Johann Friedrich Morgenstern

Johann Friedrich Morgenstern

Johann Friedrich Morgenstern (* 8. Oktober 1777 in Frankfurt am Main; † 21. Januar 1844 ebenda) war ein deutscher Architektur- und Landschaftsmaler, Radierer und Gemälderestaurator.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dom von Süden (1813)
(Radierung, Aquatinta und Kolorierung durch Friedrich Christian Reinermann)

Morgenstern wurde als Sohn des vorwiegend in Frankfurt am Main tätigen und erfolgreichen Kirchenmalers Johann Ludwig Ernst Morgenstern geboren. Er gehörte damit der dritten Generation der sich hauptberuflich als Maler verdingenden, aus Rudolstadt in Thüringen stammenden Familie an. Nachdem er bereits während seiner Jugend vom Vater Mal- und Zeichenunterricht erhalten hatte und schon 1793 erste Stadtansichten schuf, bildete er sich 1797 und 1798 an der Dresdner Kunstakademie unter dem bedeutenden Landschaftsmaler Johann Christian Klengel weiter.

1799 kehrte er nach kurzem Aufenthalt in Darmstadt nach Frankfurt zurück, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. 1806 erlangte er durch die Heirat einer Frankfurterin aus der Familie Bansa das Bürgerrecht, 1811 wurde sein einziger Sohn Carl Morgenstern geboren. Er folgte dem Beruf des Vaters nach und wurde später der bedeutendste Vertreter der Künstlerfamilie.

Morgenstern starb im Alter von 66 Jahren am 21. Januar 1844 in seiner Heimatstadt. Das Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof Frankfurt in Gewann A 101.

Werk

Morgensterns Œuvre zeigt sowohl Einflüsse seines vorwiegend Architektur malenden Vaters, des auf Landschaften spezialisierten Lehrmeisters Klengel als auch der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Seine Architektur- und Landschaftsbilder stellen fast ausschließlich Motive aus Frankfurt oder der näheren Umgebung der Stadt wie etwa den Römer, den Liebfrauenberg oder die Gegend um den Dom dar. Sie sind somit wertvolle Zeugnisse für das Stadtbild in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, da er vieles dokumentierte, was schon in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wieder abgerissen wurde. Ein Beispiel dafür ist eine Ansichtenreihe, die die klassizistischen Stadttore zeigt.

Der Landungsplatz in Frankfurt a. M. (1825)
(Kolorierter Kupferstich nach Vorlage von Morgenstern)

Bei seinen erhaltenen Bildern, die sich heute hauptsächlich in Frankfurter Museen (v.a. Historisches Museum und Städel), teils auch in Privatbesitz befinden, handelt es sich im Wesentlichen um aquarellierte Zeichnungen und Radierungen, seltener auch Lithographien und Ölbilder. Philipp Friedrich Gwinner führte 1862 bzw. 1867 einen Katalog mit 95 Einzelposten aus seinem Nachlass auf.

Eines der bedeutendsten Werke Morgensterns war ein 3300 Quadratfuß großes Panorama seiner Heimatstadt aus dem Jahre 1811, das jedoch nur in einer von ihm selbst gezeichneten, verkleinerten Kopie erhalten ist, da das Original bereits 1817 bei Forchheim verbrannte. Eine wenige Jahre später geschaffene, ähnliche Ansicht des Riederwaldes hat sich dagegen erhalten.

Einige seiner Bilder wurden auch in Kupfer nachgestochen und in geringer Auflage vervielfältigt, so etwa Malerische Wanderung auf den Altkönig und einen Theil der umliegenden Gegend im Sommer 1802, das Panorama der Stadt vom Turm der Katharinen-Kirche (1816) oder Kleine Ansichten von Frankfurt am Main in 36 gestochenen Erinnerungsblättern (1825). Diese von unterbeschäftigten Soldaten der Hauptwache handkolorierten Bilderfolgen zählen heute zu den meistgesuchten Ansichtenwerken der Stadt überhaupt.[Anm. 1]

In seinen späteren Jahren war Morgenstern - ebenfalls in väterlicher Tradition - sehr erfolgreich als Restaurator älterer Gemälde tätig, was die Zahl der Neuschöpfungen in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens stark reduzierte. Dabei führte er auch das Miniaturenkabinett seines Vater fort (s.d.), das jedoch erst der Sohn vollendete und heute im Goethe-Haus ausgestellt ist.

