNATIVNAMEN Dzierżon, Jan (polnisch) KURZBESCHREIBUNG schlesischer Priester und Naturforscher GEBURTSDATUM 16. Januar 1811 GEBURTSORT Łowkowice, Oberschlesien STERBEDATUM 26. Oktober 1906 STERBEORT Łowkowice, Oberschlesien
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