- Jan Rudolf Trčka von Lípa
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Jan Rudolf Trčka von Lípa (auch Johann Rudolf Trčka von Leipa; Johann Rudolf Trtschka von Leipa; tschechisch: Jan Rudolf Trčka z Lípy; * 1557; † 29. September 1634 in Deutschbrod) war ein böhmischer Adeliger, kaiserlicher Rat und Landrichter sowie Statthalter des Königreichs Böhmen.
Leben
Jan Rudolf Trčka von Lípa entstammte dem Adelsgeschlecht Trčka von Lípa. Seine Eltern waren Burjan III. Trčka von Lípa auf Světlá nad Sázavou († 1591) und Katharina von Guttenstein (Kateřina z Gutštejna). Am 8. Januar 1588 vermählte sich Jan Rudolf mit Maria Magdalena, Tochter Ladislavs d. Ä. von Lobkowitz. Der Ehe entstammten die Söhne:
- Adam Erdmann Trčka von Lípa († 1634), heiratete 1627 Maximiliane von Harrach (1608–1662)
- Wilhelm (Vilém) Trčka von Lípa († 1634)
sowie die Töchter
- N. N., † vor 22. Januar 1606; verlobte sich mit Heinrich Matthias von Thurn, starb jedoch noch vor der Hochzeit.
- Elisabeth/Alžběta/Eliška heiratete Wilhelm Kinsky. Nach dessen Tod 1634 emigrierte sie in die Niederlande, wo sie 1637 den böhmischen Emigranten Zdeňek von Hodice (Zdeňek Hodický z Hodic a Olramovic; † 1641) heiratete. 1638 starb sie in Hamburg.
- Johanna († 1651), heiratete 1627 Johann Wilhelm von Schwanberg (Jan Vilém ze Švamberka); trat vor der Hochzeit gegen den willen ihrer Eltern zum katholischen Glauben über; keine Nachkommen.
1593 wurde Jan Rudolf in den böhmischen Herrenstand aufgenommen. 1594 erhielt er mit einem Schreiben, das in Regensburg ausgestellt wurde, von Kaiser Rudolf II. die Zusage, dass er über sein gesamtes Vermögen frei verfügen und dieses frei vererben dürfe. Gleichzeitig bestätigte der Kaiser, dass Jan Rudolfs Testament die gleiche Gültigkeit habe, wie ein Eintrag in die böhmische Landtafel. 1598 stieg Jan Rudolf zum Rat und 1608 zum Kammerdiener Kaiser Rudolfs II. auf.
Nach dem Tod seines Vetters Christoph (Kryštof) Jaroslav Trčka von Lípa 1601 erbte Jan Rudolf dessen Herrschaft Opočno. Zugleich war er ab 1601 der einzige Volljährige im Mannesstamm der Trčka von Lípa. 1602 hatte er das Amt des Königgrätzer Landeshauptmanns inne. Vermutlich wegen einer schweren Erkrankung errichtete er am 30. Januar 1617 sein erstes Testament. In diesem Jahr waren u. a. in seinem Besitz: Opočno, Světlá nad Sázavou, Lipnice nad Sázavou, Nový Želiv, Větrny Jeníkov[1], Ledeč nad Sázavou und Stadt sowie Herrschaft Deutschbrod.
Da Jan Rudolf Trčka eine unmittelbare Beteiligung am böhmischen Ständeaufstand von 1618 nicht nachgewiesen werden konnte, verlor er nach der Schlacht am Weißen Berg nur einen kleinen Teil seines Besitzes. Und obwohl er als auch seine Frau sich weiterhin zum evangelischen Glauben bekannten, konnten sie nach der Schlacht am Weißen Berg 1623/1624 zahlreiche vom Kaiser konfiszierte Besitzungen günstig erwerben, u. a. Adersbach und Schatzlar. Jan Rudolfs Frau Maria Magdalena von Lobkowitz erwarb die Herrschaften Náchod und Neustadt, die sie 1628/1629 an ihren Sohn Adam Erdmann verkaufte.
