Troppau

Troppau
Dieser Artikel befasst sich mit der tschechischen Stadt Opava, für Informationen zum gleichnamigen Ort in der Slowakei siehe Opava (Slowakei), für den gleichnamigen Nebenfluss der Oder siehe Opava (Fluss).
Opava
Wappen von Opava
Opava (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Moravskoslezský kraj
Bezirk: Opava
Fläche: 9059 ha
Geographische Lage: 49° 56′ N, 17° 54′ O49.93805555555617.904444444444257Koordinaten: 49° 56′ 17″ N, 17° 54′ 16″ O
Höhe: 257 m n.m.
Einwohner: 59.843 (2005)
Postleitzahl: 746 01
Struktur
Status: Statutarstadt
Ortsteile: 15
Verwaltung (Stand: 2006)
Bürgermeister: Zbyněk Stanjura
Adresse: Horní nám. 69
746 01 Opava
Website: www.opava-city.cz

Opava ( Aussprache?/i; deutsch Troppau) ist eine Stadt in Nordosten von Mährisch-Schlesien, Tschechien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im 12. Jahrhundert kreuzte nördlich der Burg Grätz eine mährisch-polnische Handelsstraße den Fluss Oppa. An dieser für Ansiedlungen günstigen Stelle ließen sich zum Ende des Jahrhunderts vom Piastenherzog Heinrich I. ins Land gerufene deutsche Auswanderer nieder. Erstmals wird die Siedlung 1195 unter der Bezeichnung „Opavia“ erwähnt. Durch Handel und Handwerk, insbesondere Tuchmacherei wurde der Ort schnell zum Zentrum der „Terra Opavia“, sodass er schon 1224 durch den böhmischen König Ottokar I. das Magdeburger Stadtrecht erhielt und zur Königsstadt ernannt wurde. Neben der zahlenmäßig größten deutschen Bevölkerungsgruppe lebten auch Tschechen und Juden in der Stadt. Der zu dieser Zeit hier ansässige Deutsche Orden errichtete die Stadtkirche St. Marien. Neben dem Ritterorden ließen sich auch die Johanniter, Franziskaner und Dominikaner nieder. 1241 überfielen Mongolen die Stadt und richteten großen Schaden an. 1284 erhielt Opava das Stapelrecht, mit dem die durchziehenden Händler gezwungen wurden, ihre Waren in der Stadt anzubieten. 1318 wurde der Herzogshof des 1269 mit Herzog Nikolaus I. gegründeten Herzogtums Troppau von Grätz nach Troppau verlegt. 1325 erfolgte die Verleihung der Blutgerichtsbarkeit. Herzog Premek errichtete um 1400 eine Burg, die zunächst als Festung diente, später zu einem Schloss umgebaut und nach dem Verfall 1891 abgerissen wurde.

Im 15. und 16. Jahrhundert wechselten die Herrschaftsverhältnisse in schneller Folge. 1460 erwarb die böhmische Familie Podiebrad die Stadt, überließ sie jedoch schon 1485 durch Tausch an den ungarischen König Matthias Corvinus, dessen Nachfolge 1490 sein Sohn Johann antrat. Zwischen 1501 und 1511 war Sigismund I. von Polen Stadtherr. Spätestens mit der Übernahme des Herzogtums Troppau durch die Habsburger 1526 setzte sich der deutsche Ortsname Troppau für die nächsten Jahrhunderte durch. Seit dem Jahre 1613 bis auf den heutigen Tag ist der jeweilige regierende Fürst von Liechtenstein auch Herzog von Troppau, obgleich dieser Titel wohl nurmehr historische Bedeutung haben dürfte. Zusammen mit den anderen benachbarten Herzogtümern zählte Troppau nach dem Aussterben der Piasten ab 1675 zu Schlesien. Als nach der Niederlage Österreichs im Siebenjährigen Krieg der größte Teil Schlesiens an Preußen verloren ging, blieben nur noch die Troppauer und Teschener Landesteile bei Österreich. Nach der Einführung der österreichischen Verfassung von 1849 wurde Troppau die Hauptstadt des gleichnamigen Kronlandes.

Vom 20. Oktober bis 20. Dezember 1820 trafen sich in Troppau die Herrscher Österreichs, Preußens und Russlands zum so genannten Troppauer Fürstenkongress, der aus Anlass des bürgerlichen Aufstandes von Neapel abgehalten wurde. Nach dem Bau der 1845 eröffneten Kaiser-Ferdinand-Nordbahn Wien - Krakau und der 1847 erfolgten Anbindung der Strecke Schönbrunn - Troppau - Ziegenhals fand Troppau früh Anschluss an das Eisenbahnnetz. Durch den Bau weiterer Strecken von Troppau nach Bennisch und ins benachbarte Preußisch-Schlesien bildete sich ein Bahnknotenpunkt heraus. Das hatte besonders positiven Einfluss auf die industrielle Entwicklung, und so siedelten sich Ziegeleien, eine Zuckerraffinerie und mehrere Textilfabriken an. Neben den zahlreichen Landesbehörden beherbergte Troppau zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Handels- und Gewerbekammer, zwei Gymnasien (deutsch und tschechisch), das Landeskrankenhaus und etliche andere öffentliche Einrichtungen. Die Zahl der Einwohner stieg bis 1880 auf 20.563 an.

