- Amigonianer
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Amigonianer ist die vom Namen des Ordensstifters abgeleitete Bezeichnung einer von dem spanischen Kapuzinerpater Luis Amigó am 12. April 1889 in Torrent bei Valencia zunächst als Gemeinschaft bischöflichen Rechts gegründeten und am 19. September 1902 als Kongregation päpstlichen Rechts approbierten katholischen Ordensgemeinschaft. Alternativ findet auch der ursprüngliche Name Kapuziner Terziaren (span. Terciarios Capuchinos) weiterhin Verwendung, das Ordenskürzel lautet entsprechend TC. Der offizielle Langname der Kongregation lautet Kapuziner Terziaren Unserer Frau der Schmerzen (lat.: Fratres Tertii Ordinis Sancti Francisci Capulatorum a Beata Virgine Perdolente). Sie gehört als Bestandteil des Regulierten Dritten Ordens zur Ordensfamilie des heiligen Franziskus von Assisi. Der Seligsprechungsprozess für den Gründer, der später Bischof wurde, ist im Gange.
Die Kongregation hat etwa 400 Mitglieder, davon sind ungefähr die Hälfte Priester, in über 70 Niederlassungen und 19 Ländern der Erde (2011), vornehmlich in der spanischsprachigen Welt. Seit Mai 2007 ist der Kolumbianer Ignacio Calle Ramírez Generalsuperior der Gemeinschaft. In Deutschland haben die Amigonianer derzeit zwei Niederlassungen, mit vier Patres und zwei Brüdern (2011). Die beiden deutschen Kommunitäten befinden sich in Gelsenkirchen und in Köln; sie gehören zur „spanischen Provinz“ des Ordens mit Sitz in Madrid (die von Polen bis zur Elfenbeinküste reicht). Vertreter des Provinzials in Deutschland ist Pater Jens Anno Müller.[1]
Die Gemeinschaft betätigt sich in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die erzieherische Hilfe benötigen. Traditionell waren die Amigonianer vor allem in der Heimerziehung aktiv. In Spanien, Italien und verschiedenen lateinamerikanischen Ländern führt der Orden auch diverse Schulen und ist mitunter auch in der Pfarrseelsorge und Jugendpastoral tätig. Seit den 1970er und 1980er Jahren gelangten neben der Betreuung junger Menschen in Erziehungseinrichtungen auch andere pädagogische und psychosoziale Arbeitsfelder ins Blickfeld der Ordensleute, darunter – angestoßen unter anderem durch Projekte der in Deutschland tätigen Brüder – nichtstationäre und gemeinwesenorientierte Ansätze der Jugendsozialarbeit (Offene Tür, Streetworking) sowie – hauptsächlich in Kolumbien und Spanien – diverse Drogentherapieprojekte.
In Medellín (Kolumbien) unterhält die Kongregation seit 1985 eine ordenseigene Hochschule, die Fundación Universitaria Luis Amigó (FUNLAM), in der schwerpunktmäßig Studiengänge aus den Fachbereichen Pädagogik, Psychologie und Sozialwissenschaften, seit 2001 aber auch die Fächer Theologie und Philosophie und seit 2002 ein Studium der Rechtswissenschaften angeboten werden.[2]
Patronin des Ordens ist die Schmerzhafte Muttergottes, das wichtigste Ordensfest das Gedächtnis der Sieben Schmerzen Mariens am 15. September. Die ebenfalls von Luis Amigó gegründete Schwesternkongregation der Kapuziner-Terziarinnen von der Heiligen Familie bildet das weibliche Gegenstück der Gemeinschaft.
Mit der Ordensgemeinschaft der Amigonianer in der Spiritualität und im praktischen Apostolat verbunden ist die Laienvereinigung der so genannten Amigonianischen Mitarbeiter (span.: Cooperadores Amigonianos), die hauptsächlich Ordensaktivitäten unterstützt oder weiterführt, aber auch eigene Projekte umsetzt[3]. Sie gehört zu den offiziell anerkannten geistlichen Gemeinschaften der katholischen Kirche.
Die Kommunität der Amigonianer in Gelsenkirchen wurde für ihr Wirken im Sinne der christlichen Soziallehre 2008 mit dem Heinrich-Brauns-Preis des Bistums Essen ausgezeichnet. Ihre Jugendarbeit wird seit 2010 von der Christoph-Metzelder-Stiftung gefördert.[4]
Literatur
- Tomás Roca Chust: Historia de la Congregación de Religiosos Terciarios Capuchinos de Nuestra Señora de los Dolores (1800–1961). Curia Generalicia de la Congregación, Valencia 1997, ISBN 84-7642-025-0. (Mehrbändig, Erscheinen seit 1967)
Weblinks
- Offizielle Website der Amigonianer
- Eintrag auf www.orden.de (Deutsche Ordensobernkonferenz)
- Eintrag auf www.erzbistum-koeln.de (Erzbistum Köln)
- Constanze Bandowski: Die kickenden Brüder. Veröffentlicht in: Rheinischer Merkur, Nr. 23, 4. Juni 2009.
Einzelnachweise
- ↑ Neuer Vertreter des Provinzials (Meldung vom 22. Dezember 2010 auf orden.de)
- ↑ Webseite der Ordensuniversität FUNLAM
- ↑ Amigonianische Mitarbeiter
- ↑ Christoph-Metzelder-Stiftung: Amigonianer Gelsenkirchen, abgerufen am 9. Oktober 2011
Kategorien:- Männerorden
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