Erst 1628 trat Jan Rudolf zum katholischen Glauben über. Ohne, dass sie das Land verlassen musste, durfte sich seine Frau bis an ihr Lebensende zum evangelischen Glauben bekennen. Vermutlich als Belohnung für Jan Rudolfs Konversion erhob ihn Kaiser Ferdinand II. am 9. Juli 1629 zum Reichsgrafen und ein Jahr später in den böhmischen Grafenstand. Ebenfalls 1630 erfolgte die Ernennung zum Kammerherrn, 1633 zum Landrichter und zum Statthalter des Königreichs Böhmen. Im selben Jahr hatte Jan Rudolf den Tod seiner Frau Maria Magdalena von Lobkowitz zu beklagen, die er in der Kirche in Světlá bestatten ließ. Am 29. März 1634 wurde der ältere Sohn Adam Erdmann in Eger ermordet, und im selben Monat starb auch Jan Rudolfs zweiter Sohn Wilhelm, der nicht verheiratet war.
Um das Vermögen für seine Nachkommen zu retten, verfügte Jan Rudolf zunächst den Erlass der Strafen, die er über seine Untertanen in den Herrschaften Opočno, Nachod und Neustadt verhängt hatte. Die Untertanen waren bestraft worden, nachdem sie 1628 gegen die zwangsweise Rekatholisierung protestierten, wodurch es vereinzelt zu Bauernunruhen kam. Am 2. Juni 1634 verfasste Jan Rudolf ein neues Testament, mit dem die Töchter Elisabeth und Johanna und die Tochter Adam Erdmanns, Maria Isabella Trčka von Lípa, je ein Drittel der Herrschaften Opočno, Smiřice, Adersbach und Schatzlar erhalten sollten. Die Herrschaft Černíkovice, zu der sieben Dörfer aus der Herrschaft Opočno eingefügt worden waren, sollte Jan Rudolfs Schwiegertochter Maximiliana von Harrach erhalten. Weitere Besitzungen verschrieb er Jindřich Jezberovský von Olivá Hora, Adam von Waldstein, Peter Vok Švihovský von Ryzmberk, Ladislav Burian von Waldstein sowie Matthias Ferdinand Berka von Dubá.
Jan Rudolf Trčka von Lípa starb am 29. September 1634 in Deutschbrod. Vermutlich wurde er, wie in seinem Testament verfügt, neben seiner verstorbenen Frau in der Kirche von Světlá bestattet. Erst ein Jahr nach seinem Tod wurde gegen ihn und seine verstorbene Frau ein Gerichtsverfahren durchgeführt, als dessen Folge das gesamte Vermögen vom Kaiser beschlagnahmt wurde. Am 19. Mai 1636 wurden Jan Rudolf Trčka von Lípa und dessen Frau Maria Magdalena von Lobkowitz verdammt und das gesamte Vermögen der Böhmischen Kammer übertragen. Das Testament von 1634 wurde in der Landtafel gelöscht und für ungültig erklärt. Sämtliche Ansprüche aus dem Testament von 1634 wurden abgelehnt. Dadurch sank das bedeutende böhmische Geschlecht der Trčka von Lípa, deren letzter Vertreter im Mannesstamm Jan Rudolf war, zur Bedeutungslosigkeit herab.
Literatur
- Jaroslav Šůla: Dva kšafty Jana Rudolfa Trčky z Lípy. In: Stopami Dějin Náchodska, 5/1999, ISBN 80-902158-5-8, S. 159–169
- Jaroslav Šula: Kladsko v plánech účastníků Valdštejnského spiknutí. In: Kladský Sbornik 2/1998, S 149–156
- Hermann Hallwich: Trcka von Lipa. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 537–549. (Familienartikel)
Einzelnachweise
- ↑ Nach der Gemeindehomepage:http://mesta.obce.cz/vetrny-jenikov/historie.aspin war Větrny Jeníkov seit 1601 im Besitz des Ritters Mathias Stubik von Königstein (Matyáš Štubík z Königštejna). Vermutlich handelt es sich in der angegebenen Quelle um eine Verwechslung mit Golčův Jeníkov.
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