Japanisches Palais

Japanisches Palais
Japanisches Palais vom Palaisplatz aus gesehen
Das Japanische Palais vom zugehörigen Barockgarten aus gesehen
Theodor Rosenhauer malt das Japanische Palais nach dessen Zerstörung, wohl 1946

Das Japanische Palais ist ein historisches Bauwerk in der Inneren Neustadt von Dresden. Es liegt zwischen Palaisplatz und Neustädter Elbufer und ist heute eine Ausstellungsfläche für Museen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das ursprüngliche und heute als solches nicht mehr erkennbare Gebäude geht auf einen im Jahr 1715 von Rudolph Faesch für Jakob Heinrich Graf von Flemming errichteten Landhausbau zurück. Ende des selben Jahres bezog es der holländische Gesandte Harsolde von Craneburg (dort am 29. Januar 1716 verstorben), weshalb es zunächst auch als Holländisches Palais bezeichnet wurde. Danach bewohnte es Graf von Flemming. Bereits 1717 wechselte es jedoch in den Besitz von August dem Starken über, der hier Porzellan- und Kunstsammlungen unterbringen wollte, jedoch dieses Vorhaben nicht verwirklichte. Am 10. September 1719 veranstaltete der Kurfürst hier ein Fest, zu dessen Anlass man die Räume mit Porzellanfiguren ausstattete. Im Jahr 1722 kaufte Flemming im Umfeld mehrere Bürgerhäuser auf, um seinen Grundbesitz dort zu erweitern. Im Tausch gegen ein anderes Palais in der Landhausstraße erhielt der das Holländische Palais vom Kurfürsten wieder zurück. Bei dieser Übertragung war auch das damals vorhandene Inventar inbegriffen, darunter zahlreiche wertvolle Porzellangegenstände. Der Kurfürst hatte ein anhaltendes Interesse an dem Palais und nahm es 1726 wieder in seinen Besitz. Gleichzeitig gab er Planungen für dessen Umbau in Auftrag. Am 26. Juli 1727 richtete man in den Räumlichkeiten ein Abschiedsfest aus und der Bau wurde danach wegen der bevorstehenden Umgestaltungsarbeiten geräumt.[1]

In den Jahren von 1727 bis 1733 fanden erhebliche Umbaumaßnahmen nach Entwürfen der Architekten Matthäus Daniel Pöppelmann, Zacharias Longuelune und Jean de Bodt an dem Gebäude statt. Das ursprüngliche Landhaus bildete den der Elbe zugewandten Flügel einer großen Vierflügelanlage in spätbarockem-klassizistischem Stil. Den noch heute gebräuchlichen Namen erhielt das Gebäude 1732[2], wofür das Dach mit seiner fernöstlichen Form die Veranlassung gegeben haben soll.

Unterstrichen wird die asiatische Wirkung durch Hermen und weitere Figuren im asiatischen Stil an der Außenfassade und im Innenhof, sowie durch das vermutlich von Johann Benjamin Thomae geschaffene Fries im Giebel der Hauptfassade. Dieses zeigt Sachsen und Chinesen bei der Porzellanherstellung und die Göttin Saxonia in Begleitung zahlreicher Personen, die Porzellangefäße in ihren Händen halten. Im Siebenjährigen Krieg erlitt das Gebäude erhebliche Zerstörungen. Nach dem Tode von August des Starken bewilligte sein Sohn und Nachfolger ab 1733 nur noch geringe Mittel und die Bauarbeiten kamen 1737 zum Abschluss.[3]

Mit dem darauf folgenden Umbau der Jahre 1782–1786 durch Christian Friedrich Exner und Gottlob August Hölzer zum Museum wurde die noch heute vorhandene Inschrift Museum usui publico patens (Museum zum öffentlichen Gebrauch) angebracht. Der Vorschlag für die museale Nutzung stammte vom Grafen Marcolini. An den Umbauten waren ferner der Baumeister Johann Gottfried Kuntsch und für die Innengestaltung der Bildhauer Dorsch beteiligt. Seit 1786 diente das Japanische Palais zuerst der kurfürstlichen. Bibliothek allein, woraus später zu einem wesentlichen Anteil die Sächsische Landesbibliothek hervorging, die dort bis 1945 verblieb. Sie ist eine der ältesten Bibliotheken Deutschlands. In der Zeit zwischen 1760 und 1887 war zusätzlich die Antikensammlung hier untergebracht. Mit einem weiteren Umbau in den Jahren 1835–1836 war Gottfried Semper beauftragt, der für die Skulpturensammlung eine antikisierende Innengestaltung im Erdgeschoss vornahm. Nach Umzug in das Albertinum übernahm die Bibliothek diese Räumlichkeiten.[4][5]

In den Jahren 1925 bis 1935 nahm man erneut Umbauten vor, damit das Gebäude der Nutzung als Landesbibliothek besser gerecht werden konnte und mit deren Abschluss ihr Buchmuseum eröffnete. Die Planungen für Räumlichkeiten des Buchmuseums lagen in den Händen von Hubert Georg Ermisch.[2]

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Japanische Palais durch Brand erheblich beschädigt, in deren Folge auch Bestandteile der Landesbibliothek Schaden nahmen. Der umliegende Garten wurde durch Bomben zerstört. Die Rekonstruktionsmaßnahmen zogen sich von 1951 bis 1987 hin. Zwischen 1984 und 1985 wurde auch der zugehörige Palaisgarten rekonstruiert, der einen Blick auf die am anderen Elbufer gelegenen Brühlsche Terrasse und Neue Terrasse gewährt.[6]

Nutzung

Seit 1951 dient das Gebäude dem Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden (zum Landesamt für Archäologie Sachsen), seit 1954 auch dem Museum für Völkerkunde Dresden (zu den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen) zur Präsentation von Ausstellungen.[5] Seit 2001 finden hier auch Ausstellungen des Museum für Mineralogie und Geologie Dresden (von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden) statt.

Beim Japanischen Palais handelt es sich um eines der ältesten erhaltenen Museumsgebäude in Deutschland.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bd. Dresden. Deutscher Kunstverlag, München Berlin 2005, S. 119-120, ISBN 3-422-03110-3.
  • Götz Eckardt (Hrsg.): Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg. Berlin 1978, S. 372-443, Fritz Löffler: Stadtkreis Dresden.
  • Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Dresden. 22. Heft, Dresden 1903.

Weblinks

 Commons: Japanisches Palais – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gurlitt: Dresden. 1903, S. 594, 596
  2. a b Eckardt: Baudenkmäler, S. 398.
  3. Gurlitt: Dresden, 1903, S. 596
  4. Gurlitt: Dresden, 1903, S. 600
  5. a b Dehio, 2005, S. 119
  6. Dehio, 2005, S. 119-120
51.05972222222213.7375

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