Literatur

  • Albert Dessoff: Monographisches Lexikon der Frankfurter Künstler im neunzehnten Jahrhundert. In: Frankfurter Kunstverein (Hrsg.): Kunst und Künstler in Frankfurt am Main im neunzehnten Jahrhundert. Joseph Baer & Co, Carl Jügel's Verlag, Heinrich Keller, F.A.C. Prestel, Moritz Abendroth, Frankfurt am Main 1907–09, S. 97 u. 98
  • Friedrich Gwinner: Kunst und Künstler in Frankfurt am Main vom dreizehnten Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städel’schen Kunstinstituts. Verlag von Joseph Baer, Frankfurt am Main 1862, S. 396ff.
  • Friedrich Gwinner: Zusätze und Berichtigungen zu Kunst und Künstler in Frankfurt am Main vom dreizehnten Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städel’schen Kunstinstituts. Verlag von Joseph Baer, Frankfurt am Main 1867, S. 55ff.
  • Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Zweiter Band M–Z. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-7829-0459-1, S. 64 u. 65
  • Wilhelm Stricker: Morgenstern. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 230 f.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Vgl. z. B. Francofurtensien-Katalog Sauer Nr. 14/1977-78, für ein unvollständiges Exemplar von Kleine Ansichten von Frankfurt am Main in 36 gestochenen Erinnerungsblättern wird hier ein Preis von 12.500 DM genannt.

Weblinks

 Commons: Johann Friedrich Morgenstern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Friedrich Voltz — Friedrich Voltz: Kuh auf einer Wiese Johann Friedrich Voltz (* 31. Oktober 1817 in Nördlingen; † 25. Juni 1886 in München) war ein deutscher Tier und Landschaftsmaler der Münchner Schule. Voltz erhielt die erste Unterweisung in der Kunst von… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Friedrich Rudolf Steiner — Rudolf Steiner um 1905 Rudolf Joseph Lorenz Steiner (* 27. Februar[1] 1861 in Donji Kraljevec, nahe Čakovec, Kaisertum Österreich, heute Kroatien; † 30. März 1925 in Dornach, Schweiz) war ein österreichischer …   Deutsch Wikipedia

  • Morgenstern (Begriffsklärung) — Morgenstern bezeichnet: eine umgangssprachliche Bezeichnung für den Planeten Venus die biblische Beschreibung für Jesus Christus eine Bezeichnung für Luzifer eine katholische Beschreibung für Maria (Mutter Jesu) eine mittelalterliche Waffe, siehe …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Ludwig Ernst Morgenstern — Das Innere einer gotischen Kirche, Öl auf Kupfer, um 1793 Johann Ludwig Ernst Morgenstern (* 22. September 1738 in Rudolstadt; † 13. November 1819 in Frankfurt am Main) war ei …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Sebastian Bach — im Jahre 1746, mit Rätselkanon. Ölgemälde von Elias Gottlob Haußmann aus dem Jahre 1748[1] …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich [1] — Friedrich (lat. Friderīcus, franz. Frédéric, engl. Frederick), deutscher Vorname, bedeutet der starke Schutz. I Regierende Fürsten: A) Deutsche Kaiser: 1) F. I., genannt der Rothbart (Barbaross), ein Hohenstaufe, Sohn des Herzogs F. des… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Friedrich Voltz — Johann Friedrich Voltz (um 1850) Friedrich Volt …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Kaspar Zehender — Ansicht der Stadt vom Mühlberg aus (1774) Johann Kaspar Zehender, auch Johann Caspar Zehender oder Johann Caspar Zehnter (* 5. Oktober 1742 in Schaffhausen; † 5. Februar 1805 …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Maximilian von Klinger — Friedrich Maximilian Klinger nach einer Kreidezeichnung von Johann Wolfgang von Goethe Friedrich Maximilian Klinger 1807 Fr …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich von Klinger — Friedrich Maximilian Klinger nach einer Kreidezeichnung von Johann Wolfgang von Goethe Friedrich Maximilian Klinger 1807 Fr …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”