Johann Chrysostomus Senn

Johann Chrysostomus Senn

Johann Chrysostomus Senn (* 1. April 1795 in Pfunds; † 30. September 1857 in Innsbruck; Pseudonym: Bombastus Bebederwa) war ein politischer Lyriker des Vormärz.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Chrysostomus Senn
Grabstein am Militärfriedhof

Johann Chrysostomus Senn war ein Sohn des Freiheitskämpfers Franz Michael Senn. Ab 1807 lebte er in Wien und besuchte dort das Akademische Gymnasium. Gemeinsam mit Franz Schubert war Senn Zögling des Wiener Stadtkonvikts. Nach seiner Schulzeit studierte er zunächst Philosophie, Rechtswissenschaft und Medizin, beendete aber keines dieser Studien. Schließlich wurde er Erzieher von Baron Anton von Doblhoff-Dier. Seit 1815 trat sein politisches Interesse immer deutlicher hervor. Er gehörte einer im Vormärz verbotenen Studentenverbindung an, und bildete zusammen mit Schubert, dem Dichter Johann Mayrhofer, dem Juristen und späteren Redemptoristen Franz von Bruchmann, dem Maler Leopold Kupelwieser und dem Arzt Ernst von Feuchtersleben einen Kreis, der die Deutschen Klassiker und Frühromantiker las, den in Österreich verbotenen Deutschen Idealismus propagierte und Kritik an dem Regime Metternichs artikulierte. Aufgrund seiner revolutionären Ideen wurde er 1820 verhaftet, für fast ein Jahr ins Gefängnis geworfen und schließlich nach Tirol abgeschoben. Dort leistete er acht Jahre den Militärdienst und stieg bis zum Leutnant auf. Eine bürgerliche Karriere war aber kaum möglich und so lebte er bis zu seinem Tod 1857 in Innsbruck als Tagschreiber oder arbeitete in der Bezirksverwaltung. Senn starb total vereinsamt im Innsbrucker Garnisonsspital und wurde auf dem Militärfriedhof in Pradl begraben. Sein Freund Adolf Pichler ließ ihm 1860 einen Gedenkstein errichten.

Im Jahr 1907 wurde in Wien Simmering (11. Bezirk) die Senngasse nach ihm benannt.

Werk

Sein Freund Franz Schubert vertonte seine beiden Gedichte Schwanengesang und Selige Welt. In Tirol populär wurde Senn, der zu Lebzeiten nur einen einzigen Gedichtband veröffentlicht hatte, durch das Gedicht Der rote Tiroler Adler. Aufgrund dieses beliebten, später von der nationalen Propaganda aufgegriffene und vertonte Gedichts wurde in Innsbruck eine Straße nach ihm benannt. Adolf Pichler und Moriz Enzinger ließen sein Werk teilweise veröffentlichen, der Großteil seiner Arbeiten sind aber bis heute weitgehend unveröffentlicht und unbekannt.

  • Johann Senn: Gedichte, Innsbruck 1838.
  • Adolf Pichler (Hg.): Glossen zu Göthe’s Faust. Aus einem Nachlasse von Johann Senn, Innsbruck 1862.
Der rote Tiroler Adler

Literatur

  • Moriz Enzinger: Franz v. Bruchmann der Freund J. Chr. Senns und des Grafen Aug. v. Platen. Eine Selbstbiographie aus dem Wiener Schubertkreise nebst Briefen. In: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum 10, 1930, 117-379.
  • Moriz Enzinger: Zur Biographie des Tiroler Dichters Joh. Chrys. Senn. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 156, 1930) 169-183.
  • Ilija Dürhammer: Dioskuren im Schubert-Kreis. Senn, Bruchmann und Schober. Das philosophische Triumvirat. In: Schubert durch die Brille. Mitteilungen des Internationalen Franz Schubert Instituts 19, 1997, 65-80.

Weblinks


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