Cornelius Gurlitt (Kunsthistoriker)

Cornelius Gurlitt (Kunsthistoriker)
Cornelius Gurlitt als Rektor der TH Dresden 1905 in seinem Arbeitszimmer.

Cornelius Gustav Gurlitt (* 1. Januar 1850 in Nischwitz; † 25. März 1938 in Dresden) war ein deutscher Architekt und Kunsthistoriker. Er war der Vater des Musikwissenschaftlers Wilibald Gurlitt und des Kunsthistorikers Hildebrand Gurlitt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Berndt-Bau, Technische Universität Dresden

Cornelius Gurlitt wurde als drittes von sieben Kindern des Landschaftsmalers Louis Gurlitt in Nischwitz bei Wurzen geboren. Namensgeber wurde der Bruder des Vaters, Gustav Cornelius Gurlitt, ein bekannter Komponist und Musiktheoretiker. Auch Fanny Lewald, eine der bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen des Vormärz, gehörte zur Familie – sie war Cornelius Gurlitts Tante.

Schon als Jugendlicher entschloss sich Cornelius Gurlitt, Architekt zu werden. Nach dem Besuch der Berliner Bauakademie lernte er in Gotha bei Ludwig Bohnstedt, bevor er 1868 in Wien ins Architekturbüro von Emil von Förster eintrat. Es folgten unstete Jahre am Polytechnikum Stuttgart, als Freiwilliger im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 und in Architekten-Ateliers in Kassel und Dresden, bevor er sich im Zuge des Baus der Muldentalbahn für Bau- und Kunstgeschichte zu interessieren begann. In den folgenden Jahren veröffentlichte Cornelius Gurlitt zahlreiche Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften, hielt Vorträge und schrieb Broschüren zur Architektur der Stadt Dresden. Sein unermüdliches Engagement für die Stadt und ihre Bau- und Kunstgeschichte führte 1878 zum Angebot einer Assistentenstelle im Kunstgewerbemuseum Dresden, die Gurlitt bis 1887 innehatte.

Grab Cornelius Gurlitts auf dem Johannisfriedhof in Dresden.

In den nächsten drei Jahren erschien mit einer dreibändigen Geschichte des Barock seine erste wichtige Arbeit. Mit seiner umfangreichen und positiven Darstellung der Epoche führte die Veröffentlichung zu einer Neubewertung der Zeit, die zuvor als verschwenderisch abgewertet worden war. Im Jahr 1889 arbeitete Cornelius Gurlitt für eine kurze Zeit als Privatdozent an der Technischen Hochschule (Berlin-) Charlottenburg, bevor er 1893 als Nachfolger von Richard Steche als außerordentlicher Professor die Professur für Geschichte der technischen Künste an der drei Jahre zuvor gegründeten Königlich Sächsischen Technischen Hochschule in Dresden übernahm. Mit der Professur war ebenfalls die Übernahme der Inventarisierung der Kunstdenkmäler von Sachsen, die 1881 vom Sächsischen Altertumsverein in Leben gerufen worden war, verbunden. Durch Richard Steche entstanden bis zu seinem Tod 15 Bände, Gurlitt setzte diese bis Band 41 fort, mit dem die Reihe 1923 abgeschlossen wurde.

Erst 1899 wurde Cornelius Gurlitt zum ordentlichen Professor berufen. Als ein Jahr später zum ersten Mal Architekturstudenten an der Technischen Hochschule Dresden die Möglichkeit der Promotion gegeben wurde, wurde Cornelius Gurlitt zum Doktorvater des ersten Doktoranden Hermann Muthesius, der heute als Vater des Funktionalismus gilt. Ab 1902 hielt Gurlitt als einer der ersten an einer Technischen Hochschule Vorlesungen zum Städtebau. Für das Jahr 1904/1905 wurde er zum Rektor der Hochschule gewählt. Das auf ein Studienjahr begrenzte Amt hatte er nochmals 1915/1916 inne. Unter sein Rektorat fällt u.a. die Planung der im Sommer 1905 eingeweihten Gebäude der mechanischen Abteilung der Technischen Hochschule Dresden, heute u.a. Berndt-Bau und Zeuner-Bau.

