Johann Gottfried Tulla

Johann Gottfried Tulla
Johann Gottfried Tulla, zeitgenössische Darstellung als Ritter der Ehrenlegion

Johann Gottfried Tulla (* 20. März 1770 in Karlsruhe; † 27. März 1828 in Paris) war ein badischer Ingenieur, der im 19. Jahrhundert die Rheinbegradigung durchführte. Seine Maßnahmen gaben dem Oberrhein ein völlig neues Aussehen. So wurde etwa das Flussbett auf 200–250 m eingeengt, begradigt und vertieft, Dammanlagen gebaut und die Form verstärkt. Dadurch sollten die Siedlungsflächen vor den häufigen Überflutungen geschützt und neue Siedlungsflächen gewonnen, die Schiffbarkeit verbessert und die grassierenden Krankheiten (u. a. die "Sumpffieber" genannte Malaria) zurückgedrängt werden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Tulla erhielt von 1792 bis 1794 bei Karl Christian von Langsdorf eine Ausbildung. Im Jahr 1795 begann er in Freiberg in Sachsen, Chemie und Mineralogie zu studieren. Anschließend wurde er in Baden in den Staatsdienst übernommen. Im Jahr 1801 folgten weitere Ausbildungen in Paris, die aber ein Jahr später endeten, als er zurück nach Karlsruhe gerufen wurde. Dort wurde er 1803 zum Hauptmann ernannt. Ab 1807 arbeitete er in der Schweiz an der Regulierung der Linth mit. Ebenfalls 1807 war er einer der Gründer der Ingenieursschule, die Vorgängerin des Karlsruher Instituts für Technologie war. Er wurde in den Folgejahren mehrfach befördert, so 1809 zum Major und 1814 zum Oberstleutnant. Im Jahr 1817 wurde er zum Leiter der Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues ernannt. In dieser Funktion erstellte er die Pläne, nach denen in den Jahren 1817–42 die Dreisam in Freiburg begradigt wurde und so viele neue landwirtschaftliche Flächen nutzbar machte.[1] Seine größte Ingenieurleistung waren die Pläne zur Rheinbegradigung, die er ab 1809 vorgestellt hat. Er hatte außerdem die politische Überzeugungskraft, die Anliegerstaaten von den Vorteilen zu überzeugen.

Die Beförderung zum Offizier der französischen Ehrenlegion folgte 1827, ein Jahr später starb Tulla an den Folgen einer Malariaerkrankung.

Tulla wurde auf dem Friedhof Montmartre in Paris beigesetzt. Sein Grabstein zeigt das so genannte Altriper Eck, einen der technisch schwierigsten Abschnitte der Rheinbegradigung nahe dem pfälzischen Dorf Altrip.

Werke

Erinnerung an Oberst Tulla auf dem Stadtteilbrunnen der Stadt Ludwigshafen
  • Charte über das Grossherzogthum Baden (1812)
  • Die Grundsätze, nach welchen die Rheinbauarbeiten künftig zu führen seyn möchten (1812)
  • Über die Rektifikation des Rheins, von seinem Austritt aus der Schweiz bis zu seinem Eintritt in das Großherzogthum Hessen (1825)

Literatur

  • David Blackbourn: Die Eroberung der Natur - Eine Geschichte der deutschen Landschaft. Aus dem Englischen von Udo Rennert, 1. Auflage, München, Deutsche Verlags-Anstalt, 2006, ISBN 978-3-421-05958-1 (München: Pantheon, 2008. ISBN 978-3-570-55063-2. Zu Tulla: S. 105 ff.)
  • Heinrich Cassinone: Johann Gottfried Tulla, der Begründer der Wasser- und Straßenbauverwaltung in Baden. C. F. Müller, Karlsruhe 1929
  • Eberhard Henze: Technik und Humanität. Johann Gottfried Tulla. Mannheim 1989
  • Emil Mosonyi (Hrsg.): Johann Gottfried Tulla. Ansprachen und Vorträge zur Gedenkfeier und Internationalen Fachtagung über Flussregulierungen aus Anlass des 200. Geburtstages. Theodor-Rehbock-Flusslaboratorium, Karlsruhe 1970
  • Johann Gottfried Tulla: Die Grundsätze, nach welchen die Rheinbauarbeiten künftig zu führen seyn möchten. Karlsruhe 1812
  • Arthur Valdenaire: Tulla. Braun, Karlsruhe 1928
  • Norbert Rösch: Die Rheinbegradigung durch Johann Gottfried Tulla. In: zfv – Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement, Heft 4/2009, S. 242–248, Wißner-Verlag, Augsburg 2009, ISSN 1618-8950

Einzelnachweise

  1. Iso Himmelsbach: Bachabschlag – Von Bächen und Kanälen in Freiburg/Br., S. 39, Freiburg/Br. 2005, ISBN 3-00-017055-3

Weblinks

 Wikisource: Johann Gottfried Tulla – Quellen und Volltexte
 Commons: Johann Gottfried Tulla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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