Johann II. von Nesle

Johann II. von Nesle

Johann II. von Nesle (französisch: Jean II de Nesle; † 22. Dezember 1239) war ein Herr von Nesle und Burggraf von Brügge aus dem Haus Nesle. Er war ein Sohn von Johann I. von Nesle († 1197/1200) und der Elisabeth van Peteghem.

Johann war ein Teilnehmer des vierten Kreuzzuges und kommandierte dabei 1202 eine Flotte seines Lehnsherrn, Graf Balduin IX. von Flandern, um die Iberische Halbinsel zum Hafen von Marseille, wo er den Winter 1202/03 verbrachte. Dort nahm er die Ehefrau seines Grafen, Marie von Champagne, und den Grafen Guigues III. von Forez auf. Statt sich der Hauptflotte des Kreuzzuges anzuschließen, steuerte Johann direkt nach Palästina, das er im Frühling 1203 in Akkon erreichte. Während Graf Balduin an der Eroberung Konstantinopels 1204 teilnahm und darauf zum Kaiser ernannt wurde, kämpfte Johann gegen die Sarazenen im Heiligen Land. Im Jahr 1206 kehrte er in die flämische Heimat zurück.

In den folgenden Jahren avancierte Johann zum führenden Kopf der profranzösischen Fraktion unter den flämischen Baronen. Damit geriet er aber in Gegensatz zu Graf Ferrand, der eine Loslösung von der französischen Krone betrieb. Der Graf zog seine Besitzungen ein, worauf Johann an den königlichen Hof nach Paris zog. Für König Philipp II. August kämpfte er 1214 in der siegreichen Schlacht bei Bouvines, was ihm eine Rückkehr nach Flandern erlaubte. Dort hatte er aber nach wie vor aufgrund seiner Haltung einen schweren Stand unter den weiterhin antifranzösisch gesinnten Kräften, weshalb er sich dazu entschloss, dauerhaft an den königlichen Hof zu ziehen. Die Burggrafschaft Brügge verkaufte er 1234 an Gräfin Johanna I. von Flandern.

1226 begleitete er König Ludwig VIII. auf den Albigenserkreuzzug und nahm an der Krönung König Ludwigs IX. (Saint Louis) teil. 1234 geleitete er die Braut, Margarete von der Provence, aus ihrer Heimat nach Paris.

Johann war verheiratet mit Eustachie von Saint-Pol († vor 1241), einer Tochter des Grafen Hugo IV. von Saint-Pol. Mit ihr hatte er keine Kinder, weshalb ihn sein Neffe, Raoul I. de Clermont-Ailly (Haus Clermont), in Nesle beerbte. Johann hatte 1202 eine Zisterzienserabtei bei Paris (Abbaye-aux-Bois) gegründet, in der er nach seinem Tod bestattet wurde.

Johann II. von Nesle, oder auch sein gleichnamiger Vater, werden oft für den Trouvère Blondel de Nesle gehalten. Ihm selbst wurde der Prosaroman Perlesvaus (Perceval le gallois) gewidmet.[1]

Weblink

Fußnote

  1. Keith Busby, Roger Dalrymple: Arthurian Literature XXII (DS Brewer, 2005)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann II. (Soissons) — Wappen Johanns II. von Soissons Johann von Nesle, genannt „der Stotterer“ (le Bègue), († 1270/72) war (als Johann II. von Soissons) Graf von Soissons und durch Heirat Graf von Chartres aus dem Haus Nesle. Er war der Sohn von Raoul I. de Nesle (†… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann II. (Holland) — Johann von Hennegau und Holland in einer Darstellung aus dem 16. Jahrhundert Johann von Avesnes (* 1248; † 22. August 1304 in Valenciennes) war als Johann I. (Jean I.) von 1280–1304 Graf von Hennegau und als Johann II. (Jan II.) von 1299–1304… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Franz Desideratus (Nassau-Siegen) — Johann Franz Desideratus Fürst zu Nassau Siegen (* 28. Juli 1627 in Nozeroy; † 17. Dezember 1699 in Roermond) war der Graf von Nassau (seit 1652 Fürst zu Nassau), Graf zu Katzenelnbogen, Vianden und Diez, Baron zu Beilstein und Ronse. Johann… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann (Berry) — Darstellung des Jean de Valois, duc de Berry im Januar Bild der Très Riches Heures Wappen Johann von Berrys 1360 Johann von Valois …   Deutsch Wikipedia

  • Johann I. (Berry) — Darstellung des Jean de Valois, duc de Berry im Januar Bild der Très Riches Heures Wappen Johann von Berrys 1360 Johann von Valois …   Deutsch Wikipedia

  • Johann von Berry — Darstellung des Jean de Valois, duc de Berry im Januar Bild der Très Riches Heures Wappen Johann von Berrys 1360 Johann von Valois …   Deutsch Wikipedia

  • Johann I. (Frankreich) — Grab König Johanns I. in der Basilika Saint Denis Johann I. der Posthume, frz. Jean Ier le Posthume; (* 15. November 1316; † 19. November 1316) war der einzige Sohn von Ludwig X. von Frankreich und dessen zweiter Gemahlin Klementine von Ungarn,… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann von Werth — Jean de Werth Pour les articles homonymes, voir Werth. Jean de Werth (1595 1652) Le comte Jean de Werth (en allemand : Johann von Werth) né en …   Wikipédia en Français

  • Hôtel de Nesle — Das Hôtel de Nesle war ein Hôtel particulier in Paris, das vor allem im 14. Jahrhundert eine herausragende Rolle spielte. Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Die Familie Clermont 3 Das alte Hôtel de Nesle …   Deutsch Wikipedia

  • Haus Nesle — Das Haus Nesle war eine französische Adelsfamilie des 12. bis 14. Jahrhunderts. Sie trägt ihren Namen nach der Herrschaft Nesle in der Picardie. Bereits durch die erste dokumentierte Ehe der Familie gelangte sie (zwei Generationen später) in den… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”