- Johannes Merkel
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Johannes Merkel (* 19. April 1798 in Ravensburg; † 18. Mai 1879 in Esslingen) war ein deutscher Textilfabrikant.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Beruf
Johannes Merkel stammte aus einer alten Ravensburger Kaufmannsfamilie. Bereits im Alter von einem Jahr verlor er seinen Vater, bestimmend für seine Ausbildung waren deshalb sein Stiefvater Schöllkopf und dessen Bruder C. G. Schöllkopf in Esslingen am Neckar. Merkel besuchte die Elementarschule und die Realschule in Ravensburg und Esslingen. Danach absolvierte er ab 1811 eine Ausbildung zum Kaufmann. Zuerst bei seinem Onkel in Esslingen am Neckar, dann in der Türkischgarnfärberei und Zichorienfabrik von Mylius und Co. in Stuttgart. An der letzten Station seiner Ausbildung, bei Samuel G. Liesching in Stuttgart, war er dann auch vier Jahre als Commis tätig. 1817 kehrte er nach Ravensburg zurück und arbeitete zwölf Jahre lang im Ladengeschäft seines Stiefvaters.
Textilfabrikant
1830 übernahm Merkel zusammen mit dem Tuchmacher Conrad Wolf und Ludwig Kienlin, Kaufmann und bis 1844 stiller Teilhaber, unter dem Namen Merkel und Wolf in Esslingen eine Weberei und Spinnerei. Die Textilfabrik war 1823 von dem aus Ludwigsburg stammenden Kaufmann Christian Ludwig Hübler gegründet worden. Hübler war seit 1819 mit Johanna Friederike Kessler verheiratet, einer älteren Schwester des Heilbronner Kaufmannssohns Georg Christian (von) Kessler (1787-1842). Am 10. April 1825 beteiligte sich der seit 1807 in Reims (Champagne) lebende Georg Christian ("Georges") Kessler im Auftrag der Banque Veuve Clicquot-Ponsardin an dieser Manufaktur für maschinengesponnene Kamm- und Streichgarne. Kurz darauf stieg auch Kesslers Bruder Dr. Heinrich Kessler, der als Schriftsteller, Politiker und Mitarbeiter von Friedrich List über die Landesgrenzen hinaus bekannt war, in das Unternehmen ein. Damit war das Unternehmen Kessler Hübler & Cie. fest in den Händen der Familie Kessler. Bereits im Mai 1826 besuchte der württembergische König Wilhelm I. das Unternehmen und stellte dabei wohlwollend "das kräftige Bestreben zur Vervollkommnung und zur Belebung dieses Zweiges des vaterländischen Gewerbefleißes" fest.
Später verpachtete Kessler Teile der Fabrik an seinen Betriebsleiter Conrad Wolf, der sich nach dem Einstieg von Johannes Merkel und Ludwig Kienlin zu einem der größten Gewerbebetriebe Württembergs entwickelte.
In gemieteten Räumen wurden anfangs Tuche, Decken, Wollstoffe und Strickgarn produziert. Merkel war die treibende Kraft im Unternehmen. Als man sich mit dem Eintritt Württembergs in den Deutschen Zollverein der übermächtigen Konkurrenz aus Preußen und Sachsen ausgesetzt sah, änderte er die Unternehmensstrategie und gab die unrentable Weberei auf. Er konzentrierte die Firma ganz auf die Produktion von Strick- und Kammgarn. Mit diesem Produkt, das unter dem Namen Esslinger Wolle weltbekannt wurde, begann der Aufstieg des Unternehmens.
Merkel handelte stets nach dem Motto, Gewinne wieder in die Firma zu investieren, zum Beispiel in neue Technologien. So konnte er 1842 eine Dampfmaschine in Betrieb nehmen, die zweite Dampfmaschine in Württemberg überhaupt. 1856 führte er eine Gasbeleuchtung in der Fabrik ein. 1869 zog er sich aus der Firma zurück und übertrug die Leitung seinem Sohn Oskar Merkel. Unter den Nachkommen von Merkel und Ludwig Kienlin erlangte das seit 1890 als Kammgarnspinnerei Merkel und Kienlin firmierende Unternehmen eine führende Stellung in Deutschland. Im Zusammenhang mit dem Niedergang der Textilindustrie in Deutschland war auch das Ende dieser Firma gekommen. 1973 wurde sie in der vierten Unternehmergeneration liquidiert. Die Markenrechte wurden bereits 1971 von der Schoeller Eitorf AG übernommen.
Familie
Johannes Merkel war der Sohn des Kaufmanns Christoph Clemens Merkel (1762–1799) und der Regina Barbara Merkel geb. Merk (1765–1825). Nach dem Tod seines Vaters heiratete seine Mitter 1800 in zweiter Ehe den Kaufmann Christian Friedrich Schöllkopf. Johannes Merkel heiratete 1834 in Stuttgart Louise Schott. Das Ehepaar hatte zwei Söhne und fünf Töchter. Einer der Söhne war Oskar Merkel (1836–1912), der nach seinem Vater 1869 die Firma übernahm und leitete. Dessen Sohn Eugen Merkel (1862–1929), somit der Enkel von Johannes Merkel, übernahm 1912 die Firma in der dritten Generation.
Ehrung
Johannes Merkel wurde 1856 mit dem Ritterkreuz des Friedrichsordens geehrt.
Literatur
- Anneliese Hermann: Merkel, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 152 f. (Onlinefassung).
- G. von Klass: Die Wollspindel, Ein schwäbisches Familienporträt, 1955.
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- Person (Esslingen)
- Geboren 1798
- Gestorben 1879
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