Josef Kozdon

Josef Kozdon
Josef Koždoň
Gedenkstein in Česky Těšín

Josef Koždoň (poln. Józef Kożdoń; * 8. September 1873; † 7. Dezember 1949) war ein ostschlesischer Politiker und langjähriger Bürgermeister von Tschechisch Teschen (Český Těšín).

Der Oberlehrer wurde 1909 in den Troppauer Landtag gewählt, als Vertreter der Schlesischen Volkspartei (Śląska Partia Ludowa), die sich im Herzogtum Teschen, das bis 1918 zu Österreichisch-Schlesien gehörte, für eine Autonomie stark machte. Die protestantischen, deutschfreundlichen und slawischsprachigen Schlonsaken[1] wandten sich gegen die Vereinnahmung durch Tschechen und insbesondere durch die aus Galizien zuwandernden Polen, unter denen Nationalisten besonders aktiv waren.

Nach dem Ende der Donaumonarchie wurde die Region, nun meist als Olsagebiet bezeichnet, durch beide neue Nationalstaaten, die Tschechoslowakei und die Zweite Polnische Republik, beansprucht. Die Schlonsaken gerieten zwischen die Fronten, an denen bald auch militärisch gekämpft wurde. Die politische Bewegung der „Schlonsaken“ unter Josef Koždoň richtete sich dezidiert gegen Polen[2]. Josef Koždoň wurde am 30. November 1918 verhaftet und im Krakauer Militärgefängnis vier Wochen lang interniert, wie später auch seine Frau und andere Aktivisten. Nach seiner Entlassung versuchte er von Mährisch Ostrau aus, die „Schlesische Volkspartei" und die rund 100.000 Schlonsaken zu führen, und bei den Pariser Verhandlungen für die Autonomie des Teschener Landes zu werben. Dieses wurde jedoch entlang der Olsa aufgeteilt, ebenso wie die Stadt.

Von 1923 bis 1938 war Koždoň Bürgermeister von Tschechisch Teschen. Der regionale Einfluss der Schlesier wurde 1928 verringert, als ihr Gebiet an Mähren angeschlossen wurde, wogegen mit dem Wahlspruch „Schlesien den Schlesiern!“ protestiert wurde. Durch Teilung und Assimilierungsdruck besonders auf polnischer Seite identifizierten sich in Volkszählungen 1930 nur noch ca. 25.000 Personen als schlesisch.

Das Münchner Abkommen nutzte Polen, um Anfang Oktober 1938 den tschechischen Teil des Olsagebietes zu annektieren. Wie schon 1918 unterdrückten die Polen schlonsakische Organisationen. Josef Koždoň zog sich nach Troppau zurück, das nun im Sudetenland lag, das ans Deutsche Reich angeschlossen wurde, wie ein Jahr später ganz Teschen. Hoffnungen auf Autonomie bleiben unerfüllt, denn Reichsdeutsche besetzten die Regierungsstellen. Josef Koždoň resignierte und blieb auch nach Kriegsende, als die Teilung wieder hergestellt wurde, in Troppau, wo er 1949 verstarb und begraben wurde. Auf dem Friedhof in Tschechisch Teschen wurde ein symbolisches Ehrengrab errichtet.

Einzelnachweise

  1. Unser Oberschlesien, Weihnachtsausgabe 2004, S. 25, Senfkorn Verlag, St. Annaberg und Görlitz [1]
  2. Kai Struve, Philipp Ther (Hg.): Die Grenzen der Nationen. Identitätenwandel in Oberschlesien in der Neuzeit (Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung, Band 15), Herder-Institut, Marburg, ISBN 3-87969-298-X [2]

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