Johann Gottlieb Schummel

Johann Gottlieb Schummel
Titelvignette zu „Kinderspiele und Gespräche“ (1776–77), von Daniel Chodowiecki

Johann Gottlieb Schummel (* 8. Mai 1748 in Seitendorf bei Hirschberg im Riesengebirge; † 23. Dezember 1813 in Breslau) war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schummel war Sohn eines Lehrers und studierte von 1767 bis 1769 in Halle Theologie. Nach dem (aus Armut abgebrochenen) Studium wurde er 1771 Lehrer, zuerst in Magdeburg. Dort gab er zusammen mit Johann Samuel Patzke und Berklan die „Wöchentlichen Unterhaltungen“ (1777–1779) heraus. Weitere Lebensstation war die Ritterakademie in Liegnitz und war ab 1788 dank Protektion mächtiger Gönner in Breslau (Elisabeth-Gymnasium) als Professor tätig. Der Stil seiner Erzählungen folgt den Romanen von Lawrence Sterne und er vertritt später eine propreußische, gemäßigte Aufklärung.

Sein satirischer Roman Spitzbart wurde vom Fernsehen der DDR unter dem Titel „Schulmeister Spitzbart“ verfilmt. Inmitten einer Zeit, die von den pädagogischen Ideen Basedows, von der Erziehung zu einem abstrakten Idealismus und zu individueller Genialität fasziniert war, musste eine Satire auf alle jene hochfliegenden Projekte, denen es zur Verwirklichung an den elementarsten pädagogischen Fähigkeiten wie an den ökonomischen Voraussetzungen fehlte, gleichermaßen Befürworter wie erbitterte Gegner auf den Plan rufen. Vieles in der Biographie des jungen Schummel, seine Erfahrungen mit Elternhaus und Schule, weisen erstaunliche Parallelen mit dem Lebenslauf des begabteren Dichters Karl Philipp Moritz auf. Der las seinen Vorläufer, verriss aber Schummels „Empfindsame Reisen“ besonders kategorisch im „Anton Reiser“:

„Wie er denn z.B. bei Die empfindsamen Reisen durch Deutschland von Schummel das Urteil schrieb: ein exercitium extemporaneum, weil der Verfasser selbst gestand, daß er alle die verschiedenen Sachen in diesem dicken Buche bloß zusammengeschrieben habe, damit man urteilen solle, zu welchem Fach in der Schriftstellerei er sich wohl am besten schicken würde.(…) Nicht leicht hat Reisern bei irgendeinem Buche die Zeit, welche er auf das Lesen desselben gewandt hatte, mehr gereut als bei diesen empfindsamen Reisen.“

Immerhin räumt Moritz dann versöhnlich ein:

„Der Verfasser dieser empfindsamen Reisen hat nachher dies exercitium extemporaneum durch seinen Spitzbart hinlänglich wieder gutgemacht.“

Auch Goethe äußerte sich abfällig über Schummels Reisebuch.

Werke

  • Empfindsame Reisen durch Deutschland, 3 Bde., Verlag Samuel Gottfried Zimmermann, Wittenberg und Zerbst 1771/1772.
  • Fritzen's Reise nach Dessau, Leipzig, Crusius, 1776.
  • Spitzbart, eine komisch-tragische Geschichte für unser pädagogisches Jahrhundert, 1779.
  • Wilhelmine von Blumenthal oder Das Kind der Natur, 2 Bände, 1780/1781.
  • Der kleine Voltäre. Eine deutsche Lebensgeschichte, 1782.
  • Moralische Bibliothek für den jungen deutschen Adel, 1785.
  • Schummels Reise durch Schlesien im Julius und August 1791, Breslau 1792.
  • Die Revolution in Schoppenstedt, 1794.
  • Das Wohl des Staates, gebaut auf Zwietracht, 1798.
  • Apologie der Gräfin Lichtenau, 1808.

Literatur

Weblinks


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