Jean François Casimir Delavigne

Jean François Casimir Delavigne

Jean François Casimir Delavigne (* 4. April 1793 in Le Havre; † 11. Dezember 1843 in Lyon) war ein französischer Dichter.

Leben

Delavigne bewies schon auf der Schule Lycée Napoléon in Paris, ungewöhnliches poetisches Talent durch einen Dithyrambus auf die Geburt Franz Herzog von Reichstadt (1811), der Sohn von Napoléon Bonaparte. 1813 erschien sein Dithyrambus auf den Tod des Dichters Jacques Delilles. 1814 sein Gedicht "Charles XII à Narva", 1815 "La découverte de la vaccine", womit er von der Académie française den ersten Nebenpreis gewann, und 1818 seine Messéniennes, mit denen er die Herzen der Nation im Sturm eroberte. Diese politischen Klagelieder waren der Ausfluss eines glühenden Patriotismus, nach der Niederlage Napoleons.

Er erhielt darauf den Posten als Bibliothekar an der Staatskanzlei, verlor ihn aber 1822 wieder, als er in neuen "Messéniennes" den Befreiungskampf der Griechen (siehe Griechische Revolution) besang. Dafür machte ihn der Herzog von Orléans der spätere König (Ludwig Philipp) zum Bibliothekar des Palais Royal, und dieses Amt bekleidete er bis an seinen Tod.

Die Bühne betrat Delavigne mit dem Trauerspiel "Vêpres Siciliennes" (1819), welches trotz der Zurückweisung durch das Théâtre français einen großartigen Erfolg davontrug. Diesem Stück folgten das Lustspiel "Les Comédiens" (1820), das Trauerspiel "Le Paria" (1821) und die Lustspiele: "L'école des vieillards" (1823) und "La princesse Aurélie" (1828). Ersteres, sein bestes Lustspiel, trug ihm einen Sitz in der Académie française (1825) ein. Eine Pension, die Karl X. ihm anbot, schlug er jedoch aus.

Von einer Reise, die er infolge seiner geschwächten Gesundheit nach Italien machte, brachte er außer sieben neuen "Messéniennes" eine bedeutende Veränderung seiner dichterischen Anschauungen zurück, welche sich in der Tragödie "Marino Faliero" (1829) zuerst dokumentierte. Denn wenn Delavigne sich früher möglichst genau den Regeln des klassischen Dramas angeschlossen hatte, so näherte er sich jetzt dem Lager der Romantiker in der Absicht, die beiden Schulen zu versöhnen.

Sein Versuch hatte brillanten Erfolg. Die Julirevolution begeisterte ihn zu den volkstümlich gewordenen Gesängen: "La Parisienne" (komponiert von Daniel-François-Esprit Auber), "La Varsovienne" und andere. Zwei seiner besten "Messéniennes": "Une semaine à Paris" und "Le chien du Louvre". 1832 wurde sein "Louis XI" aufgeführt, wie "Marino Faliero" eine Mischung von Tragik und Komik, aber entschiedener dem Zeitgeschmack huldigend.

Das Trauerspiel "Les enfants d'Edouard" (1833) und besonders das Lustspiel "Don Juan d'Autriche" (1835) gehören wegen der Lebendigkeit der Handlung und des poetischen Schwunges zu den besten Stücken des Dichters.

Die einaktige Tragödie "Une famille au temps de Luther" (1836) erweckte nur mäßiges Interesse, genauso wie die politische Komödie "La popularité" (1838) und die Tragödie "La fille du Cid" (1839).

Seine letzten Werke waren das Lustspiel "Le conseiller-rapporteur" (1841) und der mit seinem Bruder Germain Delavigne verfasste Text zu der Oper "Charles VI" (1843, Musik von Jacques Fromental Halévy).

Delavigne ist neben Pierre-Jean de Béranger der Hauptvertreter der liberalen Richtung der zeitgenössischen Poesie. Mit großem Geschick und seinem Geschmack verstand er es, die Stimmung der Menge, ihren Hass und ihre Liebe, in echt poetische Formen zu kleiden. Delavigne ist hauptsächlich Lyriker, einzelne seiner Gedichte, besonders auch die Chöre des "Paria", überraschen durch Wärme und Innigkeit des Gefühls, Eleganz und Reinheit des Ausdrucks.

Sein Stil schließt sich einerseits eng an Jean Racine an und erlaubt sich anderseits, besonders seit seinem "Louis XI", gewisse Freiheiten, die dem strengen, klassischen Geschmack wenig zusagten.

Weblinks

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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