Mit 70 Jahren endete Cornelius Gurlitts Tätigkeit als Professor (Prof. Dr. phil., Dr. theol. h. c., Dr.-Ing. E. h.) an der Technischen Hochschule Dresden, seine letzten Jahre waren arbeitsreich. Im Jahr 1922 wurde er der Präsident der Freien Akademie des Städtebaus und später Ehrenpräsident des Bundes Deutscher Architekten, dessen Mitbegründer er war. Es folgten zahlreiche Buchveröffentlichungen. Über 100 Monografien zeugen von einem außerordentlich produktiven Leben. Im Dritten Reich wurde Cornelius Gurlitt, der zu Beginn noch mit Adolf Hitler sympathisiert hatte, zum Halbjuden erklärt. Eine offizielle Würdigung zu seinem Tod 1938 erfolgte daher nicht. Cornelius Gurlitt liegt auf dem Dresdner Johannisfriedhof begraben.

Bedeutung

Cornelius-Gurlitt-Straße in Dresden

Cornelius Gurlitt gilt heute als Begründer der kunsthistorischen Barockforschung und wurde damit zum Begründer der sächsischen Denkmalpflege. Zahlreiche Werke Cornelius Gurlitts gelten heute jedoch als überholt. Weniges stößt noch auf wissenschaftliches Interesse: Neben seinem Werk zum Barock und der Inventarisierung Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens zählt dazu auch sein großes Alterswerk über August den Starken, das er 1924 beendete.

Cornelius Gurlitt stand in regem Kontakt zu bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit, so z.B. Paul Wallot, Arno Holz, Max Klinger oder Alfred Lichtwark. Teile des schriftlichen Nachlasses Cornelius Gurlitts befinden sich im Besitz des Archivs der Technischen Universität Dresden. Im Süden Dresdens trägt heute eine Straße seinen Namen.

Werk (Auswahl)

  • Das neue königliche Hoftheater zu Dresden (1878)
  • Baukunst des Mittelalters (1884)
  • Geschichte des Barockstiles, des Rococo und des Klassicismus in Belgien, Holland, Frankreich, England (1887-1889)
  • Im Bürgerhause: Plaudereien über Kunst, Kunstgewerbe und Wohnungs-Ausstattung (1888)
  • Deutsche Turniere, Rüstungen und Plattner des XVI. Jahrhunderts (1889)
  • Kunst und Künstler am Vorabend der Reformation : ein Bild aus dem Erzgebirge (1890)
  • Andreas Schlüter (1891)
  • Die Deutsche Kunst des Neunzehnten Jahrhunderts. Ihre Ziele und Thaten (Das neunzehnte Jahrhundert in Deutschlands Entwicklung. Band 2), )1899)
  • Dresden (1900)
  • Kirchen (1906)
  • Konstantinopel (1908)
  • Handbuch des Städtebaus (1920)
  • Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Heft 16 (1894) - Heft 41 (1923)
  • August der Starke: Ein Fürstenleben aus der Zeit des deutschen Barock (1924)
  • Die Baukunst Konstantinopels (1925)

Literatur

  • Otto Schubert: Gurlitt, Cornelius. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 327 f.
  • Hans Petzold (Hrsg.): Cornelius Gurlitt. Lehrer und Förderer der städtebaulichen Aus- und Weiterbildung an der Technischen Hochschule Dresden. Institut für Ökologische Raumentwicklung e.V., Dresden 1997.
  • Jürgen Paul: Cornelius Gurlitt. Hellerau-Verlag, Dresden 2003, ISBN 3-91018479-0.
  • Matthias Lienert (Hrsg.): Cornelius Gurlitt (1850 bis 1938). Sechs Jahrzehnte Zeit- und Familiengeschichte in Briefen. w.e.b., Dresden 2008, ISBN 3-93988837-0.

Quellen

  • Teilnachlass im Universitätsarchiv der Technischen Universität Dresden

Weblinks

 Commons: Cornelius Gurlitt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Cornelius Gurlitt – Quellen und Volltexte

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