Jermak Timofejewitsch

Jermak Timofejewitsch
Denkmal für Ataman Jermak in Nowotscherkassk

Jermak Timofejewitsch (russisch Ермак Тимофеевич, wiss. Transliteration Ermak Timofeevič; * zwischen 1537 und 1540; † 5./6. August 1585) war ein russischer Kosaken-Ataman und Entdecker. Jermak gilt als der Eroberer Sibiriens.

Die in Perm ansässige Kaufmannsfamilie Stroganow hatte nach der Entdeckung von Silber, Eisen und Salz an der Tura ihre Geschäftstätigkeit ausdehnen wollen. Etwa 10.000 freie und 5000 leibeigene Russen lebten in ihren Siedlungen am Ural, bauten Salinen und Blockhäuser, rodeten Ackerland.

Im Sommer 1572 und 1573 kamen die Tataren unter einem Neffen Kütschüm Khans (reg. 1563-1598; † 1600) und die Stroganows fürchteten um ihre Existenz. Sie holten sich die Erlaubnis des Zaren, eigene Befestigungen zu bauen und mit Freiwilligen und verbündeten sibirischen Stammesfürsten gegen die Tataren vorzugehen. Die Stroganows legten die Erlaubnis des Zaren Iwan IV. großzügig aus und nahmen Kosaken von der Wolga in ihren Dienst. Diese hatten offensichtlich gerade wieder einmal Streit mit dem Zaren, brauchten eine neue Bleibe und so stimmte ihr Ataman Jermak zu. Es ging nicht nur um Beute, sondern auch um die Verbreitung des Christentums, die Tataren Kütschüms waren seit einigen Jahren Moslems.

Jermak auf dem Russlands Jahrtausend-Monument in Nowgorod

Jermaks Herkunft war von Gerüchten umwoben. Vor seiner Zeit im Dienste der Stroganows soll er Flusspirat an der Wolga gewesen sein. Andere behaupteten, er habe als Kosak am Krieg gegen Polen-Litauen teilgenommen. Sicher ist, er überschritt im Auftrag der Stroganows den Ural und bewies dabei Geschick. Ende Oktober 1582 eroberte er mit nur 540 Kosaken und 300 Söldnern der Stroganows, gut ausgestattet mit Feuerwaffen und mehreren kleinen Kanonen, jedoch ohne Pferde, die in den Sumpfgebieten auch wenig genützt hätten, das Khanat Sibir in der Nähe des heutigen Tobolsk. Sein zahlenmäßig kaum überlegener Gegner Kütschüm Khan hatte weniger Feuerwaffen und nur zwei Kanonen (wohl aus Buchara) und war zudem die Kampfweise der schnell in Booten über die Flüsse Tura, Tobol und Irtysch vordringenden Kosaken nicht gewohnt.

Jermak auf einer russischen Briefmarke (2010)

Die Eroberung des bis dahin von Europäern unberührten Nordasiens war damit eingeleitet. Kurz darauf unterstellte Jermak Sibirien dem russischen Zaren Iwan IV. und ließ ihm reiche (Pelz-)Geschenke bringen, um dessen dringend benötigte Unterstützung zu erlangen, denn die Tataren gaben trotz des Verlustes ihrer Hauptstadt Isker/Sibir, der Gefangennahme ihres Truppenführers Mahmet Kul (Neffe des Khans), innerer Streitigkeiten und der Ankunft von 300 russischen Strelizen (November 1584) nicht auf. Sie hatten den Heimvorteil, während die belagerten Kosaken mangels Vorräten hungerten und an Kampfkraft verloren.

Am 5./6. August 1585 ertrank Jermak bei der Mündung des Flusses Wagai in den Irtysch, etwa 50 Kilometer südöstlich des heutigen Tobolsk. Die Tataren hatten ihn mit dem falschen Gerücht über die Ankunft einer bucharischen Karawane aus seiner Befestigung gelockt. Beim nächtlichen Angriff auf seine Boote ertrank er, weil ihn seine schwere Rüstung in die Tiefe zog. Die Tataren unter Kütschüms Sohn Ali gewannen ihre Hauptstadt wieder. Die verbliebenen 90 Kosaken zogen sich zurück, trafen dann mit einer neuankommenden Hundertschaft zusammen und gründeten 1586 und 1587 die ersten russischen Siedlungen in Sibirien: Tjumen und Tobolsk. Erst 1598 konnte Kütschüm Khan endgültig besiegt werden. Er wurde auf der Flucht von Nogaiern ermordet.

Literatur

  • Barbara Bartos-Höppner: Kosaken gegen Kutschum-Khan. Stuttgart 1959. ISBN 3-7855-2011-5
  • W. Bruce Lincoln: Die Eroberung Sibiriens. München 1996. ISBN 3-492-03441-1
  • Arno Schmidt: Die Geschichte vom Riesen Jermak. In: (ders.) Trommler beim Zaren, Karlsruhe 1966; auch in: (ders.) Bargfelder Ausgabe III/4, S. 98-107.
  • Juri Semjonow: Sibirien. Schatzkammer des Ostens. Frankfurt u. a., Büchergilde 1976. (EA Berlin : Ullstein 1937 u.d.T. Die Eroberung Sibiriens), S.81-116.
  • Gudrun Ziegler: Das Gold der Zaren. München 2000, ISBN 3-453-17988-9

Weblinks

 Commons: Jermak Timofejewitsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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