Franz-Josef-Platz um 1900

Nach der Loslösung der Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt 1918 tschechisch und erhielt wieder den slawischen Namen Opava. Sie blieb bis 1928 Verwaltungssitz von Böhmisch-Schlesien, ehe das Gebiet mit Mähren vereinigt wurde. Mit dem Münchner Abkommen kam die Stadt im November 1938 unter deutsche Verwaltung, und es wurde der Stadtkreis Troppau gebildet. Am 1. April 1939 wurde Troppau Sitz des gleichnamigen Regierungsbezirkes im Reichsgau Sudetenland. Am 1. Mai 1939 wurden die benachbarten Gemeinde Gilschwitz, Jaktar und Katharein eingemeindet. Danach erhöhte sich die Einwohnerzahl auf 45.740. Nachdem sowjetische Truppen 1945 die Stadt erobert hatten, wurde Troppau als Opava wieder in die Tschechoslowakei eingegliedert. Die deutschen Bewohner wurden aufgrund der Benes-Dekrete vertrieben.

Oberring mit Theater und Propsteikirche (2001)

Bürgermeister

  • 1892 bis 1908 Emil Rochowanski, Rechtsanwalt
  • 1908 bis 1919 Walther Kudlich, Rechtsanwalt
  • 1919 bis 1920 Alfred Wessely, Statthalterbeirat
  • 1920 bis 1932 Ernst Franz, Lehrer
  • 1932 bis 1938 Ernst Just, Rechtsanwalt
  • 1938 bis 1943 Reinhart Kudlich, Rechtsanwalt
  • 1943 bis 1945 Gerhard Stellwag von Carion, Magistratsrat
  • 2006- Zbyněk Stanjura

Ortsteile

tschechischer Name deutscher Name polnischer Name
Držkovice Dirschkowitz (seit 1938: Dirschkenhof) Dzierżkowice (Dyrzkowice)
Jaktař Jaktar Jaktarz, Jaktar
Jarkovice Jarkowitz Jarkowice
Kateřinky Katharein Katerzynki
Komárov Komorau Komarów
Kylešovice (1890: Kýlešovice) Gilschwitz Kileszowice
Malé Hoštice Klein Hoschütz Goszczyce Małe (Małe Hoszyce)
Milostovice (1869-1880: Milhostovice) Milostowitz Miłostowice
Opava Troppau Opawa (1880: Tropawa)
Palhanec Palhanetz Palhaniec
Podvihov Podwihof Podwihów
Pusté Jakartice Wüst Jakartitz und Klingebeutel Puste Jakarcice
Suché Lazce Sucholasetz Suchie Łazce
Vávrovice Wawrowitz Wawrowice
Vlaštovičky (1869: Vlaštovički) Wlastowitz Własztowiczki (Włastowice)
Zlatníky (1869: Zlatniky) Slatnik Złotniki

Wirtschaft und Infrastruktur

In der Gegenwart bekommt Opava wieder den Status eines wichtigen Geschäfts - und Kulturzentrums. Sie ist der Sitz einer Reihe von wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen, die überregionale Bedeutung haben, wie z. B. das Schlesische Landesmuseum, die Schlesische Universität Opava, die Schlesische Anstalt der Akademie der Wissenschaft etc. Auch das Bankfach ist hier weitläufig vertreten.

Die Stadt Opava gehört zum Industrieballungszentrum von Ostrava (dt.: Ostrau) und stellt vor allem Bergbauausrüstungen her.

St. Adalbert-Kirche (2009)
Mariä Himmelfahrt-Konkathedrale (2008)
Universitätskirche (2008)
Universitätskirche - Innenansicht (2008)

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Historische Bauwerke:

Die Stadt Troppau hatte einen eigenen Kulturpreis gestiftet. Bekannt ist die Verleihung 1944 an den aus Jägerndorf stammenden Bibliothekar und Schriftsteller Robert Hohlbaum.

Sport

Der ortsansässige Eishockeyklub HC Slezan Opava spielte Ende der neunziger Jahre in der höchsten tschechischen Eishockeyliga, der Extraliga, stieg aber seitdem bis in die dritte Spielklasse ab.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

(Folgende Persönlichkeiten sind in Opava geboren. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Geburtsjahr. Ob sie ihren späteren Wirkungskreis in Opava hatten oder nicht ist dabei unerheblich)

Im Ort wirkten

(Die Auflistung erfolgt alphabetisch)

  • Eduard Freiherr von Böhm-Ermolli (1856–1941), Feldmarschall und Heerführer im Ersten Weltkrieg, lebte und starb hier
  • Antonín Boll (1721–1792), Philosoph und Jesuit, unterrichtete hier
  • Albert Ferenz (1907–1994), Künstler und Restaurator, wirkte hier von 1936 bis 1942
  • Georg von Kopp (1837–1914), Bischof von Fulda und Fürstbischof von Breslau, Mitglied des Troppauer Landtages, starb hier
  • Hans Kudlich (1823–1917), Arzt und Politiker, bekannt als Bauernbefreier, besuchte das Gymnasium in Troppau
  • Gregor Mendel (1822–1884), Naturforscher, besuchte das Gymnasium in Troppau
  • Andreas Scultetus (um 1622/23–1647), spätmystischer Dichter, starb hier

Städtepartnerschaften

Patenschaft

Die Patenschaft für die Heimatvertriebenen aus Troppau hat am 22. Juni 1958 die Stadt Bamberg übernommen. Die dortige "Troppauer Heimatstube" wird betreut von der "Heimatkreisgemeinschaft Troppau e.V."

Weblinks

Einzelnachweise

  1. isoldes-liebestod
  2. Literaturport.de

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Troppau [2] — Troppau (tschech. Opava), Stadt mit eignem Statut, Hauptstadt von Österreichisch Schlesien, liegt 258 m ü. M. an der Oppa, die unterhalb der Stadt die Mohra aufnimmt, nahe der preußischen Grenze, an den Staatsbahnlinien Schönbrunn T., Olmütz… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Troppau — Troppau, 1) Herzogthum im österreichischen Schlesien, an der Oder, Oppa u. Mora, seit 1614 Besitz des Fürsten Liechtenstein. Als Schlesien in mehre Herzogthümer zerfiel, gehörte T. zu dem Herzogthume Teschen. Unter Wenzel III. kam es an Böhmen, u …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Troppau [1] — Troppau, vormaliges schles. Fürstentum, das jetzt zum Teil den Troppauer Kreis von Österreichisch Schlesien, zum Teil den Leobschützer Kreis des preußischen Regierungsbezirks Oppeln bildet, gehörte ursprünglich zu Mähren. Der böhmische König… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Troppau — Troppau, Stadt mit eigenem Statut, Hauptstadt des Kronlandes Österr. Schlesien, Bezirksstadt [Karte: Österreichisch Ungarische Monarchie IV, 2], an der Oppa, (1900) 26.748 E., Sitz der Landesregierung, Landesgericht, Handels und Gewerbekammer,… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Troppau — Troppau, die Hauptstadt des Kreises gl. N. im östreichischen Schlesien und zugleich der Hauptort eines dem fürstlich Liechtenstein schen Hause gehörigen Fürstenthums, in einer Ebene am rechten Ufer der Oppa gelegen, mit 13.000 Ew. Die geraden und …   Damen Conversations Lexikon

  • Troppau — Troppau, Fürstenthum in preußisch Schlesien (17 QM. mit 60000 E., Hauptort Leobschütz) u. in österr. Schlesien (24 QM. mit 80000 E.), seit 1614 dem Hause Liechtenstein gehörig. Die Hauptstadt T. an der Oppa mit 12300 E. ist auch Hauptstadt des… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Troppau — Trọppau,   1) tschechisch Ọpava [ ɔpava], Stadt im Nordmährischen Gebiet, Tschechische Republik, 260 m über dem Meeresspiegel, am Westrand des Hultschiner Ländchens, nahe der Grenze zu Polen, an der Oppa, 61 500 Einwohner; Schlesische… …   Universal-Lexikon

  • Troppau — Opava (Tchéquie)  Pour l’article homonyme, voir Opava.  Opava (Tchéquie) …   Wikipédia en Français

  • Troppau, Congress of — (1820) Meeting of the Holy Alliance powers held at Troppau in Silesia (modern Opava, Czech Rep.). Attended by representatives of Austria, Russia, and Prussia and by observers from Britain and France, the alliance signed a declaration of intention …   Universalium

  • Troppau, Congreso de — (1820). Encuentro de las potencias de la Santa Alianza efectuado en Troppau, Silesia (actual Opava, República Checa). Con la presencia de representantes de Austria, Rusia y Prusia y de observadores de Gran Bretaña y Francia, la alianza firmó una… …   Enciclopedia Universal

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”